Meade Glenn
suchen. Das brachte allerdings neue Probleme mit sich. Die Überlebenden wären viele Tage oder sogar noch länger eingeschlossen. Daher mussten heimlich Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente in die Metro-Stationen geschafft werden. (Wie um alles in der Welt konnte man eine solche Aktion geheim halten?) Nach einem Giftgasanschlag wäre die Stadt lange Zeit unbewohnbar, da sich das Gas in der Atmosphäre, im Wasser, in den Straßen und Gebäuden erst nach Monaten verflüchtigte.
Die Rettungsmannschaften mussten versuchen, die Überlebenden in den U-Bahn-Stationen ebenfalls zu bergen.
Alle Personen einschließlich der Kranken und Gebrechlichen mussten in Schutzanzüge gepackt und aus der Stadt geschafft werden. Um die Feldlazarette vor der Stadt zu entlasten, mussten die Überlebenden in andere Städte ausgeflogen werden.
Die Rettung der Überlebenden war eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Es war zudem so gut wie unmöglich, in dieser kurzen Zeitspanne hunderttausende von Schutzanzügen zu beschaffen.
Das nächste Problem stellten der Einsatz der Rettungsmannschaften und die Bereitstellung der Versorgungsgüter dar. Eine Rettungsaktion dieses Ausmaßes konnte schnell zum Verkehrschaos führen. Normalerweise arbeiteten sich die Rettungskräfte bei einer derartigen Katastrophe in verschiedenen Etappen von außen bis zum Mittelpunkt des Unglücksortes vor, um Engpässe zu vermeiden.
Das war die Regel. Doch in einer solchen Situation konnten sich alle Regeln als undurchführbar erweisen.
Washington war nämlich keine normale Stadt.
Das Weiße Haus, der Kongress, der Senat und wichtige Regierungsbehörden und Ministerien lagen in der ganzen Stadt verstreut. Die Staatsangestellten mussten aus Gründen der nationalen Sicherheit zuerst evakuiert und wichtige Dokumente und Akten in Sicherheit gebracht werden.
Das größte Problem harrte noch der Lösung. O’Brien hatte sich diese Aufgabe bis zum Schluss aufgehoben. Sein Schädel brummte, als er zu der anderen Wand ging, an der eine Landkarte der USA hing. Er starrte auf die Landeshauptstadt.
Die Hochrechnungen gingen von Zweihunderttausend Überlebenden, von denen viele schwerste Verletzungen erlitten hatten, und dreihunderttausend Toten aus.
Wie zum Teufel sollten die dreihunderttausend Leichen beseitigt werden?
Washington, D. C.
7.10 Uhr
Kursk saß im Wartezimmer. Er war völlig erschöpft. Sein Blick wanderte über die Angehörigen und Freunde der Opfer -
Schwarze und Weiße, Junge und Alte, Mütter mit kleinen Kinder -, die nicht nur müde, sondern furchtbar verzweifelt waren.
Die letzten acht Stunden kamen ihm vor wie ein böser Traum.
Als Morga n ihn vor dem FBI-Gästehaus auf der 7. Straße absetzen wollte, hörten sie die ohrenbetäubende Explosion drei Blocks entfernt und fuhren sofort zurück. Wenige Minuten später erreichten sie die 10. Straße vor der FBI-Zentrale, wo chaotische Zustände herrschten.
Die Straßenbeleuchtung funktionierte nicht mehr. Rote Feuersäulen erhellten den Unglücksort, und das Wrack eines Lieferwagens stand in Flammen. Die Front der FBI-Zentrale und mehrere Gebäude auf der anderen Straßenseite waren von der gewaltigen Explosion zerstört worden. Die Druckwelle der Explosion hatte hunderte von Fensterscheiben zerschmettert.
Das ganze Gebiet war mit Splittern und Betontrümmern übersät.
Es dauerte nicht lange, bis die Sirenen der Löschfahrzeuge und Streifen- und Krankenwagen ertönten.
Kursk folgte Morgan durch den unversehrten Eingang auf der Pennsylvania Avenue ins FBI-Gebäude. Die Rettungskräfte beorderten sie zurück, woraufhin sie sich ihren Weg durch die Trümmer bahnten. Morgan zeigte den Feuerwehrleuten und Polizisten, die ihnen den Zugang versperrten, immer wieder seinen Dienstausweis. Schließlich erreichten sie die Absperrung an der Kreuzung der 10. und der E Street. Hier waren die Schäden gewaltig. Die Fenster waren zersplittert, und die Rahmen standen in Flammen. Die Vorderfront des Gebäudes war zertrümmert. Feuerwehrleute kämpften gegen das Feuer an.
Rettungskräfte kümmerten sich um die Verletzten, zu denen auch Collins, seine Freundin und ihr Kind gehörten.
Alle drei hatten überlebt. Collins, dessen Gesicht blutverschmiert war, wurde auf einer Trage zu den Krankenwagen gebracht. Es folgten die Frau und der kleine Junge, die es schlimmer erwischt hatte. Die Frau war bewusstlos, und aus einer Kopfwunde sickerte Blut. Der kleine Junge sah erbärmlich aus. Sein Gesicht war von Schnittwunden
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