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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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die
Entfernung nicht zu erkennen war.
    Wie schon
oft zuvor wurde ihre Sehnsucht, seine Gesichtszüge zu sehen, übermächtig, und
sie begann, den Hügel hinaufzusteigen. Doch die grasbewachsene Böschung
bereitete ihr wegen ihres Kleides Schwierigkeiten. Sie packte ihre Röcke, um
sie hochzuzerren, doch sofort floß der schwere Atlas wie Wasser durch ihre
Finger. Sie konnte den Stoff nicht halten. Mit jedem Schritt schien das Kleid
länger zu werden, als wollte es sie absichtlich festhalten, und sein Gewicht
wuchs ins Unermeßliche, als wäre es mit Steinen und nicht mit Spitze gesäumt.
    Die
Tournüre an ihrem Rücken schien plötzlich zu Blei zu werden, das sie mit aller
Kraft zu Boden drückte und sie von dem fernhielt, was sie sich am sehnlichsten
wünschte. Die Perlen um ihren Hals zogen sie hinunter, bis sie schließlich in
diesem Meer aus Atlas und Schmuck unterzugehen drohte. So stand sie da mit
ausgestreckten Armen, unfähig, sich zu bewegen, und flehte den Mann auf dem
Hügel stumm an, sie aus den Fängen ihres Reichtums zu befreien. Aber er kam
nicht. Sie schrie angstvoll auf, als er sich abwandte.
    »Geh
nicht«, weinte sie leise und verzweifelt.
    Doch er
hörte sie niemals.
    Mit einem
geflüsterten »Ich brauche dich« mußte sie zusehen, wie der Mann in dem kleinen,
weißen Haus verschwand. In diesem Moment schreckte sie aus ihrem Traum auf.
Zurück blieb nur das bittere Bedauern über den Verlust von einem Traum, der
sich niemals erfüllen würde.
    Ihre
Gesichtszüge waren angespannt, als sie an das alptraumhafte Ende dachte. Wie
sehr sie es haßte, sich daran zu erinnern. Automatisch wanderten ihre Hände zu
der Perlenkette und hoben sie an, als wäre sie ihr zu schwer.
    »Miss
Alana?«
    Alana
zuckte zusammen und wandte sich vom Fenster ab. Mitten im Raum stand die
Person, die sie bei ihrem Kosenamen gerufen hatte. Margaret, ihre Zofe, hielt
ihr ihr Abendcape und ihre langen Satinhandschuhe entgegen.
    »Miss
Alana? Sind Sie fertig?«
    Alana trat
heran und ließ sich das Cape umlegen. »Ist die Kutsche bestellt?«
    »Ja, Miss.
Ich hab's Kevin aufgetragen. Dacht' mir, er hält besser sein' Mund als wie Ihr
Butler, Pumphrey. Der Bursche is' zu fix dabei, Ihr'm Onkel zu antworten.«
    Alana
nickte. Der Dialekt ihrer Zofe war noch stärker als sonst und zeigte ihr, wie sehr
Margaret sich um sie sorgte. »Gut. Onkel Baldwin darf auf keinen Fall davon
erfahren, daß ich zum Sheridan Ball gehe.«
    »Ich werd's
ihm bestimmt nich' sagen.«
    Alana
lächelte und sah Margaret an. »Ich habe das Unwetter schon als böses Omen gesehen
und geglaubt, daß dieser Abend zum Scheitern verurteilt ist. Aber jetzt bin
ich viel zuversichtlicher. Wenn alles gut geht, gibt es nur einen Weg, wie
Onkel Baldwin erfahren könnte, daß ich an dem Sheridan Debüt teilnehme: Aus
der morgigen Ausgabe des New York Chronicle!«
    »Wir haben
alles getan, damit's niemand rauskriegt!«
    »Dafür bin
ich euch wirklich dankbar. Bitte sag das auch Kevin.« Alana drückte die Hand
des Mädchens und nahm
ihr die Handschuhe ab. Sie wollte sie gerade anziehen, als Margarets Miene sie
innehalten ließ. Sofort schlug ihr Herz schneller. »Stimmt etwas nicht?«
    »Eigentlich
nich', Miss...« Sie warf ihrer Herrin einen scheuen Blick zu.
    »Was ist?«
    »Ich hab'
ihnen versprochen, daß ich's Ihnen sage«, platzte Margaret heraus. »Ich mein',
was ich sagen will, ist, daß... also... wir...«
    »Ja?«
    »Ich und
Kevin und Katie und McDougal – also wir woll'n Ihnen nämlich danken, Miss.«
    »Danken?
Mir?« Alana blickte sie verwirrt an. »Aber wofür denn nur?«
    Plötzlich
schienen die Worte aus der Zofe hervorzusprudeln, bevor sie sie aufhalten
konnte. »Wir wissen, daß Sie heute abend nich' gehen dürfen, Miss Alana. Und
zwar deshalb, weil das Sheridan Mädchen 'ne Irin ist. Sie machen sich für sie
stark, und deswegen woll'n wir Ihnen danken. Ich und mein Mann, Kevin, sind
doch erst vor zwei Jahren rübergekommen. Es bedeutet uns viel, daß Sie heute
abend zu dem Ball gehen!«
    Sprachlos
starrte Alana ihre Zofe an, während sie verzweifelt nach der richtigen Antwort
suchte. Es gab mehrere Möglichkeiten, angefangen damit, das Zimmermädchen zu
strafen und auf ihren Platz verweisen, bis hin zu dem, was sie am liebsten
getan hätte – die junge Frau in den Arm zu nehmen und sie um ein Gebet für
diese Nacht bitten.
    Statt
dessen flüsterte sie: »Es ist mir ein Vergnügen, Margaret«, und zog sich die
Handschuhe verlegen und hastig

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