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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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bringt Glück.«
    Franco erwiderte das Lächeln und versuchte, sein Unbehagen nicht zu zeigen. Er sah nervös zu, wie Il Peste in dem Container umherschweifte und gegen die Seitenwände schlug, stehenblieb, wieder klopfte und genau auf das Geräusch achtete, wie es sich im Vergleich zu dem Klopfen vorher anhörte, als wäre er ein gottverdammter Klavierstimmer.
    Als sich Il Peste allmählich zur rechten Containerwand vorarbeitete, spürte Franco, wie sein Herzschlag sich beschleunigte, und hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Bis in die Fingerspitzen klopfte ihm der Puls.
    O Gott, dachte er. Nicht die rechte Wand …
    Der Schlagring klopfte unerbittlich weiter.
    Tap … Tap … Tap …
    Tap … Tap … Tap …
    Plötzlich hörte Il Peste auf.
    Franco sah, wie der Mann seinen Kopf zur Seite neigte.
    Himmel! schoß es ihm durch den Kopf. Er hat’s gefunden! Das verdammte Arschloch hat’s gefunden! Franco war zum Heulen zumute und glaubte, daß ihm das Blut in den Adern gerinnen müsse, als Il Peste noch einmal dieselbe Stelle überprüfte.
    Tap … Tup … Tup … Der Schlagring knallte ganz unten gegen die rechte Seitenwand. Franco lauschte und vernahm eindeutig den kleinen Unterschied in dem Klopfen – nur eine Nuance, aber hörbar.
    Tap … Tup … Tup …
    Franco empfand einen überwältigenden Brechreiz. Il Peste klopfte eine Stelle ab, die weniger als einen Meter vom Geheimfach entfernt war. Dann hämmerte er gegen einen anderen Teil der Containerwand und verglich die beiden Geräusche. Der winzige Unterschied zwischen den beiden Echos konnte dem Zöllner einfach nicht entgehen.
    »He, Franco …«
    Franco blickte entsetzt auf. Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren wie ein Schmiedehammer.
    »Ja?« Er krächzte beinahe.
    Il Peste sah ihn in dem dämmrigen Licht des Containers an und richtete den Strahl der Taschenlampe nach unten. »Haben Sie die genaue Uhrzeit?«
    »Wa … Wa … Wie?«
    »Die Zeit? Wieviel Uhr ist es?«
    Franco sah auf die Uhr. Das Zifferblatt verschwamm vor seinen Augen, weil seine Hand so zitterte. »Zwei … Vierzehn Uhr dreißig.«
    »Ich muß meinen Bruder am Bahnhof abholen. Darf ich Ihr Telefon benutzen?« Franco schüttelte benommen den Kopf und schluckte. Wenn Il Peste den Strahl der Taschenlampe auf Francos Gesicht gerichtet hätte, wäre ihm sicher seine Blässe aufgefallen. »Warum … was ist denn los?« fragte er ruhig.
    Il Peste tippte sich gegen die Armbanduhr. »Meine Uhr … Sie ist stehengeblieben, das ist los. Ich komme noch zu spät zur Taufe. Lassen Sie uns hier Feierabend machen.«
    Franco seufzte hörbar. Das Geräusch kam ihm wie ein Windstoß vor. Il Peste hörte es und leuchtete Franco ins Gesicht.
    »He … Sie sehen wirklich krank aus, Franco. Geht es Ihnen nicht gut?«
    Franco rülpste und bemühte sich um einen unschuldigen Gesichtsausdruck. »Das muß an der Pasta liegen.«
    Es war dunkel und fast schon sechs Uhr, als er aus dem Lagerhaus kam und auf den Pier ging, wo die Container noch immer standen. Er hatte Taschenlampe, Schraubenzieher und den anderen Kram dabei, den er brauchte. All das, was er sorgfältig in seinem Schrank versteckt hielt.
    Das Mädchen aus dem Büro war vor einer Stunde nach Hause gegangen, die Männer schon vor über zwei, und Franco war nun allein. In diesem Teil des Hafens war bis nach Mitternacht nichts mehr los, und die Männer, die weiter oben an dem Pier Container zur Weiterfahrt verluden, machten gerade Pause.
    Franco hatte das Weiterverladen der Fracht von der Maria Escobar absichtlich verzögert, um genug Zeit für sein Vorhaben zu gewinnen.
    Er warf einen Blick über die Schulter. Im Lagerhaus brannte noch Licht, und der Nachtwächter hockte sicher in seinem Verschlag und las Zeitung. Francos weißer Fiat stand vor dem Gebäude geparkt. Hundert Meter weiter entfernt erhob sich das zweistöckige Zollamt. Die Lichter waren aus, aber hinter einem Fenster flackerte es bläulich. Die Nachtschicht sah fern.
    Seit der Zollkontrolle waren drei Stunden verstrichen, aber Francos Nervosität hatte noch nicht nachgelassen. Er war nur ganz knapp davongekommen. Er sah sich noch einmal um, ob ihn auch wirklich niemand sah. Selbst der eisige Wind hatte aufgehört. Er ging rasch zu dem Container mit den drei grauen Streifen, kniete sich an die rechte Seite, schaltete die Taschenlampe an und legte sie neben sich auf den Boden, bevor er anfing.
    Die drei grauen Steifen liefen in einem Band um die Seiten herum. Jedes Band war in etwa so

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