Meade Glenn
Mann. Sein Italienisch war ausgezeichnet.
»Klar. Haben Sie das Geld?«
Der Mann reichte Franco einen großen Umschlag. »Zählen Sie nach, wenn Sie wollen. Aber so schnell wie möglich.«
Franco nickte, nahm den Umschlag durch das offene Fenster und schaltete die Taschenlampe an. In dem Umschlag befanden sich druckfrische Zehntausend-Lire-Scheine in schmalen Bündeln. Es gab zehn Bündel, und Franco zählte sie alle durch.
»Die Kiste«, verlangte der Mann.
Franco beugte sich über den Sitz, drückte einen Knopf unter dem Armaturenbrett, und die Klappe ging auf. Das war sein eigenes Geheimfach. Er hatte es selbst gebaut, und es war so gut wie unsichtbar. Die Kiste paßte gerade so eben hinein. Er hob sie heraus und reichte sie vorsichtig durch das Fenster. Sie war so schwer, daß Franco sie auf dem Fensterrahmen absetzen mußte. Der Blonde reichte sie vorsichtig an seinen Begleiter weiter.
»Vergessen Sie unsere Vereinbarung nicht. Wenn es Probleme gibt oder Sie Fragen haben, dann setzen Sie sich mit uns in Verbindung«, sagte der Blonde.
»War das die letzte Lieferung?« fragte Franco.
»Ja.«
»Gut.«
Der junge Mann drehte sich scharf zu Franco um, als er den Unterton in der Stimme des Italieners hörte. »Warum? Gab es ein Problem?«
»Nein, aber das hätte leicht passieren können. Der Kerl vom Zoll heute … Er hat verdammt genau hingeschaut, Sie wissen schon, was ich meine.«
Die Stimme des jungen Mannes klang leicht beunruhigt.
»Aber er hat nichts gefunden oder Verdacht geschöpft?«
»Glauben Sie, ich wäre dann hier?« Franco schüttelte den Kopf. »Nein … Aber ich steige aus dem Schmuggelgeschäft aus. Das war’s also. Von jetzt an erledige ich einfach meinen Job. Wenn Sie etwas anderes liefern wollen, dann wenden Sie sich nicht mehr an Franco, okay?«
»Das ist eine sehr kluge Entscheidung«, entgegnete der Blonde nur.
Franco startete seinen Wagen. Im Wegfahren rief er: »Das finde ich auch, mein Freund. Ciao!«
19. KAPITEL
Straßburg.
Freitag, 9. Dezember.
Die Maschine von Asunción nach Madrid hatte Verspätung, so daß Volkmann und Erika Kranz erst gegen Mittag in Frankfurt landeten.
Als sie drei Stunden später in Volkmanns Wohnung ankamen, ließ er die junge Frau kurz allein und fuhr ins Büro. Dort tippte er einen vorläufigen Bericht und warf eine Kopie in Fergusons Fach. Er fügte eine Notiz bei, daß er spätestens am nächsten Mittag wieder im Büro sein werde.
Um fünf aßen er und Erika Kranz in einem kleinen Restaurant am Quai Ernest früh zu abend und kehrten danach in seine Wohnung zurück. Nachdem er ausgepackt hatte, bereitete er das Gästezimmer für sie vor und schenkte zwei Brandys ein.
Die junge Frau wirkte erschöpft. Am vorigen Nachmittag hatte Sanchez sie zu einem kleinen Friedhof in die Außenbezirke von Asunción gefahren. Vom wolkenlosen Himmel hatte die Sonne geglüht, und die Hitze war unerträglich gewesen. Volkmann hatte mit dem korpulenten Capitán unter einem Jacaranda-Baum gewartet, während Erika am Grab betete.
Später hatte der Polizist sie zu dem Haus nach La Chacarita gefahren, wo die Leichen gefunden worden waren. Sie hatten kurz mit Mendoza und Jorres gesprochen, aber keiner der beiden hatte den Aussagen noch etwas hinzuzufügen. Sie hatten auch Tscharkins Haus besichtigt, den gepflegten Rasen, die Bilder an den Wänden und den offenen Safe im Arbeitszimmer. Ihre Schritte hatten auf dem Marmorboden laut gehallt, und über ihren Köpfen funkelten die Kristallleuchter. Sanchez’ Leute hatten die Zimmer noch einmal durchsucht und alles auf den Kopf gestellt. Aber sie hatten nichts Interessantes zutage gefördert.
Am Flughafen hatte Sanchez versprochen, den Bericht über Tscharkins Vergangenheit so schnell wie möglich nach Straßburg zu schicken. Seine Männer wühlten sich nach wie vor durch die Akten der Einwanderungsbehörde.
»Ich erwarte, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden neue Informationen zu bekommen«, hatte Sanchez auf dem Weg in die Abflughalle gesagt. Erika Kranz hatte ihm gedankt.
»Passen Sie auf sie auf, Amigo « , sagte der Capitán lächelnd.
»Seien Sie vorsichtig, und viel Glück.«
Auf dem Rückflug hatte Erika Volkmann gefragt, warum seine Dienststelle eigentlich an Winter interessiert sei. Als er es ihr erklärte, schwieg sie und nickte einfach. Dann wandte sie den Kopf ab und blickte aus dem Fenster.
Jetzt, in der Wohnung, war sie niedergeschlagen und müde. Ihr hübsches Gesicht zeigte deutliche
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