Meade Glenn
Champagner und den Appetithäppchen vor sich herschob. Der Mann lächelte und plauderte belangloses Zeug, und Hernandez hörte ihm geistesabwesend zu.
Umständlich baute der Kellner den Servierwagen in der Mitte des Zimmers auf. Hernandez bat ihn, den Wagen im Zimmer zu lassen und die Flasche Champagner nicht zu öffnen.
»Selbstverständlich, Señor.« Der Kellner verbeugte sich und tat, als wollte er gehen, was er aber keinesfalls tat. Ein einstudierter Kniff.
Hernandez zog einige Geldscheine aus dem Bündel in seiner Hosentasche. »Hervorragender Service. Wie heißen Sie?«
»Mario, Señor. Mario Ricardes.«
»Danke, Mario.« Hernandez reichte dem Mann das Geld, und nach einer tiefen Verbeugung entfernte sich der Kellner.
Hernandez betrachtete den Champagner und das Essen. Die Geschichte hatte ihn bereits ein kleines Vermögen gekostet, und er konnte nur hoffen, daß sich die Investition auszahlte. Es war französischer Champagner, eine teure Marke. Die funkelnden Gläser zierten ordentlich aufgereiht den Kühler. Die Kanapees sahen äußerst appetitlich aus. Ordentlich geschnittene, knusprige Dreiecke aus frischem getoastetem Weißbrot mit geräuchertem Lachs, Anchovis, verschiedenen Käsesorten und Fleischpastete, sehr großzügig auf einem Silbertablett angerichtet. Aber Hernandez war nicht hungrig. Die Angst hielt seinen Magen wie mit einer Faust umklammert, und er schwitzte aus allen Poren.
Aber er versuchte jeden Gedanken an das, was ihn erwartete, zu verdrängen.
Er setzte sich auf das Bett, klappte den Deckel des Koffers auf, nahm heraus, was er brauchte, und stapelte die Gerätschaften ordentlich auf dem Bett.
Er beeilte sich mit dem Aufbau, ohne es an Sorgfalt mangeln zu lassen. Zehn Minuten später war er fertig, zündete sich eine Zigarette an und wählte auf dem Haustelefon die Nummer von Zimmer einhundertzwanzig. Niemand hob ab.
Wer auch immer die Suite bestellt hatte, war glücklicherweise nicht zu früh eingetroffen. Hätte jemand geantwortet, so hätte Hernandez sich damit entschuldigt, die falsche Nummer gewählt zu haben, und wieder aufgelegt.
Er sah wieder auf die Uhr. Zehn nach sechs. Er drückte seine Zigarette in dem Glasaschenbecher aus und stand nervös auf.
Es wurde Zeit, seinen Posten in der Lobby zu beziehen.
Schon wieder ein anderes Hotel, dachte Meyer, als der Mercedes vor dem Excelsior hielt. Aber sie hatten es schon früher benutzt, oft sogar, Winter und er. Doch niemals zusammen. Sie hatten die Treffen, bei denen sie die Berichte vorgestellt hatten, abwechselnd anberaumt.
Dieses Hotel auszuwählen war Tscharkins Idee gewesen. Die Unterkünfte waren jedesmal andere, um das Risiko zu verringern, daß man abgehört wurde. Es war sicher ein besserer Treffpunkt als das Haus von Tscharkin oder Franz, wo neugierige Diener und noch neugierigere Nachbarn die Sicherheit beeinträchtigten.
Das Haus im Chaco wäre natürlich ideal gewesen, aber es war zu abgelegen, und außerdem waren die Straßen in der Regenzeit oft unpassierbar. Hotels waren besser, weil unverdächtiger. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von Geschäftsleuten und Touristen, und niemand achtete auf einzelne Personen.
Schmidt und der Fahrer stiegen aus und öffneten die Türen.
Krüger und Schmidt stapften voraus, Meyer ging neben dem silberhaarigen Mann.
Sie warteten, während Krüger zur Rezeption voranschritt. Er hielt seine Brieftasche in der Hand. Meyer betrachtete die luxuriöse Umgebung. Es war ruhig in der Lobby. Zwei junge, hübsche Mädchen in engen Röcken saßen auf den Ledersesseln der Sitzgruppe in der Nähe der Rezeption. Ein junger Mann in einem engen grauen Anzug saß daneben und las eine Zeitung.
Ihr Zuhälter? Die Mädchen sahen sehr sexy aus, wirklich heiß.
Vielleicht konnten sich Franz und er anschließend ein bißchen mit ihnen vergnügen. So wie er Franz kannte, hatte der etwas Entsprechendes organisiert.
Krüger kam von der Rezeption zurück. »Welche Suite?« fragte Meyer auf deutsch.
»Hundertzwanzig«, erwiderte Krüger. Sie folgten ihm zum Aufzug.
Viertel nach sechs.
Hernandez hatte eine Zeitung erstanden und sich auf einem freien Sessel niedergelassen, von dem aus er die Rezeption im Auge behalten konnte.
Leise Musik plätscherte im Hintergrund vor sich hin, aber Hernandez hatte einen perfekten Beobachtungspunkt gefunden, und wenn er sich anstrengte, verstand er jedes Wort, das an der Rezeption gesprochen wurde.
Einige Plätze weiter saßen zwei todschick
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