Meade Glenn
Augen der amerikanischen Geheimdienste der meistgesuchte und gefährlichste Terrorist der Welt.
Als er Geräusche hörte und Steine in die Tiefe stürzten, drehte er sich um. Ein Mann aus dem Camp stieg im fahlen Licht den Abhang hinauf. Er umklammerte den Saum seines Kaftans und suchte mit den Füßen vorsichtig auf dem Felsen Halt. Kurz darauf stand er Abu Hasim gegenüber. Hasim lächelte und rief:
»Salam alaikum! «
»Alaikum salam « , erwiderte der Besucher heiter. »Ich hoffe, ich störe deine Abendgebete nicht, Abu?«
Hasim stand auf. Sie umarmten sich und küssten sich wie alte Freunde auf beide Wangen. »Meine Gebete sind beendet. Ich freue mich, dass du unversehrt aus Moskau zurückgekehrt bist, Mohamed, lieber Bruder. Wann bist du angekommen?«
»Gerade eben. Die Männer haben mir gesagt, wo ich dich finde. Ich habe großartige Neuigkeiten, Abu.«
Hasim gebot seinem Besucher zu schweigen und setzte sich wieder mit gekreuzten Beinen auf den Teppich. »Setz dich zu mir. Ruhe dich ein wenig aus, und dann reden wir.«
Mohamed Rashid setzte sich zu ihm. Rein äußerlich hatten die beiden Männer nichts gemein. Der hoch gewachsene Hasim wirkte mit seinem Bart und der Ruhe, die er ausstrahlte, fast wie ein Mönch. Rashid war untersetzt, nicht besonders groß, hitzig und durch und durch Araber. Er atmete tief ein, sodass die Luft in jede Zelle drang, als wolle er den Wortschwall, der ihm auf der Zunge lag, zurückhalten.
»Jetzt berichte mir von den Neuigkeiten, auf die ich gewartet habe, Mohamed.«
»Es hat funktioniert, Abu. Wir haben die Formel.« Rashid zog siegessicher die Fotografien der Papiere unter seinem Kaftan hervor und reichte sie ihm mit erwartungsvoller Miene. »Es sind alle Details aufgeführt.«
Hasim nahm die Fotos entgegen und umklammerte sie ehrfürchtig. Die Diagramme und die chemischen Formeln sagten ihm nichts, aber er verstand, welches Machtpotenzial sie bargen. Er senkte unwillkürlich den Kopf zu einem stillen Gebet, um für die Macht, die er nun in Händen hielt, zu danken.
»Ich danke Allah, dass du diese Arbeit ausgefü hrt hast, Mohamed, und unser Tag endlich gekommen ist. Dies ist ein großer Augenblick. Wann können wir die Formel testen?«
»Innerhalb der nächsten Tage, inschallah. Wir fangen sofort an. Unsere Chemiker sind hervorragende Wissenschaftler. Sie haben nur auf die Formel gewartet.« Rashid war noch immer überwältigt und strahlte übers ganze Gesicht. »Ich kann es kaum fassen, Abu. Endlich ist unser Tag gekommen. Jetzt haben wir die Macht, Amerika in die Knie zu zwingen.«
Abu Hasim erwiderte in ruhigem Ton: »Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, Mohamed. Es liegt viel Arbeit vor uns.
Noch ist es nicht vorbei.« Er faltete die Papiere ordentlich zusammen. »Erzähl mir alles. Ist in Moskau alles nach Plan gelaufen?«
Hasim hörte Rashid, der einen detaillierten Bericht lieferte, aufmerksam zu. Er ergriff erst das Wort, als Rashid verstummte.
»Der Russe hat meinen Erwartungen entsprochen. Wo ist er jetzt?«
»Unten im Lager.«
Hasim musterte Rashid. »Billigst du seine Mitarbeit noch immer nicht, Mohamed? Hast du deine Meinung trotz seines Geschicks nicht geändert?«
»Er ist ein fähiger Mann. Ein erstklassiger Terrorist«, gab Rashid zu. »Aber sein Verhalten ist respektlos«, fuhr er gereizt fort. »Und seine Motive bereiten mir Sorge, Abu. Sein Interesse gilt einzig und allein dem tschetschenischen Volk und der Freilassung seiner Leute. Unsere Ziele sind für ihn nicht wirklich von Bedeutung. Im Grunde ist er nicht mehr als ein angeheuerter Söldner, und solche Männer verachte ich.«
»Du darfst nicht vergessen, dass wir um seine Hilfe gebeten haben«, entgegnete Hasim. »Er steht im Namen seiner tschetschenischen Brüder in unserer Schuld, und die will er begleichen. Wir können Männer wie ihn gebrauchen.« Er hielt die Papiere hoch. »Er hat sich bewährt, indem er uns das hier gebracht hat. In Washington wird er sich erneut bewähren.«
»Wenn du es sagst, Abu.«
»Was ist mit der Frau?«
»Auch sie hat sich gut bewährt. Ihre Ausbildung ist beendet.
Sobald unsere Chemiker ihre Arbeit abgeschlossen haben, fliege ich mit ihr nach Washington. Vielleicht reisen wir noch in dieser Woche ab.«
»Traust du ihr?«
Rashid nickte. »Sie wird genau das tun, was wir ihr sagen. Sie hat keine andere Wahl.«
»Gut. Du musst versuchen, eure Differenzen um unserer Sache willen auszuräumen. Eure gute Zusammenarbeit ist vo n entscheidender
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