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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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sollte. Es
war still in dem Raum. Nur das Summen der grünen Fliegen an den Fensterläden
und Docs Atem war zu hören. Er beugte sich mit ausgestreckten Armen über die
Leiche, um das Tuch zu fassen.
    Dann spürte
er es.
    Ein anderer
hätte den kleinen Tropfen Blut, der auf Docs schwarzen Schuh fiel, vielleicht
nicht bemerkt. Ein Mann, der in der Kunst der Medizin weniger geschult war,
hätte dieser Kleinigkeit vielleicht keinerlei Beachtung geschenkt, doch John
Edward Amoss hatte in den vierzig Jahren Berufserfahrung seines etwa
sechzigjährigen Lebens vor allem eins gelernt: Tote Männer bluten nicht!
    Natürlich
gab es nach einer Hinrichtung durch den Strang leichte Verletzungen um den Hals,
aber niemals genug, um einen Blutstropfen über den Tisch zu schicken und auf
seine Füße hinuntertropfen zu lassen.
    Docs
Nackenhaare richteten sich auf. Seine Hand zuckte vor, um das Tuch wegzuziehen,
doch instinktiv wich er zurück.
    Zu spät.
    Eine Hand schoß
unter dem Leichentuch hervor und klammerte sich um seine Kehle. Doc quiekte wie
ein Präriehund, der von einem Koyoten gebissen wird, doch niemand hörte ihn.
Die Bewohner der Stadt hatten sich alle draußen auf dem Feld versammelt, um
auf das Begräbnis zu warten.
    Ein langer
Augenblick verstrich, ohne daß sich einer der Männer bewegte. Doc und der
berüchtigte Verbrecher waren wie zu einem seltsamen Standbild erstarrt. In der
Stille hörte Doc das rasselnde, müh same Atmen, als Cain seine Lungen zu füllen
versuchte.
    In
Ermangelung einer klugen Bemerkung krächzte Doc: »Bist du gerade wieder zum
Leben erwacht, Sohn?«
    Der Outlaw
zog das Tuch von seinem Gesicht. Er sah übel aus. Zu übel für ein Wunder. Seine
Stimme klang heiser und schmerzverzerrt. »Ja. Sicher. Ich bin die Zweite
Auferstehung.«
    Doc nickte
– nach Lachen war ihm nicht zumute.
    »Das
Telegramm. Wo ist das gottverdammte Telegramm?« brachte der Verbrecher hustend
hervor. Seine Worte waren kaum zu verstehen.
    »Niemand
hat dich freigesprochen, Sohn. Es kam kein Telegramm.« Während er dies sagte,
dachte Doc an die zwölf Morde, für die die Dover Gang verurteilt worden war,
und überlegte, wie viele davon wohl auf das Konto dieses einen Mannes vor ihm
gegangen waren. Und er fragte sich auch, ob das Endergebnis schließlich
dreizehn lauten würde.
    Cains Hand
krampfte sich enger um seine Kehle. Doc konnte kaum noch schlucken.
    »Du belügst
mich doch?« Seine Gesichtszüge, die durch das Hängen bereits blaß und
ausgezehrt wirkten, spannten sich an.
    »In solch
einem Moment lüge ich nicht, Sohn.«
    Cain sah
Doc direkt in die Augen. Dann lächelte er, doch das Lächeln erreichte die Augen
nicht. »Ich fürchte, ich werde dich mit mir nehmen müssen, Doc. Ich bin wild
entschlossen, aus dieser verdammten Stadt zu fliehen. Auf die eine oder andere
Art.« Das Lächeln verschwand. Seine Handgelenke bluteten, die Haut am Hals
blutete. Und bei Gott, dachte Doc, seine Augen sind eiskalt.
    Er bückte
sich, um den Strick aufzuheben, der das Leichentuch zusammenbinden sollte. Es
war still in dem Raum. Nur das Summen der grünen Fliegen an den Fensterläden
und Docs Atem war zu hören. Er beugte sich mit ausgestreckten Armen über die
Leiche, um das Tuch zu fassen.
    Dann spürte
er es.
    Ein anderer
hätte den kleinen Tropfen Blut, der auf Docs schwarzen Schuh fiel, vielleicht
nicht bemerkt. Ein Mann, der in der Kunst der Medizin weniger geschult war,
hätte dieser Kleinigkeit vielleicht keinerlei Beachtung geschenkt, doch John
Edward Amoss hatte in den vierzig Jahren Berufserfahrung seines etwa sechzigjährigen
Lebens vor allem eins gelernt: Tote Männer bluten nicht!
    Natürlich
gab es nach einer Hinrichtung durch den Strang leichte Verletzungen um den
Hals, aber niemals genug, um einen Blutstropfen über den Tisch zu schicken und
auf seine Füße hinuntertropfen zu lassen.
    Docs
Nackenhaare richteten sich auf. Seine Hand zuckte vor, um das Tuch wegzuziehen,
doch instinktiv wich er zurück.
    Zu spät.
    Eine Hand
schoß unter dem Leichentuch hervor und klammerte sich um seine Kehle. Doc
quiekte wie ein Präriehund, der von einem Koyoten gebissen wird, doch niemand
hörte ihn. Die Bewohner der Stadt hatten sich alle draußen auf dem Feld versammelt,
um auf das Begräbnis zu warten.
    Ein langer
Augenblick verstrich, ohne daß sich einer der Männer bewegte. Doc und der berüchtigte
Verbrecher waren wie zu einem seltsamen Standbild erstarrt. In der Stille hörte
Doc das rasselnde, müh same Atmen, als

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