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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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geöffnet werden konnten. Er hatte bereits überprüft, ob sie wirklich funktionierten. Sie taten es anstandslos. Obwohl er hoffte, er würde die Tür nicht benutzen müssen, wollte er kein Risiko eingehen: Das Aufschwingen der Türen nach außen durfte durch nichts behindert werden.
    In der Nähe standen zwar Mülleimer für die Küchenabfälle, aber sie versperrten die Tür nicht. Zufrieden kehrte Hernandez zu seinem Wagen zurück, holte die Reisetasche heraus und ließ die Fahrertür unverschlossen. Dann ging er um das Hotel herum zum Haupteingang.
    Er trug eine dunkle Sonnenbrille und einen grauen Anzug, den er seit Jahren nicht mehr angezogen hatte. Der Anzug war zwar ein wenig unmodisch und zwickte zudem leicht unter den Armen, aber mit dem sauberen weißen Hemd und der blauen Seidenkrawatte wirkte Rudi respektabel genug. Als er sich nach der Dusche angezogen hatte, hätte er sich im Spiegel fast nicht wiedererkannt. Seinen Pony hatte er mit Gel nach hinten gekämmt; dadurch wirkte sein Haar dunkler und dichter.
    Durch die hell erleuchtete Lobby steuerte er geradewegs auf die Rezeption zu, hinter der ein fetter Mann in einem dunklen Anzug stand und in seinen Unterlagen blätterte.
    Er blickte hoch, als sich Hernandez näherte. »Señor?«
    »Ich habe ein Zimmer reserviert. Auf den Namen Ferres.«
    »Einen Augenblick, Señor.« Der fette Mann drehte sich zu dem Computer um und tippte mit seinen Wurstfingern den Namen ein. »Señor Ferres«, sagte er, ohne aufzublicken.
    »Zimmer einhundertvier. Erster Stock.« Jetzt sah er hoch und lächelte. Ein gekünsteltes Lächeln, unecht wie aus Plastik.
    »Unser letztes freies Zimmer. Sie hatten Glück.«
    Das hoffe ich, dachte Hernandez. Erst vorgestern hatte er das Hotel angerufen, um die Reservierung vornehmen zu lassen.
    Dem Angestellten hatte er gesagt, daß er schon einmal im ersten Stockwerk übernachtet hätte und ihm die Aussicht besonders gut gefiel. Gespannt hatte er gewartet, während der Mann nachsah, und erleichtert aufgeatmet, als er erfuhr, daß noch ein Zimmer frei war. Allerdings nur ein Doppelzimmer. Hernandez hatte sich auch damit einverstanden erklärt.
    »Begleichen Sie die Rechnung in bar oder mit Kreditkarte?«
    fragte der Hotelangestellte jetzt.
    »In bar«, antwortete Hernandez. »Und ich würde gern jetzt schon bezahlen. Ich muß morgen früh aufbrechen.«
    »Aber gewiß doch.«
    »Außerdem kommen bald einige Freunde vorbei. Schicken Sie mir bitte eine Flasche Champagner und ein paar Cocktailhäppchen aufs Zimmer.«
    »Selbstverständlich, Señor. Ich veranlasse das sofort.« Der fette Mann nahm den Hörer ab und rief den Zimmerservice an.
    Nachdem er Hernandez’ Zimmernummer und die Bestellung aufgegeben hatte, legte er auf und schenkte Hernandez ein weiteres künstliches Lächeln.
    »Einen Augenblick noch, Señor. Ich mache Ihnen sofort die Rechnung fertig. Und dann lasse ich Ihnen das Gepäck auf Ihr Zimmer bringen.«
    Drei Minuten später hatte Hernandez bezahlt und trat in der ersten Etage aus dem Lift.
    Der Page ging mit dem Koffer voraus zu Hernandez’ Zimmer, das am Ende des Korridors, fünf Zimmer von Tscharkins Suite entfernt, auf der anderen Seite des Flurs lag. Für Rudi war es enorm wichtig gewesen, ein Zimmer auf derselben Etage zu bekommen. Und daß er das letzte freie Zimmer ergattert hatte, war sicherlich ein gutes Omen. Nach der Reservierung des Zimmers war er noch am gleichen Abend wieder ins Excelsior gegangen, um sich den Korridor genau anzusehen. Das Zimmer, das man ihm zugewiesen hatte, war ideal: nicht zu dicht dran und nicht zu weit weg.
    Hernandez folgte dem Pagen in das Zimmer. Der Junge schaltete die Lichter ein, stellte den Koffer auf das dafür vorgesehene Regal und wartete auf sein Trinkgeld. Hernandez drückte ihm die Münzen in die Hand. Der Page lächelte, wünschte einen guten Abend und entfernte sich.
    Hernandez ging ans Fenster und starrte hinaus. Die ersten Lichter flammten überall auf, während sich die Dunkelheit rasend schnell über die Stadt senkte. Das verstärkte seine Besorgnis und seine Unsicherheit über seinen Plan noch.
    Jetzt hatte er wirklich Angst. Er schluckte und sah auf die Uhr.
    Sechs. Wer auch immer das Zimmer am anderen Ende des Flurs gemietet hatte, würde bald kommen. Es klopfte laut an der Tür, und Hernandez blieb fast das Herz stehen. Dann erinnerte er sich an seine Bestellung.
    Er ließ den Kellner in dem weißen Jackett herein und sah zu, wie er den Servierwagen mit dem

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