Meade Glenn
dem Beifahrersitz. Rashid stieg ein. Gorev fiel sofort das blasse, wütende Gesicht des Arabers auf. »Was ist los?«
Rashid blieb ihm die Antwort schuldig. »Fahr schon!«, schrie er.
Karla legte den ersten Gang ein und fuhr los.
Alexandria, Virginia
12.25 Uhr
Collins war frustriert. Sie fuhren seit vierzig Minuten durch das Viertel, aber Enrico konnte sich nicht erinnern, in welcher Straße das Mietshaus stand. Von einem grünen Honda gab es weit und breit keine Spur. »Die Straßen sehen alle gleich aus«, jammerte Enrico. »Ich weiß nicht, welche es war.«
»Versuchen Sie, sich zu erinnern«, sagte Collins. »Vielleicht fällt Ihnen doch noch was ein. Ein Geschäft? Ein bestimmter Wagen? Ein Haus mit einer bunten Tür? Irgendetwas Auffälliges? Nichts?«
»Nein. Aber so weit war es nicht. Ich bin ganz sicher.«
Sie waren fast am alten Hafen, wo baufällige Lagerhallen und heruntergekommene Häuser standen. »Aus welcher Richtung kamen Sie?«
»Das hab ich doch schon gesagt. Aus Süden von der Clifton-Street.«
Collins und Morgans Blicke kreuzten sich im Rückspiegel.
»Okay. Wir fahren zurück und machen das Ganze nochmal. Und diesmal lassen wir uns richtig Zeit.«
33
Moskau
12. November
Es war Montagnachmittag kurz nach sechzehn Uhr, als General Yuri Butovs Chauffeur vom Moskauer Ring abbog. Er fuhr heute eine andere Strecke. Anstatt seinen Boss nach der Arbeit im Armee-Hauptquartier nach Hause zu fahren, parkte er den Zil auf dem Parkplatz hinter dem exklusiven Saunabad. Es war nur für Mitglieder zugelassen und ein beliebter Treffpunkt für Politiker und Kuzmins engste politische Freunde.
Butov ließ sich von der Dame mit dem stattlichen Busen am Empfang ein paar Handtücher geben und betrat das Bad. Er zog sich aus und ging in die Privatkabine. Trotz der Dampfschwaden erkannte der General Igor Verbatin, den Direktor des Sicherheitsdienstes, auf den ersten Blick. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüften geschlungen und saß allein auf einer Steinbank. Butov schloss fest die Tür und setzte sich zu ihm.
»Und?«
»Es freut Sie sicher zu hören, dass Major Kursk heute Morgen in Washington gelandet ist.«
»Und unser Nervengasexperte, Professor Maslov?«
»Er wird heute Nachmittag im Weißen Haus sprechen.«
Verbatin schüttelte betrübt den Kopf. »Es wird den Amerikanern gar nicht gefallen, was sie zu hören bekommen werden. Kaum auszudenken, was passiert, wenn der Sprengsatz gezündet wird.«
»Erinnern Sie mich nicht daran. Ist Kursk über seine Aufgaben genau informiert worden?«
»Er wird alles tun, um Gorev zu schnappen, falls er in die Sache verwickelt ist.«
Butov füllte eine Keramikschüssel mit heißem Wasser. »Ich meinte seine andere Aufgabe.«
Verbatin nickte. »Kursk hat ein Handy bei sich, und wir haben in unserer Washingtoner Botschaft eine abhörsichere Leitung für ihn eingerichtet, die vierundzwanzig Stunden am Tag besetzt ist. Der Major wird uns über jede wichtige Entwicklung bei der Jagd nach den Terroristen informieren.«
»Gut.« Butov seufzte. Die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er spritzte ein bisschen Minze in die Schüssel mit dem heißen Wasser, die neben ihm stand. »Ich muss Ihnen noch etwas Wichtiges sagen. Bevor ich ins Saunabad gefahren bin, habe ich Kuzmin ge troffen.«
»Und, wie war er gestimmt?«
»Unglücklich.« Butov wischte sich mit einem Schwamm über die Stirn. »Es macht ihn wütend, dass er den Angriff abblasen musste, weil die Amerikaner ihm gedroht haben. Er glaubt, dieser Sinneswandel schwäche seine Position. Das gefällt ihm nicht, und daher hat er eine Entscheidung getroffen.«
»Und welche?«
Butov warf den Schwamm in die Schüssel. »Unsere Agenten werden angehalten, Abu Hasim auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Wir müssen genau wissen, wo sich dieser Scheißkerl aufhält, damit wir beim nächsten Mal keine Fehler machen.«
»Ich verstehe Sie nicht.«
»Kuzmin hat einen Entschluss gefasst. Wenn Washington den Forderungen der Terroristen nachgeben muss, wird Operation
›Hammer‹ wie geplant durchgeführt. Diesmal werden wir blitzschnell handeln, bevor dieAmerikaner gezwungen sein sollten, ihre Truppen aus der Golfregion abzuziehen. Sollte der Fall eintreten, werden sich die Schleusentore sofort öffnen, und für uns ist es zu spät. Eine solche Situation können wir nicht tolerieren.«
Verbatin runzelte die Stirn. »Ist Kuzmin denn gewillt, den Amerikanern Zeit zu lassen, bis das Ultimatum
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