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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Achse des Bosen
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würde.
    Dennoch erschauerte er, als er an die Tage dachte, die vor ihm lagen. Er wusste, dass überall Gefahren lauerten und das Leben hunderttausender Amerikaner auf dem Spiel stand.
    Die nächsten sieben Tage würden über die Zukunft seines Landes und damit über das Schicksal der ganzen Welt entscheiden. Er warf einen Blick auf die Uhr auf seinem Nachttisch.
    6.20 Uhr.
    Der Tag des Jüngsten Gerichts hatte begonnen.
    6
    Georgetown, Washington, D.C.
    Sonntag, 11. November, 9.50 Uhr
    Jack Collins ließ die Pfanne, in der die Milch anfing zu kochen, nicht aus den Augen. Er fügte ein Stückchen Butter hinzu, schlug ein braunes Ei von frei laufenden Hühnern mit der Gabel auf und verrührte es mit der Milch. Anschließend drehte er sich zu Daniel um, der am Küchentisch saß, und lächelte ihn an. Der Junge trug einen Barney-Pullover und mampfte hastig seine gezuckerten Cornflakes. »Alles klar, Partner?«
    »Alles okay, Jack.«
    »Iss deine Cornflakes auf. Dein Rührei ist gleich fertig.«
    »Und mein Toast?«
    »Schon in der Mache, Cowboy.« Collins hatte den Toast vergessen. Er schob vier Scheiben Vollkorntoast in den Toaster und drückte den Hebel hinunter. »Zufrieden?«
    »Ja, Daniel ist zufrieden.«
    Daniel widmete sich wieder seinen Cornflakes. Collins musste schmunzeln. Obwohl Nikki ihrem Sohn immer wieder erklärte, dass er nicht sagen sollte: Daniel macht dies und Daniel macht das, sondern stattdessen: Ich mache… und ich bin blieb er hartnäckig bei Daniel. Daniel ist glücklich. Daniel geht auf die Toilette. Gelegentlich bekam Collins die seltenen Streitereien zwischen Nikki und Daniel mit. Dann schmollte Daniel, der in der Regel ein lieber Junge war, eingeschnappt in einer Ecke, kniff die Augen zusammen, machte eine Schnute und sagte:
    »Daniel ist ein böser Junge, Mama.«
    Collins wusste, dass Nikki es schon vor Monaten aufgegeben hatte, ihren Sohn zu verbessern. Daniel würde es sich eines Tages von allein abgewöhnen. Wenn die Erwachsenen ehrlich waren, fanden sie es im Grunde niedlich und wünschten sich, dass ihre Kinder immer kleine Kinder blieben. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie schnell die Monate und Jahre vergingen. Ehe man sich versah, waren aus den Kleinen Jugendliche geworden, und die zauberhaften Erfahrungen, die man in ihrer Kindheit mit ihnen teilte, waren mit einem Male Vergangenheit. Daniel war schon lange kein Baby mehr. Nachts trug er noch eine Windel, doch auch das würde nicht mehr lange so bleiben. Allmählich bestand er darauf, keine Windeln mehr tragen zu müssen. Collins stellte den Herd auf kleinere Temperatur, goss sich eine Tasse Kaffee ein, gab Zucker hinein und trank einen Schluck. Nikkis Stimme drang aus dem Wohnzimmer in die Küche. Sie führte gerade ihr Telefonat, aber er konnte nichts verstehen. Vor zehn Minuten war sie quietschvergnügt zu ihm gekommen. Nikki versuchte immer, gute Laune zu verbreiten, selbst wenn sie Probleme hatte. Das war ihre Art zu leben. Das hatte ihm unter anderem an ihr gefallen, als er sie vor acht Monaten kennen gelernt hatte. Er erinnerte sich an ihre zweite Verabredung, als sie im Old Ebbitt’s Grill saßen und plauderten. Sie erzählte ihm von dem lustigen Zwischenfall, als Daniel zwei war und sie zum ersten Mal splitternackt gesehen hatte.
    Er hatte den Duschvorhang zur Seite gezogen und sie unter der Dusche ertappt. Als er das dunkle Schamdreieck zwischen ihren Beinen sah, fragte er unschuldig: »Was ist das da, Mama?«
    »Das geht dich gar nichts an. Was machst du hier, Daniel? Sei ein lieber Junge und mach den Vorhang zu, damit deine Mama sich duschen kann. Wir müssen einkaufen gehen.«
    Daniel zeigte noch einmal auf das Schamdreieck. »Nimmst du das mit, Mama?«
    Nikki hatte diese Geschichte so lustig vorgetragen, dass Jack Collins sich halb krank gelacht hatte. Er war immer froh, wenn sie und Daniel bei ihm waren. In den letzten beiden Jahren hatte er so manche steile Klippe umschiffen müssen, aber mit Nikkis Hilfe und Freundschaft waren wieder Beständigkeit und ein Sinn für die Realität in sein Leben eingekehrt. Auch die Gesellschaft des drei- und bald vierjährigen Jungen, der ständig aktiv und neugierig war, lenkte ihn ab. Er lebte auf, wenn er für Daniel Frühstück machte.
    Die Wohnung in Georgetown bestand aus einem Schlafzimmer, einem kleinen Wohnzimmer, einer Kochnische und einem winzigen Bad. Nachdem Collins das Haus in Alexandria verkauft hatte, war er hierhin gezogen. Er wollte einen Neuanfang wagen, denn

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