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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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sieht er auf einem kleinen Teakholzklapptisch eine Schale mit Pistazien, einen goldenen Becher und eine Dose koffeinfreie Diät-Cola. An der Wand steht eine Kühlbox mit weiteren Softdrinks. Als sich der Staub endlich legt, öffnet sich summend das Fenster, und der Kardinal streckt seine juwelengeschmückte Hand heraus, damit sie der bescheidene Priester küssen kann. Kardinal Cooper räuspert sich, als wolle er sagen: Beeil dich, Junge, du lässt die ganze kalte Luft raus.
    Pater Michael starrt auf die prunkvolle Aufmachung und die kostbaren Juwelen des Kardinals. Dann schweift sein Blick über die bis zum Skelett abgemagerten Flüchtlinge, und plötzlich knallen seine Sicherungen durch. Er packt die Hand des Kardinals und zieht. » Au! Verdammt, was soll das? « Auf dem Weg durch das Fenster stößt sich der Kardinal den Kopf. Seine makellos weiße Mitra landet im Staub. Es folgt ein wildes Gerangel, bei dem Pater Michael dem Kardinal die Diamantringe von den Fingern ziehen will. » Ich kann sie verkaufen « , brüllt er. » Damit können wir diese Menschen ernähren! «
    Die Leibwächter zerren Pater Michael weg und halten ihn fest. Andere helfen Kardinal Cooper auf die Beine, und dann steht er da wie ein König, während ihm seine Diener den Staub von den Kleidern bürsten. An gnädige Vergebung scheint er jedoch nicht zu denken.
    Pater Michael weiß nicht so recht, was passiert ist. Er versucht, einen klaren Kopf zu bekommen, aber er versteht die Welt nicht mehr. Er weiß nicht, ob er es ist, der verrückt geworden ist, oder die anderen. Immerhin braucht er nicht lange, um zu begreifen, dass solche Unterscheidungen hypothetisch sind.
    Sobald auch die Mitra vom Staub gereinigt ist, besteigt der Kardinal sein tragbares Rednerpult und segnet die hungernde Menge mit einer vagen Handbewegung. Dann wendet er sich an Pater Michael, grinst und exkommuniziert ihn kraft seines Amtes. Einen Augenblick später sitzt Kardinal Cooper wieder in der angenehm klimatisierten Kabine. Der Konvoi fährt weiter und hinterlässt nicht viel mehr als eine leere Coladose.
     
    Wie jeder, bei dem eingebrochen und gestohlen wurde, fühlte sich Dan persönlich verletzt. Er fühlte sich zudem hilflos, weil er den Einbruch nicht einmal melden konnte; denn bei der Untersuchung des Einbruchs könnte sich herausstellen, dass die gestohlenen Waren mit der Kreditkarte eines Toten erworben worden waren. Nach einer weiteren Betrachtung seiner Lage stellte Dan noch ein Gefühl bei sich fest. Er hatte Hunger. Er hatte sich so auf das Steak-Abendessen gefreut, und nun waren Kühlschrank und Schränke leer. Die Diebe hatten alles mitgenommen bis auf eine Dose Tomaten, eine Flasche Sojasauce und ein altes Telefon mit Wählscheibe.
    Der Hunger trieb Dan in einen ein paar Meilen entfernten Supermarkt. Er hoffte, dass er den Fünffinger-Discount noch nicht verlernt hatte. Als Junge war er darin ziemlich gut. Er nahm einen Einkaufskorb und ging in die Lebensmittelabteilung. Während er sich dort umsah, versuchte er unauffällig die Spiegelfenster und an der Decke die Halbkugeln aus schwarzem Glas auszumachen, hinter denen die Kameras versteckt waren. Die Tatsache, dass Dans Hunger größer war als seine Nervosität, erwies sich als hilfreich.
    Irgendwo in der Nähe des Regals mit 67 verschiedenen Salatsoßen fiel Dan auf, dass ihn die Menschen komisch ansahen.
    Sobald er mit jemandem Augenkontakt herstellte, wurde ihm freundlich zugelächelt. Es war nicht nur ein höfliches Lächeln von freundlichen Menschen, sondern ein respektvolles, beinahe dankbares Lächeln – jedenfalls eines, das Dan nicht gewöhnt war –, und da begriff er, dass man ihn nicht erwischen würde. Bei den fünfzig Leuten im Laden, dachte Dan, wen werden sie da wohl nicht beobachten? Er begann bei einem großen Süßigkeitenstand und vertilgte mit Jogurt umhüllte Malzkugeln. Bevor er eine Dose Thunfisch stibitzte, legte er eine Rolle Toilettenpapier in seinen Korb.
    Alles ging reibungslos. In der Fleischabteilung gefiel ihm das Schweinefleisch nicht so sehr, und ob er ein ganzes Huhn aus dem Laden schmuggeln konnte, bezweifelte er. Er schlenderte zum Ende der Kühltruhe und schnappte sich etwas, womit er durchzukommen glaubte. Dann ging er in den vorderen Teil des Supermarkts zu den Zeitungen. Er stellte seinen Korb auf den Boden, und während er in einer Zeitschrift blätterte, entfernte er sich unauffällig von dem Korb. Dann ging er gemütlich zum Ausgang.
    In seinem Klerikeraufzug

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