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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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die Geier bis auf die blanken Knochen abgenagt hatten.
    Aber genau so sah die Hazienda aus. Ein hölzernes Gerippe.
    Die blanken Bohlen warfen mit einem hohlen Echo ihre Schritte zurück und knarrten unheimlich unter ihren Füßen. Sie waren saubergefegt.
    Erika kam aus dem Hubschrauber ins Haus, und nur der Pilot blieb draußen. Ihm war der Fall egal, und er hörte einen populären Radiosender, während er ungeachtet der Hitze draußen vor der Dauphin umherschweifte und Kaugummi kaute.
    Das Haus war sehr geräumig. Volkmann zählte dreizehn Zimmer, jedes davon vollkommen leergeräumt, völlig kahl, nichts auf dem Fußboden, nicht mal ein Fetzen von Teppich war zurückgeblieben. Es sah ganz danach aus, als hätte jemand noch staubgewischt.
    Sanchez befahl den Polizisten und seinen Männern, jedes einzelne Zimmer genau zu durchkämmen und auf alles zu achten, damit kein Hinweis übersehen würde. Dann ging er mit Volkmann und Erika hinaus zu den Nebengebäuden.
    Es gab drei. Zwei hatten vermutlich als Garagen gedient, jede geräumig genug, um einen großen Wagen aufzunehmen. Aber auch hier war nichts zu sehen außer alten Ölflecken auf dem Boden.
    Das hölzerne Nebengebäude am rechten Rand des Grundstücks war nicht viel größer. Offenbar hatte es als Lagerraum gedient oder als Kinderspielhaus. Auch hier konnten sie nichts mehr finden außer blassen weißen Farbmarkierungen an einer der Wände. Volkmann und Sanchez untersuchten sie genauer. Die Spuren waren schon älter und erinnerten bei genauerem Betrachten schwach an ein Spinnennetz. Als hätte jemand angefangen, das Gebäude zu dekorieren, und es sich dann doch anders überlegt. Oder als hätte ein Kind mit einem Pinsel gespielt.
    Niemand sagte ein Wort, während sie die Holzhütte durchsuchten. Sanchez rauchte eine Zigarette und betrachtete die Wände und den Boden, bis er schließlich verblüfft aufgab und genug zu haben schien.
    Als sie hinaus in die Sonne traten, sah Volkmann sich die Überreste des Feuers an. Die Asche war durch die Rotorblätter in unregelmäßige Häufchen verteilt worden. Er kniete sich hin und berührte den größten Haufen. Die Asche war noch feucht, als wäre Wasser darauf gegossen worden. Er nahm einen Ast aus dem nächsten Gebüsch und stocherte damit in den Resten herum, bis er sie alle durchwühlt hatte, alle schwarzen Klumpen, die der Hubschrauber aufgewirbelt hatte.
    Er fand nichts.
    Die Sonne drang mittlerweile durch die Wolkendecke, und die Hitze wurde beinahe unerträglich. Volkmann sah erst Erika, dann Sanchez an. Der Capitán hatte dicke Schweißperlen im Gesicht.
    »Was hat der Sargento von der Ortspolizei Ihnen erzählt?«
    fragte Volkmann. Sanchez hatte es zwar schon wiedergegeben, aber Volkmann wollte es noch einmal hören.
    »Er sagte, daß er die meiste Zeit seines Lebens hier in der Gegend gelebt hätte. Und er wußte nicht einmal, daß dieses Haus überhaupt existierte.«
    »Wie weit ist es zur nächsten Stadt?«
    »Er sagt, etwa zwanzig Kilometer. Das nächste Haus ist ungefähr zehn Kilometer entfernt.«
    Volkmann trat gegen die Asche. »Was halten Sie davon, Vellares?« Zum ersten Mal sprach er den Kriminalbeamten mit dem Vornamen an.
    Sanchez wischte sich die Stirn mit dem Handrücken ab und zuckte mit den Schultern. »Die Indios in meinem Land haben ein Wort dafür …« Er sprach es aus, ein langes, unergründliches Wort, und wirkte verwirrt, als er es sagte. »Es bedeutet – sehr merkwürdig. Sehr – unheimlich.« Er sah Volkmann in die Augen. »Wissen Sie, was ich meine?«
    Volkmann nickte. Er hatte in dem Haus und auch in dem kleinen Außengebäude etwas gespürt. Ihm war ein Schauer über den Rücken gelaufen, als er hineingegangen war, es hatte ihn regelrecht geschüttelt. Irgendwas in dem Haus ging ihm unter die Haut, und Sanchez spürte es auch. Volkmann sah, daß es der jungen Frau nicht anders erging.
    Ein Gefühl, das keiner von ihnen in Worte fassen konnte.
    Er drehte sich zu Erika um, die ernst seinen Blick erwiderte.
    Hinter ihnen erschollen Stimmen, und Volkmann drehte sich um. Der Pilot rief Sanchez zu sich und sprach mit ihm auf spanisch.
    Volkmann und Erika blickten noch einmal zum weißen Haus zurück. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Augenblicke später hörten sie, wie Sanchez sich näherte, und drehten sich um. Der Capitán hielt etwas in der Hand.
    »Der Pilot hat das hier im Gebüsch gefunden«, sagte er zu Volkmann. »Die Helikopterblätter müssen es aus der Asche aufgewirbelt

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