Meade Glenn
und durfte nicht außer Acht gelassen werden. Jemand könnte eine Wanze installiert und entfernt haben, bevor der Geheimdienst die Überprüfungen vornahm, und sie nach der Überprüfung erneut installieren. Derjenige müsste dann allerdings genau wissen, wann die Räume auf Wanzen gecheckt wurden, und diese Möglichkeit schloss Judd aus. Neben den unregelmäßigen Überprüfungen konnten zahlreiche Personen -
vom Direktor angefangen bis zu Judd selbst - die unplanmäßige Überprüfung eines Raumes oder des gesamten Weißen Hauses anordnen, weil sie es für notwendig hielten oder ein vager Verdacht vorlag.
Nein, der Raum war sauber. Judd war sich ganz sicher. Das bedeutete, dass der Verräter keine Wanzen für seine Informationen benötigte.
Judd nickte seinem Kollegen zu. »Okay, Chuck. Kontrolliere noch einmal alles, um ganz sicherzugehen, und dann pack dein Zeug zusammen.«
Der Mann runzelte die Stirn. »Suchen wir etwas Bestimmtes, Harry?«
Judd schüttelte den Kopf. Diese Information musste geheim bleiben.
Washington, D. C.
12.20 Uhr
Collins erwachte nach vier Stunden aus einem unruhigen Schlaf.
Albträume hatten ihn gequält. Er schaute auf die Uhr und stieg aus dem Bett, Als er ins Wohnzimmer ging, hatte er das Gefühl, Pudding in den Beinen zu haben. Im Grunde war es ein Wunder, dass er sich überhaupt auf den Beinen halten konnte und nicht sofort zusammenbrach. Immerhin hatte er innerhalb von sechsunddreißig Stunden nur vier Stunden geschlafen. Und genauso fühlte er sich auch.
Als Erstes sah er nach, ob auf dem Anrufbeantworter und der Handy-Mailbox Nachrichten eingegangen waren. Nein, es hatte niemand eine Nachricht hinterlassen. Dann rief er im Krankenhaus an. Während er auf die Verbindung zur Intensivstation wartete, nahm er sich vor, Nikkis Mutter anzurufen und sie über das Unglück zu informieren, bevor er die Wohnung verließ. Nach einem kurzen Augenblick hatte er eine Krankenschwester an der Strippe, die ihm sagte, dass Nikki noch schliefe und Daniels Zustand unverändert sei.
Collins legte den Hörer mit zitternden Händen auf die Gabel.
Als er einen Blick in den Spiegel warf, sah er die dunklen Ringe unter den blutunterlaufenen Augen. Sein Brustkorb schmerzte bei jedem Atemzug. Er hatte furchtbare Kopfschmerzen, und sein Herz klopfte laut. Um seine angegriffenen Nerven zu beruhigen, massierte er die Schläfen und atmete mehrmals langsam ein und aus.
Seine Sorge um Nikki und Daniel hatte den Schmerz um Sean und Annie erneut entfacht. Immer wieder sah er Mohamed Rashids Gesicht vor Augen, und er schwor, Vergeltung zu üben.
Seit dem Tod seines Sohnes und seiner Frau war er nicht mehr in der Lage gewesen, tiefe Gefühle zu empfinden. Es war so, als hätten ihn die Tränen, die er um seine Lieben vergossen hatte, dieser Fähigkeit beraubt. Jetzt waren die Emotionen so stark, dass er Angst bekam. Dieser Mann hatte erneut zugeschlagen und sein Leben in einen Albtraum verwandelt. Menschen, die er liebte, waren verletzt worden. Eine blinde Wut bemächtigte sich seiner Seele, und er wusste, dass nur Rashids Tod seine Rachegelüste stillen konnte. Fast hätte er die Kontrolle über seine Rachsucht verloren, doch das durfte er nicht. Er musste einen kühlen Kopf bewahren, um diesen Mann zur Strecke zu bringen. Erst dann würde er wieder ein normales Leben führen und Frieden finden können.
Zehn Minuten später hatte er geduscht, sich angezogen und sich die Waffe um die Brust geschnallt. Die Autoschlüssel hatte er bereits in der Hand, aber bevor er die Wohnung verließ, rief er Morgan auf seinem Handy an. »Wie fühlst du dich, Jack?«
»Ich hab das Gefühl, mein Schädel platzt.«
»Hast du geschlafen?«
»Nicht besonders gut. Gibt’s was Neues?«
»Unsere Kollegen haben Karla Sharifs alte Adresse in New York aufgesucht und ehemalige Nachbarn befragt. Es ist schon so lange her, dass sich die meisten nur noch vage oder gar nicht mehr an die Familie erinnern können. Auf jeden Fall hat sie niemand dort gesehen. Verwandte haben wir bei uns keine gefunden.«
»Noch was?«
»Wir haben zwei Dutzend Häuser in Maryland überprüft, die an Araber vermietet sind. Größtenteils wohnen dort Familien, gegen die nichts vorliegt. Ein Typ aus dem Jemen wurde verhört. Er lebt seit sechs Monaten hier. Der Wagen in seiner Garage ist gestohlen. Der hat sich fast vor Angst in die Hosen geschissen und war sehr kooperativ. Es stellte sich heraus, dass er den Wagen bei einem zwielichtigen Händler in
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