Meade Glenn
Schlafzimmer, hat das Licht ausgelassen und ist ans Fenster gegangen. Aber unten schien niemand zu sein. Eine halbe Stunde später hat er vor der Tür flüsternde Stimmen gehört. Er hat die Stereoanlage angestellt, ist in der Wohnung herumgelaufen und hat Geräusche gemacht, damit alle wußten, daß er wach war. Anschließend hat er mich angerufen. Ich war zehn Minuten später da, aber vor der Wohnung war niemand. Aber ohne jeden Zweifel hat sich jemand am Türschloß zu schaffen gemacht.«
Volkmann schwieg lange und sah Molke dann an.
»Sind Sie sicher, daß das etwas mit der Überwachung von Kesser zu tun hat?«
»Joe, meine Leute arbeiten im Moment an keinem anderen Fall, der solchen Wirbel wert wäre. Und schon gar nicht, wo Schußwaffen ins Spiel kommen würden.«
»Was haben Sie vor?«
»Ich habe meine Leute seit gestern abend von Kesser abgezogen. Ihre Kollegen können offiziell tätig werden und dürfen Waffen tragen. Meine Leute dürfen das nicht, und es wird mir zu gefährlich.« Molke schüttelte heftig den Kopf und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Ich will nicht riskieren, daß ihnen etwas zustößt, Joe, verstehen Sie das?«
Volkmann nickte. »Glauben Sie, daß Kesser und seine Leute bei Ihrem Angestellten in der Wohnung waren?«
»Das ist das Eigenartige an der ganzen Sache. Dieselbe Frage habe ich ihnen auch gestellt, und sie schworen Stein und Bein, daß Kesser keinen Verdacht geschöpft und nicht gewußt hätte, daß sie ihn beobachten.«
»Und sie haben auch niemand anderen gesehen, der Kessers Wohnung observiert hat?«
»Jedenfalls haben sie keinen bemerkt. Aber ich vermute, daß die Jungs zu sehr mit der Beobachtung von Kesser beschäftigt waren, um noch darauf zu achten.«
»Was hat Kesser in den beiden letzten Tagen gemacht?«
Iwan Molke zog ein Notizbuch aus der Tasche und schlug es auf. »Er ist zweimal auf den Berg gefahren. Er heißt tatsächlich Kaalberg. Gestern und auch vorgestern. Er ist gegen sieben losgefahren und war gegen Mittag wieder da.«
»Haben Ihre Männer noch andere Leute dort oben gesehen?«
»Außer Kesser hat niemand das Grundstück betreten oder verlassen. Die bewaffneten Wächter sind noch immer da.«
»Haben Sie die Adresse überprüft, wie ich Sie gebeten hatte?«
»Sie meinen, ob es ein geheimes Forschungslabor der Regierung sein könnte?«
»Ja.«
»Ich habe mit ein paar Leuten aus dem Ministerium gesprochen, die ich noch kannte. Sie haben mir bestätigt, daß es etwa ein Dutzend Stellen in Bayern gibt, an denen sich geheime Forschungslabors befinden. Hauptsächlich militärisches Kommunikationswesen und Waffentechnik. Aber ich bekam das Gefühl, als wollten meine Kontaktpersonen nur ungern reden, also habe ich lieber keinen Druck ausgeübt und es auf andere Weise versucht. Ich bin in das Dorf gefahren, wo wir die Ausrüstung gekauft haben, und habe mich ein wenig umgehört.«
»Und?«
»Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, wußten nur, daß es dort oben einen großen Brocken Privatbesitz gibt, ein ziemlich unwegsames bewaldetes Gebiet. Dieser solide Felsbrocken, den wir gesehen haben, das ist der Kaalberg. Er ist weder fürs Skifahren noch für irgendeine andere Sportart geeignet. Da oben gibt es eine große Berghütte, und zwar die, die wir gesehen haben. Dahinter befinden sich ein paar Holzscheunen und ein flaches Betongebäude, das als Labor dienen könnte. Bis auf das Wachhäuschen gibt es keine anderen Gebäude am Weg nach oben. Das Haus, der Berg und das Geländer ringsum gehörten einem privaten Sanatorium, aber das hat vor etwa zehn Jahren geschlossen. Vor einigen Jahren hat jemand das Anwesen gekauft, aber die Einheimischen wissen nicht, wem es jetzt gehört, oder was da oben vorgeht. Sie glauben, daß das Haus der Regierung gehört, aber genau wissen sie es auch nicht. Sie sagen, daß überall auf dem Gelände Schilder mit der Aufschrift ›Zutritt verboten‹ hängen.«
Volkmann seufzte und betrachtete die Menschentrauben auf den Bahnsteigen. »Was halten Sie davon, Iwan?« fragte er schließlich und sah sein Gegenüber an.
Molke zuckte mit den Schultern. »Es könnte natürlich ein Forschungslabor der Regierung sein. Sie sagten doch, in Kessers Wohnung hätte es Bücher über militärisches Kommunikationswesen gegeben. Vielleicht ist Kesser an einem geheimen Projekt beteiligt. Das wäre nicht unwahrscheinlich, wenn man seinen Werdegang bedenkt. Und nach dem, was meinen Männern passiert ist, halte ich das für
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