Meade Glenn
übersät und seine Kleidung zerfetzt. Er hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Als sich sein Brustkorb hob und er Blut spuckte, warfen sich zwei Sanitäter besorgte Blicke zu, als wollten sie sagen: Bei dem hier kommt wahrscheinlich jede Hilfe zu spät.
Die Krankenwagen rasten davon. Kursk konnte sich an die nächsten Minuten nur noch schwach erinnern. Rettungskräfte führten sie zur Pennsylvania Avenue, wo die Überlebenden eine Erstversorgung erhielten. Morgan nahm über Handy Verbindung zu seinen Vorgesetzten auf und bat um Anweisungen. Noch immer fuhren Löschfahrzeuge und Streifenwagen an den Unglücksort. FBI-Teams kamen mit grellen Neonlampen und Ausrüstungen, um die glühenden Trümmer und das Wrack zu durchsuchen.
Schließlich setzte Morga n den erschöpften Kursk um ein Uhr nachts vor dem FBI-Gästehaus ab, ehe er zum George Washington Hospital fuhr. Kursk bot an, ihn zu begleiten, aber Morgan lehnte ab. »Es ist Unsinn, wenn wir beide im Krankenhaus herumhängen. Ich ruf Sie an, wenn es Neuigkeiten gibt. Versuchen Sie, ein paar Stunden zu schlafen.«
Morgan raste mit Blaulicht davon. Es dauerte eine Stunde, bis Kursk sich so weit beruhigt hatte, dass er ans Schlafen denken konnte. Er war seit sechsunddreißig Stunden auf den Beinen und stand am Rande eines Zusammenbruchs. Als er im Bett lag, brach ihm der kalte Schweiß aus. Ein derart brutaler Terrorakt wie eine Autobombe passte nicht zu dem Nikolai Gorev, den er kannte. Vielleicht hatte Collins ja Recht, und Nikolai Gorev schreckte heute vor nichts mehr zurück.
Kursk sah Morgan am Ende des Ganges. Murphy, der Leiter der Antiterroreinheit, begleitete ihn. Kursk trat auf den Gang.
»Major«, begrüßte ihn Murphy.
»Kann ich zu Collins? Wie geht es ihm?«
»Noch ziemlich wackelig auf den Beinen, aber seine Verletzungen sind harmlos. Er hatte verdammtes Glück.
Allerdings macht ihm der Zustand von Nikki und ihrem kleinen Sohn große Sorgen. Sobald sich die Lage beruhigt hat, will er mit den Ärzten sprechen. Es wäre daher besser, wenn Sie mit Ihrem Besuch noch ein Weilchen warten würden.«
Murphy sah so betrübt aus, als hätte er noch etwas anderes auf dem Herzen. »Schlechte Nachrichten?«, fragte er ihn.
Murphy warf Morgan einen ängstlichen Blick zu, ehe er Kursk antwortete. »Wir müssen miteinander reden, Kursk. Es ist etwas passiert, was Sie wissen sollten.«
55
Washington, D. C.
13. November
Die beiden FBI-Agenten hatten seit fast zwanzig Stunden nicht geschlafen. Gegen zwei Uhr nachts bogen sie in ihrem Chevy Impala in die 4. Straße ein und fuhren an Nutten und Drogenhändlern vorbei, die sich in Häusereingängen drängten, um sich vor der Kälte zu schützen. Sie waren seit gestern Morgen um sieben Uhr ununterbrochen im Einsatz und hielten sich mit Kaffee und Fast Food wach. Um Hinweise auf die drei Verdächtigen zu erhalten, hatten sie Zuhälter und Kleinkriminelle aufgesucht, Bestechungsgelder an die Informanten verteilt und die Fotos herumgezeigt.
Wie auch die anderen dreihundert FBI-Agenten,, die die Washingtoner Unterwelt mit demselben Ziel durchkämmten, hatten sie keinen einzigen brauchbaren Tipp bekommen. Der Agent am Steuer gähnte. »Und jetzt?”
Sein Kollege schaute auf die Liste. »Benny Visto.«
»Das gefällt mir so an diesem Job. Man ist immer in guter Gesellschaft.« Der Fahrer seufzte, zog den Umschlag mit den Fotos der Verdächtigen aus der Tasche an seinem Sitz und nickte seinem Kollegen zu. »Okay, wir fahren zu Visto und schauen mal, was uns dieses kleine Arschgesicht zu sagen hat.«
»Was zum Teufel wollt ihr Saftsäcke denn um diese Zeit?«
Der FBI-Agent beäugte den tätowierten Ricky Cortez wie ein Stück Scheiße. »Ich muss mit Benny sprechen. Sag ihm Bescheid.«
»Ist nicht hier.« Cortez trug nur eine Jeans und zog sich gerade das Hemd über.
»Wo ist er?«
»Keine Ahnung, du Wichser.«
»Wenn du nicht sofort einen anderen Ton anschlägst, blase ich dir dein Gehirn aus dem Schädel.« Der Agent betrat Vistos Penthousesuite. Sein Kollege, der ihm folgte, legte die rechte Hand auf seine Glock und zog sie ein Stück aus dem Holster, um zu zeigen, dass sie es ernst meinten. In der Suite hielten sich nur der Kubaner und ein junges Mädchen auf, das in einem seidenen Morgenmantel auf Vistos Bett lag. »Wo ist Benny?«
»Weiß ich nicht. Hab ich doch gerade gesagt. Der Mann hat zu tun. Kann spät werden. Keine Ahnung. Benny meldet sich bei mir nicht ab.«
Der Agent zog die Fotos aus
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