Meade Glenn
Arm.
Er war soweit.
Einige Sekunden zögerte er und dachte an Rodriguez, an den schrecklich zugerichteten Leichnam des Mannes, und kalte Furcht durchströmte ihn.
Gewaltsam unterdrückte er die Erinnerung, ging entschlossen zur Tür, öffnete sie und spähte in den Korridor.
Niemand war zu sehen.
Hernandez zog den Servierwagen hinter sich her, tastete nach der Codekarte für die Zimmertür, die sicher in seiner Gesäßtasche verstaut war, und schloß die Tür hinter sich.
Er lauschte einen Augenblick, ob jemand die Treppe heraufkam.
Nichts.
Hernandez atmete einmal hastig und tief durch, und machte sich dann mit seinem Servierwagen auf Richtung Suite Einhundertzwanzig.
Meyer brauchte zwölf Minuten, um den Bericht vorzulesen. Er hielt sich an das Wesentliche, ohne jedoch darauf zu verzichten, seine Leistung und seinen persönlichen Beitrag hervorzuheben, die harte Arbeit, den wachen Sinn für das Detail, worauf er sehr stolz war.
Als er fertig war, bemerkte er die Schweißtropfen auf dem Schreibtisch. Er schwitzte. Jetzt kamen die Fragen. Mit dem Taschentuch aus seiner Brusttasche tupfte er sich die Stirn und dann den Tisch ab. Er hatte sich auf die Fakten und ihre Darstellung konzentriert, hatte erklärt, wie entscheidend diese Phase des Plans war. Jetzt erkannte Meyer, daß er in einer Art Trance gewesen sein mußte. Er blickte auf.
Der gutaussehende, silberhaarige Mann ihm gegenüber lächelte und nickte anerkennend.
In dem Moment hörten sie das Klopfen an der Tür und drehten wie auf Kommando die Köpfe. Meyer sah, daß Schmidt bereits seine Waffe aus der Tasche gezogen hatte und sie gegen die Flanke seines Körpers hielt. Erneut klopfte jemand, lauter diesmal. Krüger stand rasch auf und ging zur Tür. »Wer ist da?«
fragte Schmidt auf spanisch.
Krüger schob den Brocken von einem Mann beiseite und legte lauschend das Ohr an die Tür.
»Zimmerservice, Señor.«
Die Antwort war deutlich zu hören.
Krüger nickte Schmidt zu, und der Leibwächter trat zurück.
Die Pistole hielt er schußbereit hinter dem Rücken.
Krüger öffnete die Tür einen Spalt, hielt aber die Schulter fest dagegen gedrückt. Er sah den Kellner vom Zimmerservice draußen stehen. Der Mann lächelte einfältig.
»Wir haben nichts bestellt«, fertigte Krüger ihn barsch ab.
»Sie müssen sich im Zimmer geirrt haben.«
»Wirklich, Señor? Oh … Das tut mir leid …«
Der Kellner blickte auf den Zettel in seiner Hand und dann auf die Zimmernummer. »Nein, Señor … Suite einhundertzwanzig.
Champagner und Appetithäppchen. Eine Empfehlung des Hotels.«
Krüger öffnete die Tür. Er sah den Champagner in seinem Eiskübel, die ordentlich angerichteten Kanapees, und blickte wieder fragend den Kellner an.
Der Mann zeigte ihm den Auftrag, der auf einem Zettel mit dem Briefkopf des Hotels notiert war. »Sehen Sie, Señor, hier steht es. Suite einhundertzwanzig. Champagner und Kanapees.«
Krüger nahm den Zettel, musterte ihn sorgfältig und gab ihn dann dem Mann zurück.
Der Kellner zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie es nicht wollen, Señor, dann nehme ich es wieder mit. Kein Problem.«
Er lächelte liebenswürdig. »Ein neu eingeführter Will-kommensservice für unsere geschätzten Gäste in den Suiten.«
Krüger sah wieder auf den Servierwagen. Er hatte Durst, und in der Suite war es schwül. Der eisgekühlte Champagner und die Häppchen sahen sehr verlockend aus.
»Na gut, kommen Sie herein.«
Krüger trat zur Seite, und der Kellner rollte den Servierwagen langsam in die Mitte des Zimmers, dicht an den Tisch, an dem die anderen saßen. Aber er hielt sich in gebührendem Abstand.
Er fing an, den Verschluß der Champagnerflasche zu öffnen.
»Lassen Sie das«, winkte der Mann mit dem dunklen, öligen Haar ab. »Das machen wir selbst.«
Der Kellner nickte, offenbar erleichtert. »Wie Sie wünschen, Señor. Kann ich noch etwas für Sie tun, Señor?«
»Nein.«
Der Kellner glättete das leinene Tischtuch, stellte umständlich zwei Champagnergläser um und hüstelte dezent.
Krüger begriff, zog ungeduldig die Brieftasche heraus und reichte dem Kellner eine Banknote.
»Muchas gracias.«
Krüger starrte ihn an und bemerkte die Narbe auf der Wange des jungen Mannes.
»Wie heißen Sie?«
»Ricardes, Señor. Mario Ricardes.«
»Sorgen Sie dafür, daß wir nicht mehr gestört werden, Mario.«
»Ja, Señor. Selbstverständlich. Sollten Sie noch etwas benötigen, so rufen Sie bitte den Zimmerservice.«
Krüger
Weitere Kostenlose Bücher