Meade Glenn
kommen könne, und bat, mit ihr sprechen zu dürfen. Nach zwei Minuten hatte er sie am Apparat.
Nikkis Mutter jammerte über Daniels schlechten Zustand.
»Jack, was ist nur aus dieser Welt geworden? Wie kann ein Mensch einem Kind so etwas antun? All diese Menschen, die getötet wurden! Ich verstehe das nicht. Nikki und Daniel… Sie haben doch niemandem etwas getan.«
Collins versuchte, sie zu beruhigen. »Sie werden beide wieder gesund. Es hätte noch schlimmer kommen können.«
Susan fasste sich ein wenig und erkundigte sich nach Collins’
Befinden.
»Es geht schon. Und wie geht es Nikki?«
»Nikki ist nicht hier, Jack. Ich dachte, du wüsstest das.«
»Was?«
»Nikki hat das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verlassen.«
72
Washington, D. C.
14. November, 00.05 Uhr
Harold Fellini Rotstein war ein kleiner, eleganter Mann Ende fünfzig mit einer Schwäche für Fliegen und einer noch größeren Schwäche für die weibliche Brust.
Aufgrund dieser Vorliebe hatte er sich für die plastische Chirurgie entschieden und sich auf Brustoperationen spezialisiert. Unglücklicherweise implantierte er vier jungen Frauen aus Miami, von denen zwei aufstrebende Filmstars waren, undichte Silikonpolster. Anschließend wurde ihm die Berufserlaubnis entzogen. Der kostspielige Prozess ruinierte Rotstein. Er gab nicht auf, änderte seinen Namen und zog nach Washington.
Nachdem er sich gefälschte Papiere besorgt hatte, operierte er weiter. Jetzt gehörten größtenteils Prostituierte und Transsexuelle, die in demselben Gewerbe tätig waren, zu seinen Patienten.
Heute Nacht wünschte sich Rotstein, nichts mehr mit der plastischen Chirurgie zu tun zu haben. Der Grund dafür war Benny Visto, dessen halbes Knie weggeschossen worden war und der nun auf einem OP-Tisch in Rotsteins Privatklinik lag.
Visto gehörte zu den miesesten, niederträchtigsten Zuhältern, mit denen Rotstein je zu tun hatte. Rotstein stattete viele seiner Mädchen mit imposanten Brustimplantaten aus und heimste mit Vergnügen das Bargeld ein. Hingegen gefiel es ihm gar nicht, als es kurz nach Mitternacht in seiner Wohnung über der Klinik klingelte und er aus dem Bett geworfen wurde. Der Anblick der beiden verwundeten Männer gefiel ihm noch viel weniger.
»Er ist in einem schlimmen Zustand. Er muss in ein Krankenhaus.«
»Benny will nicht ins Krankenhaus, verdammt!«, schrie Frankie Tate, der seine verwundete Schulter umklammerte, mit bebender Stimme. »Er will keine Bullen.«
»Hören Sie mir zu«, sagte Rotstein ruhig. »Die Schusswunde in seinem Arm ist nicht das Problem, sondern das Knie. Er muss von einem guten Chirurgen operiert werden, sonst bleibt er ein Krüppel. Eine Arterie ist verletzt. Wahrscheinlich hat die Kugel die Arterie getroffen, und darum blutet er noch immer. Da muss ein Spezialist ran.«
»Jetzt hör mir mal gut zu, du Arschloch.« Visto versuchte vergebens, sich aufzurichten. Sein Blick war verschwommen.
»Steht an dieser verdammten Tür da draußen Chirurg oder nicht?«
»Ja, das stimmt, aber darum geht es nicht, Mr. Visto. Die Operation Ihres Knies muss in einem OP durchgeführt werden.
Es sind spezielle Geräte erforderlich…«
Frankie lehnte sich mit seinem unversehrten Arm gegen den Tisch. Die Wunde schmerzte höllisch, und auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen. Trotz der Schmerzen hatte er in Sekundenschnelle seinen .38er Revolver gezogen und presste den Lauf gegen Rotsteins linke Wange. Der Arzt riss entsetzt die Augen auf. »Machen Sie, was ich sage, und zwar schnell.
Kümmern Sie sich um Bennys Bein und dann um meinen Arm.
Anderenfalls werden Sie selbst einen Chirurgen brauchen, kapiert?«
»Okay, aber auf Ihre Verantwortung«, stammelte Rotstein, der am ganzen Leib zitterte. »Ich muss Ihnen ein Betäubungsmittel geben, verstanden?«
»Machen Sie, was Sie wollen, aber schnell.«
Visto biss sie Zähne zusammen und schloss die Augen. Die Schmerzen in seinem Bein waren unerträglich. Rotstein holte eine Spritze und eine kleine Flasche aus einem Schrank. Er zog die Spritze auf und spritzte das Betäubungsmittel in Vistos rechten Arm. »Entspannen Sie sich, Mr. Visto. Gleich lässt der Schmerz nach.«
2.15 Uhr
Kursk erreichte das FBI-Gästehaus auf der 7. Straße und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Nachdem er das Licht eingeschaltet hatte, nahm er die Flasche Stolichnaya aus seiner Reisetasche, öffnete sie und goss sich ein Glas ein. Er setzte sich hin und trank das Glas in einem Zug aus. Bevor er
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