McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
also der Aussage der beiden Cowboys?«, kam es wie aus der Pistole geschossen von McQuade.
Kurze Zeit schwieg der Gesetzeshüter. Seine rechte Hand hob sich und wie versonnen spielte sie mit dem Stern an der Weste. »Ich kenne Emmett Dunn«, erklärte der Deputy schließlich, »und ich kannte John Vanderbildt. Emmett ist ein aufrechter, arbeitsamer, grundehrlicher und anständiger Zeitgenosse. Er ist alles andere als ein skrupelloser Messerstecher. John Vanderbildt aber …«
Der Deputy verstummte.
»Ihr Schweigen sagt mehr als tausend Worte«, murmelte McQuade.
Jetzt mischte sich der Stallmann wieder ein, indem er rief: »Jeder, der nicht auf Big Jacks Lohnliste steht, glaubt der Version Emmett Dunns. John Vanderbildt war ein verzogener Bursche mit verdorbenem Charakter. Emmett Dunn aber …«
»Kann ich die Steckbriefe haben?«, fragte McQuade an den Deputy gewandt.
»Warum?«
»Ich werde Dunn und seinen Schwager suchen. Und ich bringe sie Ihnen, Deputy. Nennen Sie mir nun die Namen der beiden Cowboys?«
Die Stirn des Gesetzeshüters umwölkte sich, sein Blick wurde stechend, seine Lippen sprangen auseinander. »Sie sind Prämienjäger, wie?«
McQuade hielt dem durchdringenden Blick stand. »Ich bin der Meinung, dass ich für das Gesetz reite. Wenn ich es auch auf meine Art vertrete.«
Die beiden Männer starrten sich an. Kalte Ablehnung ging von dem Gesetzeshüter aus. Es war wie ein Duell – ein Zweikampf, den nur der Mann mit den stärkeren Nerven gewinnen konnte. Plötzlich irrte der Blick des Deputys ab. »O verdammt«, murmelte er. »Wie kann ein Mann nur so tief sinken? Es ist ein blutiges Handwerk, dem Sie sich verschrieben haben, McQuade. Yeah, an ihren Händen klebt Blut.« Er seufzte. »Ich werde es wohl nicht verhindern können, dass Sie sich auf die Fährte von Emmett Dunn und seinem Schwager setzen. Und es wird wohl so sein, dass Sie erst schießen und dann die Fragen stellen.«
Verbitterung stieg in McQuade hoch, da war aber auch eine gehörige Portion Ärger. Mit einem Ruck erhob er sich. »Sie sind voreingenommen, Deputy«, grollte seine Stimme. »Ich will aber gar nicht versuchen, Ihre Meinung über mich zu ändern.« McQuade richtete seine Aufmerksamkeit auf den Stallmann. »Beschreiben Sie mir den Weg zu Dunns Farm.«
»Reiten Sie eine halbe Meile am Fluss entlang nach Norden, dann stoßen Sie auf den kleinen Creek, der von Osten her in den Santa Cruz River mündet. Folgen Sie ihm etwa zwei Meilen. Dann stoßen Sie auf die Dunn Farm. Aber vorsichtig, Mister. Sie müssen über Vanderbildt-Weide. Und das mag der alte Despot überhaupt nicht.«
»Danke. Ich hole in einer Stunde mein Pferd ab.«
McQuade zog sein Gewehr aus dem Sattelschuh, dann wandte er sich dem Stalltor zu. Die Stimme des Deputys holte ihn ein. »Die Steckbriefe hängen an der Wand meines Office. Als Sie vorhin sagten, Sie bringen mir Dunn und seinen Schwager, klang das wie ein Versprechen.«
»Ich werde alles daransetzen …« McQuade hatte angehalten. Er drehte sich nicht um.
»Ich schätze Ihre Sorte nicht, McQuade. Von Ihnen allerdings weiß ich nicht, was ich halten soll. Sie geben mir Rätsel auf. Vielleicht begehe ich sogar einen Fehler, wenn ich Sie mit all den anderen Menschenjägern über einen Kamm schere. Würden Sie mir einen Gefallen erweisen?«
»Welchen?«
»Bringen Sie mir die beiden lebend.«
»Es wird von Dunn und seinem Schwager abhängen«, murmelte McQuade und schritt weiter.
*
McQuade zog am Fluss dahin. Im Gebüsch zwitscherten die Vögel und summten die Bienen. Schmetterlinge flatterten durch die Luft, die zu glühen schien. Das ganze Land war aufgeheizt wie ein Backofen. Die Luft waberte und die Konturen der Hügel verschwammen wie hinter einer Wand aus Wasser. Kein Luftzug regte sich. Die Hitze war erdrückend.
Rudel von Longhorns standen am Creek. Die Uferbänke waren ausgetrocknet und rissig. Fladen hart gebackenen Schlamms zeugten davon, dass der Wasserstand des schmalen Flüsschens schon einmal viel höher gewesen war.
Hufschläge erklangen. Der Lärm schwoll an, und dann stoben drei Reiter auf den Kamm des Hügels zur Linken des Kopfgeldjägers. McQuade presste die Lippen zusammen. Eine Begegnung mit Vanderbildts Reitern hatte er vermeiden wollen. Er stellte sich auf Verdruss ein und wappnete sich mit kühler Gelassenheit.
Mit rauen Zurufen trieben die Reiter ihre Pferde an, im Galopp jagten sie den Abhang herunter auf McQuade zu, der seinem Pferd in die Zügel
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