Meade Glenn
werden. Das Schlimmste war die Lage des Hauses in einem Viertel, in dem es von Drogendealern wimmelte und Verbrechen an der Tagesordnung waren.
Es war kurz nach dreizehn Uhr, als Mohamed Rashid mit seinem dreckigen, sechs Jahre alten Explorer auf die mit Unkraut übersäte Einfahrt fuhr. Er trug einen dunkelblauen Blouson, ein graues Sweatshirt und eine graue Hose. Als er den Motor ausschaltete, drehte er sich zu seinen beiden Mitfahrern, Nikolai Gorev und Karla Sharif, um. »Die beiden Männer sind uns wärmstens empfohlen worden. Sie sind treue Verfechter der islamischen Sache.«
»Traust du ihnen?«, fragte Gorev.
»Ja, ich traue ihnen«, erwiderte Rashid. »Du kannst sicher sein, dass die Amerikaner ihre ganze Aufmerksamkeit auf jeden lenken, der aus dem Nahen Osten kommt, sobald sie ihre Suche nach uns beginnen. Es wäre zu unsicher, wenn wir Leute aus unserem eigenen Kreis nähmen. Sie könnten unter Beobachtung stehen. Diese Männer haben keinerlei Vorstrafen und keine Verbindungen zu irgendeiner Zelle.«
Rashid schloss den Wagen ab und stellte die Alarmanlage ein.
Kurz darauf stieg er die Stufen hinauf und klingelte an der Haustür. Er klingelte zweimal, wartete drei Sekunden und klingelte abermals zweimal. Während sie warteten, warf Rashid einen Blick zurück auf die Straße.
Auf der anderen Straßenseite waren ein paar heruntergekommene Läden, unter anderem ein Lebensmittelgeschäft und ein Getränkeshop. Der Bürgersteig vor den Geschäften war mit Müll übersät. Eine Hand voll schwarzer Jugendlicher hing dort herum. Sie trugen Baseballkappen, deren Schirme nach hinten zeigten, übergroße Klamotten und klobige Sneakers. Vor ihren Füßen stand ein lauter Ghetto-Blaster, und sie hielten Getränkedosen in den Händen. Sie schienen Rashid nicht die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Dennoch war er davon überzeugt, dass sie den blauen Explorer und die Passagiere bemerkt hatten.
Das war ihr Reich, und hier entging ihnen sicherlich nichts. In diese Gegend wagte sich die Polizei nur, wenn es absolut notwendig war oder es einen Toten zu beklagen gab.
Rashid drehte sich um, als ein großer, dürrer schwarzer Mann die Tür öffnete. Es war Moses Lee. Er trug ein enges graues TShirt, unter dem sich seine Muskeln abzeichneten. Moses führte sie schnell ins Treppenhaus, das von einer einzigen Glü hbirne erhellt wurde. Ehe er die Tür schloss, warf er einen Blick auf die Straße. »Ich hab schon vor einer halben Stunde mit euch gerechnet.«
»Es war viel Verkehr«, erklärte Rashid. Der Mann hatte eine Beretta Automatik hinter seinem Rücken versteckt, die er jetzt in seine Hosentasche schob. »Alles in Ordnung?«
»Klar, läuft alles wie am Schnürchen. Abgesehen von den Arschlöchern, die hier wohnen. Habt ihr den Wagen abgeschlossen?«
»Sicher.«
»Die Arschlöcher hier klauen alles, was nicht niet- und nagelfest ist.«
Moses führte sie ins Wohnzimmer, in dem das totale Chaos herrschte. Die Vorhänge waren zugezogen, und das Licht brannte. Der ganze Raum war mit Zeitungen und leeren Fast-Food-Behältern übersät. In einer Ecke stand ein tragbarer Fernseher. Es lief gerade eine Nachrichtensendung. Der Ton war leise gestellt. Auf einem Sessel lag eine Heckler-und-Koch-MP-5.
»Wo ist Abdullah?«, fragte Rashid.
Moses hob die Heckler hoch, klemmte den Lauf unter die Achsel und wies mit dem Kopf auf eine Tür in der Diele. »Er ist in der Garage und macht den Babysitter.«
Die Garage, in der es ebenso chaotisch aussah, war von der Küche aus zu erreichen. Es roch nach Öl und Schmiere, und die nackten Betonwände waren mit Farbspritzern verschmiert. An der Decke hing eine schmutzige Neonröhre. In der Mitte der Garage stand ein dreckiger, dunkelgrauer Transporter der Marke Nissan.
Gorev, Karla und Rashid folgten Moses Lee zu der Stelle, wo ein glatt rasierter junger Araber mit einer Designerbrille und Westklamotten - Sneakers, Jeans, hellgrauer Pullover der Virginia University - auf einer Lattenkiste saß. Auf seinem Schoß lag eine Pumpgun mit offenem Verschluss, sodass man die beiden Patronen sehen konnte. »Abdullah achtet darauf, dass das Grundstück sauber bleibt, stimmt’s?«
»Ja.«
»Jeder, der versucht, durch diese Garagentür zu kommen und keine offizielle Einladung hat, kriegt zwölfkalibrigen Schrot in den Arsch.«
»Hast du den Transporter abgeschlossen und den Alarm eingeschaltet?«, fragte Raschid.
»Ganz genau. Ich hab mir die Sachen angesehen, aber nichts
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