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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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haben.«
    Sanchez reichte ihm ein glänzendes Stück Papier. Volkmann sah, daß es sich um den Überrest eines alten Schwarzweißfotos handelte. Die Hälfte war verbrannt, und die rechte Seite des Bildes war voller Blasen und aufgerissen, aber das Bild ließ sich trotzdem noch erkennen. Es zeigte eine junge, hübsche blonde Frau, die in die Kamera lächelte. Hinter ihr Himmel und schneebedeckte Berge.
    Die rechte Hand hatte sie in den Arm ihres Begleiters geschoben, eines Mannes, der eine Uniform trug. Nur die linke Schulter, sein linker Arm und ein Teil seines Oberkörpers waren zu sehen. Der Rest des Fotos war verbrannt, die Ränder gezackt und mit Schlacke verschmiert. Aber Volkmann stach sofort die dunkle Binde am Oberarm des Mannes ins Auge. Auf ihr sah man ein schwarzes Hakenkreuz auf weißem Grund.
    Volkmann starrte das Foto lange an, bis Sanchez ihn aufforderte: »Drehen Sie es um.«
    Volkmann tat, wie der Capitán ihn geheißen hatte.
    Auf der Rückseite des Fotos stand in der rechten oberen Ecke mit verblaßter Tinte ein Datum geschrieben: »11. Juli 1931.«
    Volkmann blickte auf und mußte die Augen vor der gleißenden Sonne beschirmen. Erika und Sanchez starrten das weiße Haus an, dann wandten sie sich wieder ihm zu.
    »Was hat das zu bedeuten?« wollte Sanchez wissen.
    Volkmanns Blick glitt wieder auf das halbverbrannte Foto und während er nachdenklich die unbekannte junge Frau betrachtete, stellte er sich genau dieselbe Frage.
    DRITTER TEIL
    18. KAPITEL
    Genua, Italien.
    9. Dezember.
    Franco Scali stand am Fenster des Hafenbüros und umklammerte das Zeiss-Fernglas. Sie hatte sich zwei Stunden verspätet, die Maria Escobar, und in diesen beiden Stunden mußte Franco mindestens ein Kilo Gewicht ausgeschwitzt haben
    – davon war er jedenfalls überzeugt. Aber jetzt lief das Schiff in den Hafen ein. Alle zwölftausend Tonnen. Ein wundervoller Anblick.
    »Franco?«
    Scali setzte das Fernglas ab und lächelte die hübsche, dunkelhaarige Sekretärin an, die hinter ihrem Schreibtisch saß.
    »Was ist denn, Süße?«
    Da das Schiff jetzt endlich im Hafen einlief, war er froh über die Ablenkung. Das Mädchen trug schwarze Strümpfe und einen kurzen Rock aus dicker Wolle, und wenn sie die Beine übereinanderschlug, konnte man einen Blick auf den Spitzenrand ihrer Strümpfe erhaschen. Franco wußte, daß sie es tat, um ihn zu necken, ihn, einen unglücklich verheirateten Mann mit drei heranwachsenden Kindern. Er unterdrückte einen Seufzer. So waren die Frauen. Ewig lockt das Weib.
    Von dem kleinen Büro über dem Warenhaus hatte man einen wunderbaren Blick über den alten Hafen. Aber es war ziemlich eng hier, und Franco trug einen dicken Wollpullover. Ihm war warm, ungeachtet der Tatsache, daß ein eiskalter Wind durch den Hafen pfiff. Franco wußte, daß es vom Streß kam, weil die Temperatur in dem winzigen Büro recht niedrig war. Das Mädchen erschauerte. Der kleine elektrische Heizlüfter neben ihr kam gegen die Kälte nicht an.
    »Die Maria Escobar … «begann sie schließlich.
    »Was ist damit?«
    »Vergiß nicht, mir eine Kopie der Frachtpapiere zu geben.«
    »Die sind unten im Lagerhaus. Mach dir keine Sorgen, ich geb’s dir später, wenn die Escobar gelöscht hat.«
    Die Frachtpapiere bestanden aus dem Original und mehreren Durchschlägen, alle Teil eines einzigen Formulars, also konnte es keine Fehler und auch keine Änderungen geben.
    Das Mädchen grinste Franco mit ihrem breiten, sinnlichen Mund anzüglich an. Franco erwiderte das Lächeln, als ihm die Doppeldeutigkeit seiner Worte klar wurde.
    »Es sei denn, Süße, du willst es sofort?« Er grinste und sah, wie das Mädchen vergeblich versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Aber Franco … du bist doch verheiratet.«
    »Das sind die Besten. Hat dir deine Mama das nicht erzählt?«
    Das Mädchen kicherte. »Die Frachtpapiere, Franco …«
    »Wenn ich mit dem Schiff fertig bin.«
    »Gut, aber vergiß es nicht.«
    Sie war nur eine neue Sekretärin und Franco der Leiter der Frachtgutannahme. Er war fünfzehn Jahre älter als sie, und trotzdem redete sie mit ihm, als wäre sie der Boß. Franco gefiel das. Das Mädchen glaubte, sie hätte ihn an den Eiern, wenn sie ihn mit ihren Brüsten und Beinen reizte und in Versuchung brachte, mit den kurzen Röcken und Strümpfen, den engen Blusen. Aber da irrte sie sich. Dafür war Franco zu gerissen, viel zu gerissen. Sie wäre sicher gut für eine kurze Nummer, aber mehr war für sie nicht drin.

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