Meade Glenn
Regierung Horton und seiner Frau zur Verfügung, wenn sie in Washington weilten. Ihr erster Wohnsitz war in Boston, wo sie eine große Villa besaßen. Horton war ein Frühaufsteher. Er war um halb sieben aufgewacht, obwohl er nur zwei Stunden geschlafen hatte, nachdem er um vier Uhr nachts aus dem Pentagon zurückgekehrt war. Heute Nacht hatte er den Befehl zum Rückzug der gesamten US-Streitkräfte des Heeres, der Marine und der Luftwaffe aus dem Nahen Osten erteilt. Während er einen Schluck Kaffee trank, blickte er nachdenklich auf seine wertvollen Bücher in den Regalen: Werke über moderne Kriegsführung und die Entwicklung des Militärs, Studien über jeden bekannten General und Feldhe rrn von Alexander dem Großen bis Cäsar und von Napoleon bis Patton. Andere Bücher handelten von der arabischen Geschichte, Sprache und Kultur. Diesem Kulturkreis galt seit jeher sein besonderes Interesse.
Horton hatte in West Point Ingenieurwissenschaften studiert, ehemals als Kapitän zur See gedient und 1968 in Vietnam gekämpft. Er wurde zweimal verwundet und bekam zwei Tapferkeitsmedaillen verliehen. Nach dem Ende des Krieges in Südostasien kletterte er schnell die Karriereleiter hinauf. Er befehligte als jüngster Offizier das 19. Kampfbataillon der Pioniere. Später verbrachte er ein Jahr auf der Militärschule in Carlisle Barracks, Pennsylvania, und erlangte einen Doktortitel.
Es folgte seine Ernennung zum Oberbefehlshaber der 101.
Luftwaffendivision. Dann kam das, was er zunächst als Höhepunkt seiner Militärkarriere angesehen hatte: die Operation Wüstensturm. Damit endete sein Aufstieg jedoch nicht. Später wurde er zum Vorsitzenden der obersten Behörde des US-Verteidigungsministeriums gewählt. Bud Hortons ausgezeichnete Qualifikation war nicht der einzige Grund, warum der Präsident ihm diese verantwortungsvolle Position übertragen hatte.
Dieser Posten verlangte eine gute Zusammenarbeit mit Ministerien, Stabschefs des Militärs sowie Politikern und erforderte das Fingerspitzengefühl eines erfahrenen Diplomaten, über das nicht jeder General verfugte. Bud Horton lagen diese Fähigkeiten im Blut. Sein vor langer Zeit verstorbener Vater war ein anerkannter Botschafter des Außenministeriums, der den größten Teil seiner Karriere im Nahen Osten verbracht hatte.
Das diplomatische Geschick hatte Bud Horton von seinem Vater geerbt. Er gewann schnell Freunde, hatte die richtige Nase für gute Geschäfte und die Fähigkeit, Wogen zu glätten.
Seine Kindheit und Jugend verlebte Horton im Nahen Osten.
Sein Vater liebte diese Welt, und er hatte diese Leidenschaft geerbt. Die Gerüche der Basare und die glühende Hitze der Wüste waren ihm nicht fremd, und die Erinnerungen an diese Zeit bedeuteten ihm sehr viel. Auf seinem Schreibtisch standen zwei arabische Bronzestatuen beduinischer Stammesangehöriger, die ihm kürzlich sein hoch geschätzter Freund Wahib Farid, ein saudiarabischer Minister, geschenkt hatte. Bud Horton hatte die amerikanische Schule in Riad besucht, wo sein Vater elf Jahre lang stationiert war. Er sprach als einziger US-General, der beim Wüstensturm dabei gewesen war, fließend Arabisch. Zu seinen arabischen Freunden gehörten auch zahlreiche saudiarabische Persönlichkeiten und mächtige Palast-funktionäre, von denen die meisten ehemalige Schulfreunde waren.
Diese Beziehungen hatten sich während der Operation Wüstensturm als ausgesprochen hilfreich erwiesen. Spannungen zwischen den USA und den saudiarabischen Königshäusern und ihrem Militär konnten mit Hortons Hilfe abgebaut werden. Viele seiner alten arabischen Freunde brachten der Präsenz der Amerikaner in der Golfregion gemischte Gefühle entgegen.
Obwohl sie ihre Meinung selten und schon gar nicht in der Öffentlichkeit kundtaten, stimmten einige in groben Zü gen mit den Zielen eines Mannes wie Abu Hasim überein. Sie wünschten sich den Rückzug aller ausländischen Truppen aus dem Nahen Osten, das Ende der amerikanischen Unterstützung Israels und eine Lösung des seit Jahrzehnten bestehenden Problems eines Palästinenserstaats. Horton hatte seine eigene Meinung über diese Themen. Einige seiner engsten arabischen Freunde kannten seine Position, von der beim Militär und im Weißen Haus niemand etwas ahnte. Bud Horton schaute auf die Uhr. Er erwartete einen privaten Anruf aus Saudi-Arabien. Bei derartigen Telefonaten war höchste Vorsicht geboten.
Horton war noch immer in Gedanken vertieft und strich mit der rechten Hand
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