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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Achse des Bosen
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attraktive Witwe hatte ihnen die Tür ihres Hauses in Arlington geöffnet. Sie war etwas zurückhaltender als ihre Tochter, aber eine liebenswürdige, selbstständige Frau. Mit vierundsechzig Jahren arbeitete sie noch immer Teilzeit als Sekretärin beim Gericht. »Macht euch keine Sorgen um den kleinen Mann. Wir werden uns köstlich amüsieren, nicht wahr, Daniel?«
    Daniel fing sofort an zu weinen. »Ich will bei Mama und Jack bleiben.«
    »Wir werden viel mehr Spaß haben«, versprach ihm seine Großmutter. »Du kannst mit Mitzi spielen.«
    Daniel spielte gerne mit dem Hund seiner Großmutter, doch der Junge war noch nicht überzeugt.
    »Überraschung!«, rief Susan in schmeichelndem Ton. »Ich habe gestern im Spielwarenladen ein Geschenk für dich gekauft.«
    Daniel strahlte über das ganze Gesicht. »Kann ich es sofort sehen, Nanna?«
    »Klar. Es liegt eingepackt im Wohnzimmer. Schau es dir ruhig an.«
    Daniel umarmte seine Mutter flüchtig und rannte ins Haus, denn plötzlich gab es wichtigere Dinge für ihn.
    Susan lachte. »Das funktioniert immer. Wenn du ihnen eine Überraschung versprichst, vergessen sie alles andere.« In ihren Augen spiegelte sich die Gewissheit einer Mutter, die vier Kinder großgezogen hatte und wusste, wie Ablenkungsmanöver funktionierten. »Wir kommen schon zurecht. Ihr könnt fahren.
    Ich hab ja deine Handynummer, falls ich dich brauche oder er Mitzi den Schwanz abreißt.«
    Eine Stunde später hatte Nikki den Plum Point passiert und bog von der Route 4 auf eine abgelegene Straße ab, die parallel zum Chesapeake-Ufer verlief. Nach knapp einem Kilometer kamen sie zu einer Gruppe zweistöckiger Cottages aus Holz und Stein. Jedes Haus verfügte über ein großes Grundstück. Etwa ein halbes Dutzend von ihnen säumte die rechte Seite einer Privatstraße. Sie sahen alle gepflegt aus, und nur das Cottage, vor dem Nikki anhielt, wirkte vernachlässigt. Der Putz blätterte ab, und der Holzzaun war an einigen Stellen verrottet.
    »Sagst du mir jetzt endlich, wo wir sind?«
    »Es wird Buff End genannt.« Nikki schaltete den Motor aus.
    »Gefällt es dir nicht?«
    Collins sah die Kiefernbäume, die im Halbkreis gepflanzt waren und das Haus vor den rauen Atlantikwinden schützten. In der Ferne ragten hinter den Feldern ein paar Berge auf, die zum Meer hin steil abfielen. Jack kannte die Chesapeake Bay und wusste, dass an der nahe gelegenen Küste mehrere Dutzend Arten von Seevögeln zu Hause waren. Ein paar Hundert Meter weiter gab es einen langen Sandstrand. Die Klippen, die aus zerfallenem Sandstein bestanden, waren an einigen Stellen der Bucht über zehn Meter hoch, und weiter südlich gab es noch höhere. Die Erosion hatte arg an den Klippen genagt, doch die Häuser waren weit genug entfernt.
    »Als ich klein war, hat unsere ganze Familie immer den Sommer im Cottage verbracht. Wenn mein Vater keinen Urlaub hatte, ist er von hier aus nach Washington zur Arbeit gefahren.
    Es hat uns allen immer sehr gut gefallen. Für uns Kinder war es eine schöne Zeit. Wir hatten das Meer in der Nähe, Bauernhöfe und vieles, was es zu entdecken gab.«
    »Gehörte deinem Vater das Cottage?«
    »Ja, mit seinem Bruder Frank zusammen.« Nikki lächelte.
    »Für uns Kinder war er Onkel Frankie, aber meine Mutter nannte ihn immer Flash. Er war ein richtiger Schürzenjäger, behauptet meine Mutter. Onkel Frank hat nie geheiratet. Das Cottage hat er als Liebesnest benutzt und dort reihenweise die Frauen vernascht. Letztes Jahr ist er gestorben und hat meiner Mutter seine Hälfte des Cottages vermacht. In den vergangenen Monaten bin ich an meinen seltenen freien Tagen immer hierher gefahren, um es wieder in Schuss zu bringen.«
    »Du hast mir nie davon erzählt.«
    »Eine Frau muss ihre Geheimnisse haben. Komm, ich zeig dir alles.«
    Sie führte ihn über einen Kiesweg zur Veranda und schloss die Haustür auf. Durch eine kleine Diele gelangten sie in ein gemütliches Wohnzimmer, in dem es nach frischer Farbe roch.
    An einer Wand stand ein Kamin. Ein altes Zeiss-Teleskop auf einem Stativ war aufs Meer gerichtet. An den Wänden hing allerlei Seemannströdel: alte Muscheln, Schnitzereien aus Haifischknochen und gerahmte Bilder, auf denen alte Schoner und Fregatten zu sehen waren. Man hätte den Eind ruck gewinnen können, als gehöre das Haus einem alten Seemann.
    Die strohgelb gestrichene Küche verbreitete eine anheimelnde Atmosphäre. Die Farbeimer und Pinsel, die Nikki benutzt hatte, lagen noch auf alten Zeitungen

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