Meade Glenn
habe.
Meine Kontaktperson beim Bundesarchiv in Koblenz ist mittlerweile versetzt worden, aber er hat meine Bitte an einen Freund weitergeleitet, den Direktor des Document Center in Berlin, einen Burschen namens Maxwell. Er hat ihn gebeten, die frühen Nazimitgliedsnummern zu durchforsten und möglichst eine Liste von Mitgliedern zu erstellen, die dicht an der Nummer von Erhard Schmeltz liegen.
Maxwell wußte, daß Ihre Dienststelle um Informationen über Schmeltz gebeten hat, und rief mich an, ob ich wüßte, worum es dabei geht. Ich habe ihm erzählt, daß Sie mich um Hilfe gebeten haben und daß wir dringend noch ein lebendes Parteimitglied bräuchten, dessen Nummer in der Nähe von der Schmeltz’ liegt.
Nachdem er mich überprüft hatte, rief er mich an und sagte, daß seine Leute fünfzig Nummern in der Nachbarschaft von Schmeltz’ Mitgliedsnummer überprüft hätten. Fünfundzwanzig höhere und fünfundzwanzig tiefere.
Ich habe mich anschließend mit der WASt und den entsprechenden Behörden in Verbindung gesetzt. Von den fünfzig Leuten leben noch vier, und zwei davon sind in Südamerika. Die beiden anderen wohnen in Deutschland. Der eine heißt Otto Klagen. Seine Mitgliedsnummer ist Sechs-acht-neun-vier-acht. Er wurde 1910 in Berlin geboren und war noch ziemlich jung, als er in die Partei eintrat. Sein Mitgliedsantrag trägt das Datum vom 1. November 1927.«
»Wo ist Klagen jetzt?«
Volkmann hörte Birken seufzen. »Das ist das Problem. Seine letzte Adresse ist ein Altersheim in Düsseldorf. Ich habe dort angerufen und bekam zur Auskunft, Klagen habe vor zwei Monaten einen Schlaganfall erlitten und sein Gesundheitszustand sei noch immer sehr schlecht. Der Mann kann kaum sprechen.
Jetzt liegt er in der Klinik in der Graulinger Straße. Offenbar ist sein Gesundheitszustand tatsächlich nicht sonderlich gut, und er ist kaum bei Bewußtsein. Ich bezweifle, daß er Ihnen weiterhelfen kann, selbst wenn er Erhard Schmeltz gekannt haben sollte. Sie können es natürlich trotzdem gern ausprobieren, aber ich bezweifle, daß er Ihnen nützt. Außerdem sagte Maxwell, die deutschen Behörden hätten vor zwanzig Jahren gegen Klagen ermittelt. Er war ein SS-Mann bis ins Mark. Man wollte ihn wegen mehrerer Kriegsverbrechen festnageln, die er in Polen begangen haben soll, aber die Staatsanwaltschaft hat nicht genug Beweise zusammenbekommen und mußte die Anklage fallenlassen. Das ist natürlich schon alles lange her, aber kein Leopard gibt seine Flecken ab.«
Volkmann notierte sich den Namen des Krankenhauses.
»Und der zweite Mann?«
»Walter Busch. Mitgliedsnummer Sechs-acht-neun-sieben-acht.
Er ist wie Schmeltz in München in die NSDAP eingetreten.«
»Haben Sie seine Adresse?«
Birken gab Volkmann die Adresse des Mannes. Er wohnte in dem Vorort Dachau im Norden Münchens.
»Der Mann müßte Anfang Achtzig sein. Hoffentlich ist er in besserer Verfassung als Klagen. Sonst verschwenden Sie nur Ihre Zeit.«
»Haben Sie eine Telefonnummer von Busch?«
»Leider nicht. Ich habe die Auskunft angerufen, aber seine Nummer steht nicht im Buch. Vermutlich sollten Sie sowieso besser spontan vorbeifahren und ihn überrumpeln. Sonst will er vielleicht nicht einmal mit Ihnen sprechen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wie seine Laufbahn im Krieg ausgesehen hat, Ted?«
»Laut Maxwell ist Busch beim militärischen Geheimdienst gelandet, bei der Abwehr. Er war einer von Admiral Canaris’
Leuten. Er war also kein SS-Mann, sondern gehörte zur Wehrmacht, man hat ihn niemals irgendwelcher Kriegsverbrechen bezichtigt, und 1945 war er Hauptmann. Das ist eigentlich ein bißchen überraschend, denn normalerweise galten die, die sich von 1930 den Nazis angeschlossen haben, als Parteiaristokraten.
Busch hätte eigentlich einen höheren Dienstgrad haben müssen, wenn man seine Laufbahn bei der Abwehr berücksichtigt. Es sei denn, er hätte sich irgendwann einmal in die Nesseln gesetzt.«
»Wissen Sie, was er nach ’45 gemacht hat?«
»Maxwell hat unter der Hand mit der Berliner CIA geplaudert, die Buschs Werdegang untersucht hat. Busch hat zehn Jahre in der ›Organisation Gehlen‹ gearbeitet, dem Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes. Sie bestand natürlich aus ehemaligen Wehrmachtssoldaten, wie Sie vermutlich wissen, also wird ihm seine Vergangenheit sicher den Weg geebnet haben. Er ist aber vor über dreißig Jahren aus dem Verein ausgetreten und zu einer privaten Sicherheitsfirma gewechselt.
Mittlerweile ist er ein sehr
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