Meade Glenn
»Um den Rasen vor dem Pool laufen zwei Kerle. Aber sie sind nicht genau zu erkennen.«
»Sieht es aus, als wären sie bewaffnet?«
Gonzales zuckte mit den Schultern. »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Vellares. Aber wir müssen es riskieren. Alle fertig?«
Sie nickten.
Gonzales zog einen Smith&Wesson-Revolver aus dem Halfter und legte ihn sich auf den Schoß. Dann nahm er das Mikrofon vor die Lippen und drückte den Sendeknopf.
»Eins an die Einheiten der Nachtwache …«
18.02 Uhr.
Auf Gonzales’ Kommando hin stieg Juales aus dem Wagen, zog seine Pistole und lief den Hügel herunter. Sanchez sah, daß er die Waffe in Brusthöhe hielt.
Dann bemerkten sie den anderen Beamten, Madera. Er trat etwa zwanzig Meter weiter entfernt aus den Schatten, wo der andere Polizeiwagen stand.
Als Gonzales ihn erblickte, mußte er grinsen. Der Mann trug die weißen Handschuhe eines Verkehrspolizisten. »Himmel …«
Gonzales rutschte auf den Fahrersitz, und Sanchez richtete den Blick wieder auf Juales, der noch zehn Meter von dem Tor entfernt war und jetzt langsamer wurde. Er hielt die Waffe an seinen Schenkel, und das weiße Blatt Papier des Durchsuchungsbefehls leuchtete in seiner Hand. Ein paar Meter von dem Tor entfernt blieb Juales stehen, drückte sich an die Wand und wartete.
Madera war einige Augenblicke später bei ihm. Juales legte die Waffe und den Durchsuchungsbefehl auf den Boden und verschränkte die Hände. Madera schob seinen Fuß hinein, und Juales hob ihn hoch.
Sie brauchten drei Versuche, bis Madera oben an der Mauer einen Halt fand. Er zog sich mühsam hinauf, und Sanchez sah, wie er Sekunden später auf der anderen Seite der Mauer verschwand.
Juales nahm Waffe und Durchsuchungsbefehl wieder in die Hand und schlich zum Tor. Sanchez bemerkte, wie ein Polizeiwagen hundert Meter weiter langsam aus dem Schatten rollte und sich bereit machte, Gonzales’ Wagen durch das Tor zu folgen.
Juales wartete noch immer mit dem Rücken an der Mauer.
Plötzlich knallte es, und ein zweiter Schuß folgte sofort.
»Scheiße!« rief Gonzales.
Sie sahen, wie Juales zum Tor rannte und mit beiden Händen die Waffe umklammerte. Dann schwang das Tor auf, und Madera erschien.
Gonzales seufzte erleichtert auf, als Juales durch das Tor lief.
In der einen Hand hielt er die Waffe, in der anderen den Durchsuchungsbefehl, mit dem er heftig winkte.
»Gut, Amigos, auf geht’s!« brüllte Gonzales.
Er gab Gas, und der Wagen schoß den Abhang hinunter auf das Tor zu.
Die fünf Männer saßen am Pooltisch.
Die Unterwasserscheinwerfer brachten das türkisfarbene Wasser zum Leuchten. Zwei Butler hatten ihnen die Drinks serviert und sie dann allein gelassen. Sie waren auf Ersuchen von Halder an den Pool hinausgegangen, weil es in der Villa noch zu stickig sei und er mit seinem Asthma diese Luft nicht ertragen könne.
Lieber berichtete, die anderen hörten schweigend zu. Dann wartete er auf eine Reaktion.
Der alte Halder hustete, saugte an seinem Inhalator und nahm einen tiefen Atemzug. Alle blickten ihn an. Sehr langsam richtete er sich auf. Er war ein kleiner Mann, und das Alter und seine gebeugten Schultern ließen ihn noch zerbrechlicher erscheinen.
Speichel befleckte seine Lippen, als er Lieber ansprach.
»Wie, Franz?« fragte er. »Wie konnte es doch eine Aufnahme geben?« Halders Stimme klang wie ein Flüstern, wie das heisere Röcheln eines Sterbenden.
Lieber seufzte. »Entweder haben wir die falsche Kassette zerstört oder es gab zwei davon. Das ist die einzige Erklärung.«
Ein langes Schweigen antwortete ihm. Halder hob seine klauenhafte Hand an die Stirn und massierte sich dort nachdenklich.
»Ist dein Kontakt bei der Seguridad sich ganz sicher?«
»Absolut sicher.«
Halder schwieg wieder lange. »Wir müssen das Ganze ausführlich durchsprechen«, sagte er und sah kurz zu dem silberhaarigen Mann hinüber, der zustimmend nickte.
Nacheinander blickte Halder mit wäßrigen Augen jeden einzelnen Mann am Tisch an, dann wandte er sich Krüger zu.
»Brandenburg … Wurde im Hotel darüber gesprochen? Über die Bedeutung des Plans?«
Krüger schüttelte den Kopf. »Wir haben nur die letzte Phase besprochen. Aber …«
»Einzelheiten, Hans, ich will Einzelheiten. Was genau habt ihr diskutiert?« unterbrach Halder ihn.
Krüger sagte es ihm. »Können wir uns mit dem Mädchen in Verbindung setzen?« wollte Halder wissen.
»Ich kann Meyer darauf ansetzen.«
Halder überlegte und betrachtete die erwartungsvollen
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