Meade Glenn
endlich antwortete Gonzales.
»Hier drüben!« Die Stimme klang schmerzerfüllt.
Noch bevor Sanchez antworten konnte, hörte er ein Geräusch rechts von sich und wälzte sich herum. Dicht am Swimmingpool kauerte ein Mann mit einer Maschinenpistole. Einen Augenblick später spuckte die Mündung Feuer, und die Kugeln schlugen neben Sanchez ins Gras ein.
Der Capitán rollte hinter einen Strauch in Deckung und zielte dann auf den Schützen. Er drückte ab; der Rückschlag ließ ihn erzittern, aber der Mann am Pool war schon hinter einigen Palmen in Deckung gegangen.
Eine Nachhut. Um sie aufzuhalten, vermutete Sanchez.
Das Gebüsch, in dem er steckte, bot zwar nur eine armselige Deckung, war aber trotzdem besser als nichts. Zwanzig Meter weiter versank der zweite Wagen im türkisfarbenen Wasser des Pools. Sein Blaulicht blitzte immer noch, aber die Sirene war verstummt. Luftblasen stiegen wie Schaum auf, und dunkelrote Schlieren durchzogen das grüne Wasser. Die linke hintere Tür war geöffnet und von Kugeln durchsiebt, und der Leichnam eines Mannes hing halb aus dem Wagen. Sanchez sah, daß der Fahrer den Kopf nach hinten geworfen und den Mund im Tod weit aufgerissen hatte.
Plötzlich dachte er an Cavales und Juales. Lebten sie noch, oder waren auch sie tot?
Er hörte, wie Gonzales hinter dem Wrack des Wagen fluchte.
»Bleib, wo du bist!« rief Sanchez laut. An Förmlichkeiten dachte er jetzt nicht mehr.
Plötzlich feuerte der Mann am Pool erneut. Die Geschosse harkten das Gras und schlugen dann in den Wagen ein.
Unvermittelt hörte der Mann auf zu schießen. Gonzales fluchte wieder. Die Nachhut.
»Geht’s?« flüsterte Sanchez.
»Ich lebe noch«, erwiderte Gonzales. »Kannst du den Scheißkerl mit der Maschinenpistole sehen?«
»Er ist dreißig Meter weg, am Pool. Gibst du mir Feuerschutz?«
»Ich versuch’s. Aber sei vorsichtig, Amigo.«
Sanchez rollte tiefer in das Gestrüpp und ignorierte den Schmerz in seiner Hüfte. Er wußte, daß mit jeder Sekunde, die verstrich, den Männern in der Villa die Flucht erleichtert wurde.
Auf dem Bauch kroch er durch die Büsche und biß vor Schmerz die Zähne zusammen. Zehn Meter weiter kam er wieder heraus und befand sich an den Wurzeln des Eukalyptusbaums. Er versuchte, irgendeine Bewegung zu erkennen, wo der Schütze in Deckung gegangen war.
Nichts.
Wenn er Lieber und seine Leute verfolgen wollte, mußte er sich beeilen.
Eine plötzliche Bewegung links von ihm erregte seine Aufmerksamkeit, und gleichzeitig hörte er ein leises Rascheln.
Er kniff vor Anstrengung die Augen zusammen und sah den Mann im Gebüsch hocken, als das Mondlicht auf ihn fiel. Er wartete und schien zu überlegen, ob er das Risiko eingehen und über den Rasen laufen sollte. Sanchez schob sich weiter vor und kam bis auf ein Dutzend Meter an den Mann heran, bis der sich umdrehte und ihn erschreckt anstarrte.
Sanchez feuerte. Die Ladung der Pumpgun traf den Mann mitten in die Brust, und er schrie erstickt auf, bevor er rückwärts in die Büsche geschleudert wurde.
Im gleichen Moment hörte Sanchez das Heulen von Sirenen aus der Ferne. Er fuhr herum, lief rasch zu Gonzales und ignorierte den Schmerz, als er sich neben ihn kniete. In dem Licht, das aus dem Haus drang, sah er den Schweiß auf Gonzales’ Stirn und die schmerzverzerrte Miene des Mannes.
Ein dunkler Fleck unter dem Ellbogen zeigte ihm, wo die Kugel eingedrungen war.
»Dein Arm?«
»Nur eine Fleischwunde. Wir werden allmählich etwas alt für solche Spielchen, Amigo. Laß uns lieber auf Konferenzen gehen. Hast du das Schwein erwischt?«
Sanchez nickte, während er hastig Gonzales’ Unterarm untersuchte. Die Kugel hatte das Fleisch durchbohrt und den Knochen getroffen. Es war zwar nichts Ernstes, aber gewiß sehr schmerzhaft.
Gonzales versuchte aufzustehen. »Was ist mit den anderen?«
fragte er.
Sanchez warf einen Blick auf den Wagen, die zerschmetterten Scheiben und die Löcher, die die Projektile gerissen hatten. Er spürte, wie sein Herz in seiner Brust hämmerte, als er vortrat.
Sein Magen revoltierte, und er spürte eine heiße Wut im Inneren, weil er wußte, welcher Anblick ihn erwartete.
Selbst in der spärlichen Beleuchtung konnte er die beiden Leichen deutlich erkennen. Juales saß auf dem Beifahrersitz, hatte den Kopf auf die Seite gelegt und den Mund geöffnet. Sein ganzer Oberkörper war blutüberströmt. Sanchez legte dem Mann die Hand vor den Mund. Juales atmete noch ganz schwach. Dann humpelte Sanchez,
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