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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Gedächtnis, wie empfindlich die Geräte seien. Nachdem er ein weiteres Mal alles kontrolliert hatte, schloß er den Koffer und stellte am Zahlenschloß eine neue Nummer ein.
    Ein Anflug von Angst ließ ihn erbeben. Er sah auf seine Hände. Sie waren feucht und zitterten. Ihm kam es so vor, als würden sie schon seit achtundvierzig Stunden zittern. Ihm war heiß, trotz der Klimaanlage. Er holte tief Luft und atmete dann allmählich aus.
    Entspann dich, mein Freund, dachte er. Bleib ruhig. Ansonsten bist du tot, noch bevor du angefangen hast.
    Er sah auf die Uhr. Halb sechs.
    Die Zeit reichte gerade noch, sich umzuziehen. Dann mußte er gehen.
    Der große, schwarze Mercedes glitt ruhig durch den abendlichen Verkehr in Richtung Stadt. Die Glastrennscheibe zwischen Fahrer und Passagieren war geschlossen und gestattete den Insassen des Fonds eine ungestörte Unterhaltung.
    Meyer blickte durch die getönten Scheiben auf die Lichter, von denen in der aufkommenden Dämmerung immer mehr funkelten. Er betrachtete die kleineren Wagen, die rechts und links auf der dreispurigen Straße an ihnen vorbeihuschten. Bald waren sie in der Stadt, bei ihrem letzten Treffen in diesem schrecklichen Land.
    Ein verrosteter, alter gelber Pickup schob sich langsam an ihnen vorbei. Ein Indio mit einem Cowboyhut saß hinter dem Steuer, und seine fette Frau thronte mit einem schreienden Baby auf dem Schoß neben ihm. Die Fenster waren heruntergekurbelt, und aus dem Autoradio drang in voller Lautstärke paraguayische Volksmusik. Auf der Ladefläche des Pickups tummelte sich ein halbes Dutzend braungesichtiger, schmutziger Kinder wie die Affchen. Ein kleiner Junge schnitt eine Grimasse, zog seine Hose herunter und zeigte ihnen den blanken Hintern, während der Kleinlaster an dem Mercedes vorbeifuhr.
    Schmutzige, dumme Latinos, dachte Meyer und drehte angewidert den Kopf zur Seite. Wie hielten seine Leute es hier bloß aus? Meyer sah Krüger an. Er konnte die Spannung nicht mehr ertragen.
    »Was sind das für Neuigkeiten?« fragte er langsam.
    »Tscharkin hat sich vor zwei Tagen erschossen.«
    Meyer sah den anderen überrascht an. »Er ist tot?«
    Krüger nickte. »Es war wohl sowieso nur eine Frage von Stunden. Krebs. Also hat er sich lieber auf die schnelle Weise verabschiedet. Vorher hat er Franz noch einen Brief geschickt.
    Die Schmerzen seien einfach zu stark, schrieb er, und er wünschte uns Glück. Er bedauerte, daß er es nicht geschafft hat.«
    Meyer nickte verständnisvoll. Er erinnerte sich schwach daran, daß Franz schon früher einmal Besorgnis über Tscharkins Gesundheitszustand geäußert hatte.
    »Ein schwerer Verlust«, meinte Meyer. Ein anderer Gedanke schoß ihm plötzlich durch den Kopf. Ein furchtbarer Gedanke.
    »Seine Unterlagen …«
    Besorgt blickte er den silberhaarigen Mann ihm gegenüber an.
    Der lächelte. »Kein Grund zur Beunruhigung, Johannes.
    Tscharkin hat alle Papiere verbrannt. Alles. Es gibt nichts mehr, was uns verraten könnte. Absolut nichts.«
    »Haben unsere Leute das überprüft?«
    »Franz hat angerufen, nachdem die Polizei verschwunden war«, antwortete Krüger nun. »Es gibt wirklich überhaupt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Franz hat es zusammen mit den Dienern überprüft. Die Polizei hält es für einen eindeutigen Selbstmord.«
    »Hat er auch Tscharkins Büro und alle Akten durchsucht?«
    »Es gab nur noch ein paar alte Fotoalben. Er hat sie mitgenommen.«
    »Und der Banksafe?«
    »Den hat Tscharkin selbst geleert. Er hat alles verbrannt, bevor er den Abzug gedrückt hat.« Er sah Meyer an. »Ich bin sicher, daß Franz sehr gründlich war.«
    Meyer nickte. »Und was ist mit den Arrangements für das Treffen?«
    »Tscharkin hat Franz mitgeteilt, daß das Hotel wie immer organisiert sei. Der hat es natürlich trotzdem überprüft, nur um sicherzugehen. Alles war in Ordnung.« Krüger hielt inne und lächelte. »Er war sehr vorsichtig, der alte Nikolas. Im Tode so sehr wie im Leben.«
    Krüger drehte den Kopf zum Fenster. Der silberhaarige Mann lehnte sich noch weiter in seinen Sitz zurück.
    Meyer seufzte erleichtert und entspannte sich ebenfalls.
    Hernandez kam zehn Minuten vor sechs am Excelsior an und parkte seinen Buick zwanzig Meter von dem Notausgang entfernt, der auf den Parkplatz führte.
    Er kontrollierte, daß niemand auf dem Parkplatz war, dann ging er zu den Türen, legte seine Hände gegen das Metall und drückte kräftig. Sie waren mit Riegeln verschlossen, die nur von innen

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