McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
niedrige Tür. Es gab darüber hinaus einige Schuppen, einen Stall und eine Scheune. Alles wirkte grau in grau und ärmlich. Auf einer Koppel grasten zwei Milchkühe, in einer Fence tummelte sich ein Pferd.
McQuade ritt näher. Einige Hühner flohen gackernd zur Seite, als er den Farmhof durchquerte. Ein schwarzer Hund von unbestimmter Rasse schoss aus seiner Hütte und begann wie von Sinnen zu kläffen.
Aus einem der unverglasten Fenster wurde ein Gewehrlauf geschoben. »Wenn Sie Vanderbildt schickt, dann drehen Sie auf der Stelle Ihren Gaul herum und ziehen Sie Leine!«
Es war die etwas schrille Stimme einer Frau.
Der Hund hatte zu bellen aufgehört und knurrte zähnefletschend.
McQuade parierte das Pferd. »Keine Sorge, Ma'am, ich kenne Vanderbildt gar nicht. Was ich von ihm gehört habe, reicht jedoch, um mich davon abzuhalten, jemals für ihn zu arbeiten. Mein Name ist McQuade. Ich komme wegen Ihres Mannes und Ihres Bruders.«
»Mein Bruder wird als Mörder gesucht, mein Mann als sein Helfershelfer. Wenn Vanderbildt die beiden erwischt, ist es um sie geschehen. Was haben Sie mit der Sache zu tun? Sind Sie ein Gesetzesbeamter?«
McQuade zögerte ein wenig, dann antwortete er: »Ja, Ma'am, ich reite für das Gesetz. Wer schuldig ist, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Ein Mann darf jedoch nicht für die Taten eines anderen büßen.«
»Sind Sie ein Philosoph?«
»Nein. Ich bin ein Mann, der seit dem Ausbruch des Krieges und auch nach Kriegsende ständig und hautnah mit dem Irrsinn brutaler Gewalt konfrontiert wird. In Tubac zweifelt man an der Schuld Ihres Bruders. Der Deputy hat mich gebeten, Emmett Dunns Leben zu schonen. Ich möchte mit Ihnen über Ihren Bruder sprechen, Ma'am.«
»Sie sehen nicht gerade vertrauenerweckend aus.«
»Mein Leben spielt sich im Sattel ab, Ma'am. Das Land schenkt einem nichts. Als ich aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, waren meine Eltern und meine Schwester tot. Man hat sie brutal ermordet. Seitdem reite ich auf der Fährte irgendwelcher Verbrecher. Es – es ist wie eine Berufung.«
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen vertrauen kann, McQuade. Zuviel ist geschehen. Die Diamant-V terrorisiert die Farmer am Santa Cruz River. Die Methoden werden immer rauer. Vanderbildt ist nichts heilig, er scheut vor keiner Schandtat zurück. – Aber gut. Wenn Sie ein falsches Spiel mit mir treiben, dann soll Sie der Himmel strafen. Steigen Sie ab und kommen Sie herein.«
»Sie haben nichts zu befürchten, Ma'am«, versicherte McQuade, saß ab und führte das Pferd zum Holm, schlang die Leine um den verkrümmten Querbalken und schritt auf sattelsteifen Beinen zur Haustür.
*
Es war dunkel. Drei Tage waren vergangen, seit McQuade mit Marsha Blake gesprochen hatte. Der Kopfgeldjäger befand sich in den Santa Rosa Mountains. Die zerklüfteten Sandsteinfelsen erhoben sich wie riesige Grabsteine. In den Schluchten wuchs dorniges Gestrüpp. In einer dieser Schluchten stand die Hütte eines Fallenstellers, dessen Name Joshua Meredith war und bei dem es sich um einen Onkel von Emmett Dunn und Marsha Blake handelte, dem Bruder ihrer Mutter. Ein schmaler Bach floss an der Hütte vorbei. Joshua Meredith hatte einen Stall und einen Schuppen errichtet, und es gab einen kleinen Corral, in dem vier Pferde schliefen.
McQuade hatte sein Pferd im Maul der Schlucht zurückgelassen. Jetzt stand er an der Rückwand der Hütte. Das Gewehr trug er links am langen Arm, in der Kammer befand sich eine Patrone, die Waffe war entsichert.
In der Hütte war es still. McQuade setzte sich und wartete. Träge verrann die Zeit. Schließlich aber lichtete sich die Dunkelheit, die Sterne verblassten, die Vögel stimmten ihr morgendliches Pfeifkonzert an. Tau lag auf den Gräsern zu beiden Seiten des Baches. Schließlich sickerte das erste Tageslicht zwischen die Felsen.
Aus der Hütte war Rumoren zu vernehmen, Stimmen erklangen, dann wurde die Tür aufgezogen und nacheinander kamen drei Männer mit nackten Oberkörpern heraus, gingen zum Bach, knieten ab und begannen sich zu waschen.
McQuade glitt um die Hütte herum, zog das Gewehr mit dem Kolben an die Hüfte und sagte: »Deine Frau hat mir erzählt, wo ich euch finde, Jason Blake.«
Die drei Männer beim Bach zuckten herum. Fassungslosigkeit, grenzenloser Schreck und jähe Unrast prägten jeden Zug ihrer Gesichter.
McQuade schaute einen Mann von etwa dreißig Jahren an. Er hatte blonde Haare und blaue Augen und war ungefähr so groß wie der
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