McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
linke Hand auf seine zerschossene Schulter und atmete stoßweise, schmerzgepresst.
»Vielen Dank, McQuade«, gab der Gesetzeshüter zu verstehen und starrte den Blondhaarigen an. »Wirf den Revolver auf den Boden, Hombre. Ich werde euch für den Rest der Nacht einsperren. Und morgen früh verlasst ihr die Stadt. An der Stadtgrenze erhaltet ihr eure Waffen zurück. Jetzt aber …«
Die Anspannung löste sich in dem Burschen. Seine Schultern sanken nach unten. Er zog das Schießeisen langsam aus dem Holster und ließ es auf die Dielen fallen. Seine Backenknochen mahlten, seine Zähne knirschten übereinander.
»Und jetzt hilf deinem Kumpel auf die Beine!«, gebot der Sheriff. »Wirf seinen Revolver neben deinen. – Mathew!«
»Was ist?«, fragte der Keeper mit belegter Stimme.
»Ich brauche feste Schnüre, damit ich den Kerlen die Hände fesseln kann.«
»Einen Augenblick«, knurrte der Mann hinter dem Tresen und verschwand im nächsten Moment durch eine Tür in einen angrenzenden Raum.
Der Blondhaarige half dem Burschen mit dem Rattengesicht hochzukommen, zog ihm den Revolver aus dem Holster und warf ihn auf den Fußboden. Blut rann aus einer Platzwunde an der Schläfe des Rattengesichtigen und über seine Wange. Der Mann mit der zerschossenen Schulter hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und krümmte sich vor Schmerzen.
Der Keeper brachte einige dünne Lederschnüre. Der Sheriff fesselte dem Blondhaarigen und dem Rattengesichtigen die Hände auf den Rücken, dann dirigierte er sie – und auch den Verwundeten -, aus dem Schankraum. Die Blicke, die die drei dem Kopfgeldjäger zuschossen, waren sengend und beinhalteten eine tödliche Verheißung.
Draußen hatte der Sturm nachgelassen. Als der Gesetzeshüter die Tür hinter sich schloss, war das Heulen des Windes im Schankraum kaum noch zu hören.
McQuade stieß den 45er ins Holster, schritt zum Tresen und sagte zum Keeper: »Geben Sie mir ein Glas Wasser. Außerdem habe ich Hunger wie ein Wolf. Ein Steak mit Bratkartoffeln und Bohnen wäre nicht schlecht.«
Der Mann hinter dem Schanktisch schaute den Kopfgeldjäger an wie ein Erwachender.
*
Am frühen Morgen hatte McQuade mit Curly Bassetts Mutter gesprochen. Martha Bassett war eine vorzeitig gealterte, verhärmte Frau, die immer wieder in Tränen ausgebrochen war, wenn sie von ihrem Sohn sprach. Jetzt ritt der Texaner nach Südwesten. Sein Ziel war das Animas Valley im Hidalgo County in New Mexico.
Nachdem McQuade die Stadt verlassen hatte, umgab ihn Wildnis. Der von der Sonne hartgebackene Boden brachte nur karges Büschelgras, Kakteen und dorniges Strauchwerk hervor. Das Land war hügelig, hier und dort erhoben sich bizarre Sandsteinformationen oder buckelten graue, bemooste Felsen, die von Wind und Regen geformt an schlafende Nashörner erinnerten. Wie grauer Puder lag auf allem eine dicke Schicht aus Staub und Sand. Der Morgendunst war Vorbote der kommenden Hitze.
Immer wieder schaute der Texaner über die Schulter zurück. Das Pferd hinterließ eine deutliche Spur. Aber das Land ringsum war tot und leer, und nichts deutete darauf hin, dass die Kerle, mit denen er am Vorabend Streit hatte, auf seiner Fährte ritten.
Drei Tage später erreichte McQuade sein Ziel. An einem schmalen Creek stieg er vom Pferd. Es war die heißeste Stunde des Tages. Während der Kopfgeldjäger trank und sich dann Staub und Schweiß aus dem Gesicht wusch, soff auch das Pferd. Zu beiden Seiten des Flüsschens wuchs üppiges Strauchwerk. Darüber erhoben sich einige alte Pappeln, die wohltuenden Schatten spendeten.
McQuade vermutete, dass er den Animas Creek erreicht hatte. Mit dem Gewehr in der Hand stieg er auf einen Hügel und schaute nach Westen.
Nichts!
Wenig später zog der Texaner den Fluss hinauf. Irgendwo weiter nördlich musste die Stadt Animas liegen. Aber in den Ort wollte McQuade gar nicht. Sein Ziel war ein kleiner Handelsposten am Fluss, den ein Cousin von Martha Bassett betrieb. Sein Name war Jed Havelock.
McQuade ritt über Bodenwellen, Hügel und durch Senken, die von dem Creek zerschnitten wurden. Die Luft flirrte. Die Hitze war quälend, sie laugte Mensch und Tier aus. Und schließlich konnte der Kopfgeldjäger vom Scheitelpunkt einer Anhöhe aus die Handelsstation sehen. Es handelte sich um einen flachen Bau mit vielen kleinen Fenstern, einigen Schuppen, einem Stall und einer Scheune, einem Corral, in dem sechs Pferde weideten und einer Remise, in der zwei Fuhrwerke standen. Alles war aus
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