Meade Glenn
Baltimore gekauft hat. Der Typ ist dämlich, aber kein Terrorist, Jack.«
»Was ist mit den Ladungsmanifesten, den Häfen und Flughäfen?«
»Negativ. Es gibt tausend Wege, auf denen sie ihr Zeug ins Land geschafft haben können. Wir würden es mit Sicherheit herausbekommen, wenn wir genug Zeit und Leute hätten. Haben wir aber nicht. Ich würde mein letztes Hemd für einen einzigen guten Hinweis hergeben. Hast du was aus dem Krankenhaus gehört?«
»Unverändert, Lou. Wo ist Kursk?«
»Er hat vor einer Stunde telefoniert und ist anschließend verschwunden. Seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Wo zum Teufel steckt er?«
»Keine Ahnung. Er hat nur gesagt, dass er bald zurück sei.«
George Washington Hospital
12.30 Uhr
»Guten Tag, Miss Dean. Ich habe Ihren Sohn Daniel behandelt.
Mein Name ist Wolensa. Dr. Bill Wolensa.«
Der Arzt trug einen alten Pullover, eine Jeans und Sneakers.
Er war unrasiert, und sein Haar war zerzaust, als wäre er soeben aus dem Bett gestiegen. Ein gequältes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er sich über die Bartstoppeln strich.
»Entschuldigen Sie bitte meine Aufmachung. Es war eine hektische Nacht. Ich habe nur ein paar Stunden im Krankenhaus geschlafen.«
Nikki hatte darauf bestanden, während des Gesprächs mit dem Arzt das Bett zu verlassen und sich auf einen Stuhl zu setzen.
Die Krankenschwester hatte zwar protestiert, aber Nikki setzte ihren Willen durch, obwohl sie sich hundeelend fühlte. Neben dem Stuhl stand das Gestell mit der Infusion. Nikki beobachtete gespannt den Arzt, der ihr Krankenblatt studierte. »Sie hatten Glück im Unglück. Wie fühlen Sie sich? Ihre Wunden im Gesicht und auf dem Arm sind nicht so schlimm. Das heilt….«
»Wie geht es meinem Sohn, Doktor…?«
Wolensa legte das Krankenblatt zur Seite, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich hin. Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. »Leider nicht besonders gut.«
Nikki schluckte und umklammerte so fest ihr OP-Hemd, dass die weißen Fingerknöchel hervortraten.
»Ihr Sohn hat viel durchgemacht. Sein Zustand ist stabil, doch er ist noch nicht über den Berg. Besonders seine Milz bereitet uns große Sorgen. Wir beobachten ihn rund um die Uhr. Zum Glück hat sich sein Zustand nicht verschlechtert. Leider ist aber auch keine Besserung eingetreten.«
Nikki schlug die Hände vors Gesicht.
»Miss Dean… ich habe Ihrem Freund, Mr. Collins - ich nehme an, er ist Ihr Freund - gesagt, dass die Sanitäter Daniel in allerletzter Minute hierher gebracht haben. Wenn er später bei uns eingeliefert worden wäre, hätten wir uns keine Hoffnungen mehr machen können. Dafür müssen wir dankbar sein.«
Nikki hob den Blick und wischte sich über die Augen. »Kann ich zu ihm?«
»Im Augenblick ist das leider unmöglich.« Der Arzt erklärte ihr, warum. »Es tut mir wirklich Leid, aber das wäre nicht gut für Daniel. Wenn er aufwachen und Sie sehen sollte, würde es ihn nur unglücklich machen, dass Sie nicht bei ihm bleiben können. Wir müssen in erster Linie an ihn denken, nicht wahr?«
Nikki nickte unmerklich. Die Erklärung des Arztes konnte ihre Pein nicht lindern. Sie hatte nur den einen Wunsch, bei ihrem Sohn zu sein. »Wie… wie geht es Jack?«
»Sie meinen Mr. Collins? Ein paar gebrochene Pappen. Eine Gehirnerschütterung, Schnitte und Quetschungen. Keine ernsthaften Verletzungen.«
»Kann ich zu ihm?«
»Er ist nicht mehr hier.«
»Wie bitte?«
»Ich habe heute Morgen um sieben Uhr mit ihm gesprochen.
Seine größte Sorge galt Ihnen und Ihrem Sohn. Anschließend hat er das Krankenhaus offenbar auf eigene Verantwortung verlassen.«
»Wo ist er hingegangen?«
»Keine Ahnung. Er sollte wegen seiner Gehirnerschütterung zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.«
Nikki fragte sich, ob Jack in die FBI-Zentrale zurückgekehrt war. »Wissen Sie, wie es zu der Explosion gekommen ist, Doktor?«
Wolensa zuckte mit den Schultern. »Ein Kollege hat mir erzählt, was er in den Nachrichten gehört hat. Eine Autobombe soll Teile der FBI-Zentrale zerstört haben. Zu dem Attentat hat sich bisher niemand bekannt. Das FBI vermutet, es könnte eine extremistische Gruppe gewesen sein. Die Überlebenden erlitten schwerste Verletzungen. Mindestens dreizehn Menschen starben, und einige werden noch vermisst.«
»Bitte, Doktor, ich muss zu meinem Sohn. Sie können sich nicht vorstellen, was ich mir für Sorgen mache…«
»Nein, das kann ich nicht, Miss Dean.« Wolensa
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