McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
verschiedenen Orten in einem Umkreis von fünfzig Meilen begannen vor etwa fünf Monaten. Beim letzten hold up rutschte Phil Tucker das Halstuch vom Gesicht und er wurde erkannt. Er ließ sich in Sierra Vista nicht mehr blicken. Und mit ihm verschwanden Sam Duncan, Wes Talbott und der blutjunge Curly Bassett. Die Überfälle wurden immer von vier Kerlen verübt. Ich brauchte also nur eins und eins zusammenzuzählen.«
»Man spricht von der Duncan-Bande«, sagte McQuade.
»Duncan ist der Älteste des Quartetts. Und nur er hat das Format, die Gang zu führen. Er ist intelligent und stark. Tucker hat den Verstand eines Fünfzehnjährigen, Talbott besäuft sich bei jeder Gelegenheit. Und Curly Bassett ist zu jung, um dem höllischen Verein seinen Stempel aufzudrücken. Am meisten tut mir die Mutter des Burschen leid. Sie ist eine hochanständige Frau und leitet in der Stadt den Bibelkreis. Martha droht an der Tatsache, dass Curly derart auf die schiefe Bahn geraten ist, zu zerbrechen. Ja, sie kann einem leid tun.«
»Wo fand der letzte Überfall statt?«, fragte McQuade.
»Fünf Meilen östlich von Benson. Ein Aufgebot aus der Stadt hat die Bande verfolgt. Es verlor die Spur in den Dragoon Mountains.«
»Ein Mann ist bei dem hold up gestorben«, murmelte McQuade. Es war eine Feststellung.
»Ja, er bekam eine Kugel in die Brust und starb in der Nacht. Es geht um Mord. Wenn wir der vier Schufte habhaft werden, knüpfen wir sie auf. – Nennen Sie mir Ihren Namen. Ich will immer wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
»McQuade. Ich bin verstaubt und verschwitzt«, knurrte der Texaner. »Außerdem ich bin müde und habe verdammten Kohldampf. Sie entschuldigen mich, Sheriff?«
Wortlos trat der Gesetzeshüter zur Seite, ein Ruck durchfuhr McQuade, und er schritt an dem Sheriff vorbei. Dessen Stimme holte ihn ein. »Noch etwas, McQuade: In der Stadt sind seit gestern drei Kerle, die dasselbe Handwerk wie Sie ausüben. Auch sie scheinen sich für Duncan und seinen Verein zu interessieren.«
McQuade, der angehalten hatte, setzte sich wieder in Bewegung.
Noch einmal ergriff der Gesetzeshüter das Wort, indem er rief: »Sie gehören zu der Sorte, die ich gar nicht mag, McQuade. Denn sie verstehen nur eine Sprache – und das ist die Sprache der Gewalt. Die drei werden sicher etwas dagegen einzuwenden haben, wenn Sie versuchen, ihnen das wertvolle Wild vor der Nase wegzuschnappen.«
Es klang wie eine düstere Prophezeiung.
*
Als McQuade den Barber Shop verließ, war der Sandsturm da. Es gab keinen allmählichen Übergang von der Reglosigkeit in das Toben des Unwetters. Es dauerte nicht länger als eine Sekunde, und alles hatte sich in eine tobende Staubhölle verwandelt. Wie ein zorniges Untier kam der Sturm über die Hügel vor der Stadt herabgefegt und trieb eine graue Wand aus Staub vor sich her, die alles unter sich begrub.
Der Kopfgeldjäger rannte los, um so schnell wie möglich die Main Street zu überqueren und in den Saloon zu gelangen. Sturmböen packten ihn wie mit Riesenfäusten und drohten ihn umzuwerfen. McQuade stemmte sich gegen den Wind, er kämpfte gegen ihn wie gegen einen leibhaftigen Feind.
Das Land hatte sich in einen tosenden und heulenden Hexenkessel verwandelt, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Immer neue Massen von Sand und Staub jagte der orkanartige Wind über die Dächer heran. Er heulte wie ein hungriger Wolf durch Häuserlücken und riss den Sand vom Boden. Der Staub wirbelte so dicht, dass man fast die Hand vor den Augen nicht mehr erkennen konnte. Ächzend und knarrend bogen sich die Bäume im Wüten der Elemente. Alle anderen Geräusche erstickten im Orgeln des Sandsturms.
McQuade nahm die vier Stufen zum Vorbau des Saloons, über die man ihn von der Straße aus betreten konnte, mit einem kraftvollen Sprung. In dem Moment kamen von links drei schemenhafte Gestalten. Sie stürmten die Treppe herauf, über die man vom Gehsteig aus auf den Vorbau gelangte. McQuade beeilte sich, um zuerst bei der Tür zu sein.
Der Salooner hatte die Schutztür geschlossen, um zu verhindern, dass ganze Massen von Sand und Staub in den Saloon geweht wurden. In dem Moment, als McQuade die Tür aufklinken wollte, wurde er brutal angerempelt. Er war nicht darauf gefasst, taumelte zwei Schritte zur Seite und prallte gegen die Wand. Der Bursche, der ihm den derben Stoß versetzt hatte, riss die Tür auf und die drei Kerle drängten hinein.
In McQuade kroch der Zorn hoch. Er folgte dem Trio in
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