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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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schwarzen Schal gehüllt war.
Sie wurde fast ohnmächtig, als sie sah, was man ihr gegeben hatte.
    »Herrgott!«
Macaulay hatte Mühe, sich am Geländer festzuhalten. Entsetzen und Unglaube
zeichnete sich in seiner Miene ab.
    »Nimm mich
mit! Ich habe gelogen ... ich hasse dich nicht! Ich liebe dich! Diese Dinge
dürfen nicht zwischen uns stehen!« Sie rannte weiter neben dem Zug her, doch
dieser gewann immer mehr an Geschwindigkeit. Christal ließ den Umhang ihrer
Schwester auf den Bahnsteig fallen und begann, sich die Diamant-Ohrringe aus
den Ohrläppchen zu reißen, um sie einer anderen schockierten Person zu geben.
    »Verdammtes
Gör, was machst du da?« sagte er, ohne ihr verrücktes Benehmen fassen zu
können. Sie hatte gerade ein kleines Vermögen verschenkt.
    »Ich
beweise dir meine Liebe!« Der Zug war jetzt fast schon zu schnell. Ihre Brust
schmerzte vom Atemholen. Der Bahnsteig war gleich zu Ende. Wenn er ihr keine
Hand reichte, um ihr zu helfen, würde der Zug ohne sie aus dem Bahnhof
herausfahren.
    Und ihr
Leben würde vorbei sein.
    Es gab
keine Möglichkeit. ohne ihn zu leben. Sie liebte ihn, und das gesamte Vermögen
der Sheridans war nur ein schaler Trost, wenn er ihre Liebe nicht erwiderte.
    »Wenn du
mit mir kommst. könnte das ein ernster Fehler sein.« Sein Blick huschte
zwischen dem Ende des Bahnsteigs und ihrer rennenden Gestalt hin und her.
    Sie
antwortete nicht. Sie sah ihn nur an, und er sah die Liebe in ihren Augen. Die
Schleppe ihres Kleides war verschmutzt vom Staub des Bahnsteigs, und ihr Haar,
zuvor kunstvoll frisiert und geglättet, wehte wie ein goldenes Banner hinter
ihr her. Die stolze, reiche Erbin war verschwunden. Geblieben war eine Frau,
deren Herz zu brechen drohte, weil Macaulay Cain es für das Beste hielt, sie in
New York bei ihrem leeren Vermögen und dem gesellschaftlichen Ansehen zu
lassen.
    »Nein! Ich
hasse dich doch!« schrie sie nun verzweifelt, als sie das Ende des Bahnsteigs
erreicht hatte.
    Dann schoß die Hand vor und packte sie am Rükkenteil ihres Kleides, um sie wie ein streundes, schmutziges
Kätzchen hochzuzerren. Sie landete mit einem gewaltigen Schwung an seiner
harten, warmen Brust.
    »Du
verrückte Yankee«, flüsterte er und sah ihr tief in die Augen.
    »Ich habe
wieder gelogen ... ich hasse dich nicht!«
    »Ich will
keinerlei Beschwerden hören. Wenn du mich heiratest, wirst du kein Leben wie
deine Schwester führen, das steht fest.«
    »Nimm mich
mit nach Wyoming. Ich will die Berge sehen. Ich will die Seerosen auf dem
Lonesome Lake blühen sehen. Ich will deine Frau sein. Ich will, daß du mich
liebst!«
    Seine
kalten, wolfsgrauen Augen füllten sich mit tiefer Leidenschaft. Er packte ihre
vernarbte Hand und preßte sie auf seine Brust. »Mädchen, wenn du meine Liebe
willst, die hast du! Ohne dich bin ich nichts. Das weiß ich.«
    Sie
lächelte. Dann bückte sie sich und wühlte in ihrer Tasche. Sie war glücklich,
daß sie sie nicht losgelassen hatte.
    »Was machst
du da?«
    Sie zog das
himmelblaue Kleid heraus. »Glaubst du, daß es gut genug als Hochzeitskleid ist?
Wer weiß, wenn wir nach Noble kommen, ist Dixiana vielleicht schon
Friedensrichterin. Dann könnte sie uns trauen!«
    »Ja, das
wäre es!« Er verdrehte die Augen.
    »Aber wir
können nicht zu lange warten.«
    »Und warum
nicht?«
    Sie lachte
und schleuderte ihm das Kleid entgegen. »Weil es nicht ewig passen wird,
Cowboy, deswegen!« Er zog das Kleid von sich. »Was ...?«
    Sie
lächelte ein stilles, wissendes Lächeln. »Oh, Himmel ...« Langsam dämmerte es
ihm.
    »Ich habe
aus verläßlicher Quelle erfahren, daß die Sheridan-Männer kommen und dich
lynchen werden, wenn nicht schnellstens ein Ring an meinem Finger steckt.«
    Er lachte
plötzlich auf und stieß einen Jubelschrei aus. Er hallte von der
eisenverstrebten Glaskuppel des Bahnhofs wider. Dann küßte er sie, tief und
süß, als der Zug unter der Kuppel hervorschoß. Der Mond schien über ihnen und
wetteiferte mit den funkelnden Gaslichtern der Stadt. Und der Zug raste nach Westen,
zu den Bergen hin, dorthin, wo der Himmel die Erde küßte.
    Gott
segne Wyoming und erhalte seine ungezähmte Wildheit.
    – Letzter
Eintrag im Tagebuch eines jungen Mädchen, daß in den Tetons starb.

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