Meade Glenn
Savana mit den getönten Scheiben stand vorne auf dem Parkplatz. Kursk wartete bereits neben dem Wagen. Er winkte Collins und Morgan zu, öffnete die Beifahrertür und half einer Frau aus dem Wagen. Collins erkannte Karla Sharif auf den ersten Blick. Sie war leichenblass.
Als Morgan neben dem Savana anhielt, wurde die Beifahrertür sofort zugeschlagen, und der Wagen raste davon. Collins riss erstaunt den Mund auf. »Was hat das zu bedeuten, Kursk?«
Der Russe riss die hintere Tür des Fords auf, schob Karla in den Wagen und setzte sich neben sie. »Das erkläre ich Ihnen unterwegs.«
8.59 Uhr
Das leer stehende Lagerhaus lag gleich neben der Schnellstraße, vierhundert Meter von Fulton Chase entfernt. Das Unternehmen hatte vor vier Monaten seine Pforten geschlossen, aber heute Morgen herrschte hier großer Betrieb. Auf dem Parkplatz standen ein halbes Dutzend Pkws, zwei Dodge Transporter mit getönten Scheiben und mindestens zwei Dutzend FBI-Agenten mit ängstlichen Mienen.
Ein grauer Ford Galaxy raste auf den Parkplatz und hielt mit quietschenden Reifen neben den anderen an. Tom Murphy stieg aus. Ihm folgten drei Agenten. Murphy rannte zu einem seiner Männer und brüllte panisch: »Wo zum Teufel sind Collins und Morgan? Sie müssten schon längst hier sein, verdammter Mist!«
Der Mann hob den Kopf, als ein Ford ohne FBI-Logo auf den Parkplatz raste. »Da sind sie, Sir.«
Wenn in Krisensituationen keine Lösung in Sicht ist und den Ermittlern die Zeit davonrennt, kommt immer der Zeitpunkt, an dem Panik ausbricht. Auch wenn die Polizisten und Vermittler bei Geiseldramen angestrengt versuchen, die Situation im Griff zu behalten, ist eine nahezu hysterische Stimmung kurz vor der Lösung eines Falles, bei dem es um die Rettung von Menschenleben geht, kaum zu vermeiden.
Sobald eine Lösung in greifbare Nähe rückt, steigt die Anspannung ins Unermessliche. Nervosität und Angst trüben den Blick für die richtigen Entscheidungen. Tom Murphy hatte in derartigen Momenten mitunter das Gefühl, in einen Orkan zu geraten. Um die Ordnung wiederherzustellen, bediente er sich einer bestimmten Taktik. Zuerst forderte er lautstark Ruhe.
Dann suchte er sich mitten im Sturm ein ruhiges Plätzchen und konzentrierte sich einzig und allein auf die Checkliste, die er in logischer Folge nacheinander abarbeitete.
An diesem Morgen funktionierte seine Taktik nicht. Nach einem hektischen Gespräch mit Karla Sharif verwies er sie mit Collins, Morgan und Kursk in einen der Transporter. Karla sollte ihnen die Konstruktion des Hauses in Fulton Chase skizzieren, um den Zugriff zu erleichtern. Außerdem brauchten die Agenten die Namen der Personen, die sich dort aufhielten, und Angaben zu ihrem Aussehen.
Murphy wurde von zwei Dutzend Agenten umringt, die auf Anweisungen warteten und ihn über die Aktivitäten der letzten Viertelstunde unterrichteten. Er zeigte auf einen der Männer.
»Dave, was ist mit den Undercover-Agenten, die die Straße auskundschaften?«
»Drei halten sich in der Straße auf, in der das Haus steht.
Einer ist vor zwei Minuten an dem Haus vorbeigegangen. Vor dem Haus steht ein grauer Plymouth und in der Einfahrt eine schwarze Yamaha.«
»Hat er was gesehen?«
»Nein. Vor allen Fenstern oben und unten hängen Vorhänge, und daher konnte er keinen Blick ins Haus werfen.«
Murphy dachte: Wie groß ist die Chance, dass der Transporter noch in der Garage steht, wenn der Plymouth und das Motorrad vor dem Haus stehen? Hatte Rashid ihn schon näher an die Stadtmitte herangefahren? Bitte, Gott, lass ihn noch dort stehen! »Sagden Jungs, sie sollen sich sofort bei mir melden, wenn sich dort was tut. Was ist es für ein Haus?«
»Ein baufälliges zweistöckiges Haus. Die meisten Häuser in der Straße sehen ähnlich aus.«
»Was ist mit der Garage?«
»Ein massives Metalltor. Sieht nicht so aus, als könnte man es von außen aufbrechen, ohne einen Heidenlärm zu machen. Man müsste es aber einrammen können.«
»Nein! Das ist zu gefährlich. Wenn das Nervengas noch da ist, könnten wir die Explosion auslösen. Sind die Nachbarhäuser bewohnt?«
»Sieht so aus.«
»Steht in der Nähe ein Haus, das so aussieht, als wäre es unbewohnt?«
»Ohne an alle Türen zu klopfen, werden wir das nicht erfahren. Sollen wir das tun?«
»Nein! Sie sollen nur das verdammte Haus beobachten und machen, was ich Ihnen gesagt habe!« Murphys Hemd war mittlerweile schweißnass. Er wandte sich an einen anderen Agenten. »Was ist mit den
Weitere Kostenlose Bücher