McJesus
Geld dort draußen, meine Herren. Sie brauchen es nur einzusammeln. Tun Sie es nicht, werde ich dafür sorgen, dass Ihnen die ewige Verdammnis wie ein Grillfest vorkommt. Noch Fragen, meine Herren?« Es entstand eine Pause, in der sich die geistlichen Herren ansahen, um festzustellen, ob jemand kühn genug war, einen Einwand zu erheben. Kardinal Goddard fiel etwas auf. Langsam ging er auf Monsignore Matthews zu. »Was ist mit Ihnen, Monsignore?« Er wartete auf eine Antwort. »Monsignore, haben Sie überhaupt zugehört?«
Matthews, der in Gedanken ganz woanders war, blickte erschrocken auf. »Jaja, Mamet«, sagte er. »Ich meine – Mammon. Alles dreht sich um den Mammon.«
Goddard sah ihn merkwürdig an. »Wenn Sie damit die zehnprozentige Steigerung des Beitrags aus Ihrer Diözese meinen, so ist das richtig«, sagte er. »Ich danke Ihnen, meine Herren.« Nachdem der Kardinal gegangen war, trollte sich auch Pater Carter mit seinem Projektor aus dem Konferenzraum.
Die Versammlung löste sich auf. Während sich die Herren zum Aufzug begaben, versuchte Monsignore Matthews seine Gedanken zu ordnen. Einerseits war er erleichtert, dass er mit seinen subversiven Aktivitäten nicht aufgeflogen war. Andererseits hatte er jetzt ein echtes Problem mit Schwester Peg, das leicht dazu führen konnte, dass er doch aufflog. Er hasste so etwas, aber er wusste, dass er seinen Diözesenbeitrag sofort erhöhen könnte, wenn er die Zahlungen für das Care Center strich – was an sich kein Problem gewesen wäre, wenn ihm nicht von vornherein untersagt gewesen wäre, das Care Center finanziell zu unterstützen. Monsignore Matthews hatte schon vor etlichen Jahren ein knapp formuliertes Memo erhalten des Inhalts, dass das karitative Unternehmen der Schwester Peg nicht zu unterstützen sei. Aus welchen Gründen, ging aus dem Schreiben nicht hervor.
Monsignore Matthews kannte natürlich die Gründe und hatte sie als irrelevant abgetan. Er kannte Schwester Peg seit Jahren und wusste, dass sie mit hundert Dollar mehr Menschen helfen konnte als die meisten Wohlfahrtseinrichtungen mit tausend Dollar. Wenn er sie jetzt im Stich ließ – wer weiß, welches Lied sie dann anstimmen würde. Sie kannte mindestens zwei, die sein Aus bedeuten würden.
Monsignore Matthews’ Blick fiel auf eine Glasvitrine, die ein elfenbeinernes Diptychon enthielt, eine zusammenklappbare Schreibtafel aus dem zweiten Jahrhundert, verziert mit dem Bild der von Engeln flankierten Heiligen Jungfrau – Wert schätzungsweise zwölf Millionen Dollar an einem guten Tag bei Christie’s. Der Gedanke, wie viel Gutes mit diesem Geld getan werden könnte und nicht getan wurde, machte Monsignore Matthews ganz krank. Stattdessen lag es in diesem Konferenzraum und brachte keinen anderen Nutzen, als ein paar Männer zu ergötzen. Es war ein ausgezeichnetes Beispiel für das, was Monsignore Matthews so erbitterte. Doch er wusste, dass er vorsichtig sein musste und dass es keinen Sinn hatte, die schrumpfköpfigen Prälaten der Abteilung Außenstandskonten gegen sich aufzubringen. Monsignore Matthews hatte es mit einem viel gefährlicheren Feind zu tun.
8
Dan hatte eine Flasche Scotch im Bus. Als die Sonne unterging, saß er mit erdverkrusteten Händen im Wagen und trank ein paar Schlucke, während er über den Friedhof blickte. Er dachte an die guten Zeiten und fand etwas Trost in seiner Sentimentalität und Traurigkeit; aber am meisten tröstete ihn der Scotch. Dan fand, dass ihm die Zeremonie am Grab nur schlecht gelungen war, und wollte es wieder gutmachen. Nach einem weiteren kräftigen Schluck erwärmte er sich für die Idee einer Totenwache. Es wäre natürlich nur eine kleine Totenwache – eine Ein-Personen-Veranstaltung –, aber sie würde ihm gut tun. Sie wäre etwas, das seine Verbitterung und seinen Zorn lindern und seinen Bruder ehren würde. Also startete er den alten VW-Bus und fuhr nach Hause.
Auf dem Heimweg erinnerte er sich, dass er ein schönes Steak im Kühlschrank hatte. Das wäre ein guter Anfang. Er könnte eine Flasche Wein aufmachen und einen Toast zum Andenken an seinen Bruder ausbringen. Es wäre eine nette Geste und viel katholischer als Dans Gottesdienst am Grab, der eher zur Church of England gepasst hätte. Er würde die neue Fujioka-Anlage mit CDs laden, die Michael gefallen hätten – vielleicht ein bisschen Bob Dylan oder Paul Simon. Nach dem Essen würde er sich in den großen verstellbaren Lehnstuhl setzen, den Wein austrinken und sich
Weitere Kostenlose Bücher