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Meade Glenn

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Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Achse des Bosen
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über ihren Auftrag nach. Karla Sharif war achtunddreißig Jahre alt und Palästinenserin. Als Safa Yassin, eine im Libanon geborene Emigrantin, war sie Ende August illegal auf dem New Yorker Kennedy Airport gelandet und mit dem Zug nach Washington, D.C., gefahren.
    Die gefälschten Papiere - Reisepass, Green Card und Sozialversicherungsausweis - hatten ihr die Mudschaheddin beschafft. Sogar für einen Wagen und die Fahrerlaubnis war vor ihrer Ankunft gesorgt worden. Die Fahrerlaubnis war ein echtes Dokument mit falscher Adresse. »Wir sind da, Lady.«
    Die Stimme des Fahrers holte sie in die Realität zurück. Karla Sharif bezahlte die Fahrt, gab ihm einen Dollar Trinkgeld und stieg aus. Sie überquerte den Bürgersteig und blieb vor dem Schaufenster einer Buchhandlung stehen. Nachdem das Taxi weitergefahren war, ging sie in Richtung Osten und vergewisserte sich mehrmals, ob sie verfolgt wurde. Zwei Blocks weiter hielt sie wieder ein Taxi an und ließ sich zurück nach Alexandria fahren. Als sie aus dem zweiten Taxi stieg, ging sie den kurzen Weg bis zu dem Wohnhaus zu Fuß.
    Das Haus stand in einem der weniger schönen Viertel von Alexandria in der Nähe der alten Docks. Auf dem Schild neben der Eingangstür stand: Wentworth-Wohnanlage. Das Gebäude stand versteckt zwischen zweistöckigen Häusern aus roten Ziegelsteinen. Mohamed Rashid hatte im ersten Stock eine kleine Wohnung gemietet. Sie sah seinen blauen Explorer draußen auf dem Parkplatz stehen. Die Tür zur Eingangshalle war nicht verschlossen. Sie hätte das Haus betreten können, zog es aber vor, auf die Klingel an der linken Seite zu drücken. Die Antwort eines Mannes erfolgte fast im selben Augenblick. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Karla.«
    »Komm hoch«, sagte der Mann. Karla blieb eine Sekunde in der Eingangshalle stehen. Die Tür kam ihr plötzlich vor wie der Schlund eines bedrohlichen Kellers, den sie nicht betreten wollte. Sie wusste genau, was vor ihr lag und was sie und die anderen heute tun mussten.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Sie trat durch die offene Tür der Wentworth-Wohnanlage und schloss sie hinter sich.
    8.55 Uhr
    Nachdem Professor Fredericks seine erschütternde Erklärung abgegeben hatte, herrschte im Krisenraum Schweigen. Der Präsident ergriff als Erster das Wort. Er wandte sich mit heiserer, leiser Stimme noch einmal an Fredericks. »Professor, ich möchte Ihnen gerne noch eine Frage stellen.«
    »Ja, Sir.«
    »Woher könnte sich jemand eine derartige Chemikalie besorgt haben? Woher stammt das Zeug?«
    »Das ist schwer zu sagen. Die extreme Toxizität deutet darauf hin, dass es zu den neueren russischen Novichok-Gasen, von denen Sie sicher gehört haben, oder etwas Ähnlichem gehören könnte.«
    »Novichok?«
    »Man könnte es mit ›brandneue Erfindung‹ übersetzen.
    Senfgas war ein Gas der ersten Generation. Zyklon B gehört der zweiten Generation an. VX gehört zur dritten Generation. Diese Gruppe unglaublich wirkungsvoller chemischer Waffen verfügt über einen ganz neuen Grad an Toxizität, und das trifft auch auf Novichok zu.«
    »Sie meinen, es könnte aus Russland stammen?«
    »Es ist möglich. Das russische VX, das gemeinhin R-VX
    heißt, ähnelt dem in Amerika hergestellten VX, doch es gibt ein paar Unterschiede in der Zusammensetzung. Ich habe genau diese strukturellen Unterschiede in der Probe festgestellt, die wir analysiert haben. Es könnte aber auch woanders hergestellt worden sein. Es ist bekannt, dass Saddam Hussein mit Novichok-Gasen experimentiert hat. Das haben die Chinesen und Iraner ebenfalls getan. Vielleicht wurde es auch heimlich hergestellt. Dazu bedürfte es einer Menge Geld und komplizierter Forschungen. Man müsste die Dienste von Topwissenschaftlern in Anspruch nehmen.«
    »Sie können uns also die exakte Quelle nicht nennen?«
    »Nein, Sir, im Augenblick noch nicht.«
    »Wie schwierig wäre es für eine Terrororganisation, sich die
    »Bestandteile zu beschaffen, um diese Chemikalie herzustellen?«
    »Welche Menge, Mr. President?«
    »Die Menge, die benötigt würde, um alle Einwohner Washingtons zu töten.«
    Fredericks Schweigen am anderen Ende der Leitung lastete schwer auf den versammelten Ratsmitgliedern. »Sind Sie noch da, Professor Fredericks?«
    »Ja… ja, Sir. Ich bin noch da.« Fredericks seufzte. »Es dürfte nicht besonders schwierig sein. Die chemischen Bestandteile kann man sich problemlos besorgen. Größtenteils handelt es sich um Derivate landwirtschaftlicher Pestizide,

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