Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner
oder besser in der ersten Reihe? Stellen Sie sich vor, Sie sind extra früh aufgestanden, haben sich aus dem Hotel
ein belegtes Brötchen vom Buffet geschmuggelt – und nun erreichen Sie als einer der Ersten den noch fast menschenleeren Strand. Vollkommen richtig halten
Sie sich bei der Ankunft nicht mit der Richtungsfrage auf, sondern gehen sofort links entlang und legen Ihr Handtuch zwei/drei Meter vor die Linie, die
trockenen Sand von nassem trennt. Hier spüren Sie die Weite des Meeres, hier fühlen Sie die Sehnsucht nach Ferne, Kindheit und Abenteuer. Es kribbelt Sie
bei dem Gedanken, mit Quallen gefüllte Tretgruben für Passanten oder eine Kleckerburg mit Aussichtsplattform, Wassergraben und Brücke zu bauen. Nachdem Sie
einige Minuten verweilen, kommt ein leichtes Hungergefühl und sie packen ihr entführtes Brötchen und im Idealfall noch eine Thermoskanne Kaffee
aus. Himmlisch! Vereinzelt treffen weitere Frühaufsteher ein, aber der nächste liegt gut 50 Meter von Ihnen entfernt. Sie beobachten die Möwen, wie sie vor
den Buhnen in Gruppen auf der spiegelglatten See schwimmen. Die nächsten Besucher nähern sich, ältere Herrschaften, die Ihren Windschutz unmittelbar vor den
Dünen aufbauen, andere Gäste wählen einen Platz in der vorderen Reihe.Der Mittelstreifen bleibt zunächst noch frei, aber der Abstand zum
unmittelbaren Nachbarn halbiert sich zu jeder Seite. Sie stört es nicht, Sie haben den besten Teil des Tages im Gegensatz zu den Schlafmützen ja erlebt und
können sich nun entspannt zurücklegen, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Sie dösen beim gleichmäßigen Rauschen des Meeres schnell weg. Waren Sie vielleicht
schon im Wasser, spüren Sie noch Minuten später ein seichtes Wogen wie nach einem Saunagang.
Wenn Sie von Hammerschlägen wieder aufwachen, liegen Sie nicht mehr in der ersten Reihe. Mit dem freien Blick auf das Wasser ist es
vorbei, keine Möwen, keine Segelboote. Jetzt sehen Sie wenige Zentimeter vor sich blaue und gelbe Streifen eines Windschutzes, den eine fünfköpfige Familie
gerade mit Gummihämmern gemeinschaftlich in den Sand rammt. Brennt die Sonne, dann hat die ältere Dame, die zu Ihrer Rechten Platz gefunden hat und ein Buch
liest, bereits einen Sonnenschirm aufgespannt, der Ihnen und ihr etwas Schatten spendet. Die Familie vor Ihnen beendet derweil redselig die Bauarbeiten, und
wenn Sie vor Ihrem Nickerchen noch das Gefühl von unbegrenzter Freiheit hatten, dann wissen Sie jetzt, was man unter einem dänischen Vorhang versteht. Die
Wut über so viel Unverfrorenheit können Sie nur mit der Schadenvorfreude lindern, die Sie beim Anblick einer in den Hafen einlaufenden Fähre
verspüren. Diese wird wenig später elegante, langgezogene, 50 bis 150 Zentimeter hohe Bugwellen an den Strand rollen lassen. Eine nach der anderen, bis zu
20 Minuten. An manchen Orten finden sich sogar Wellenreiter zusammen, die gewissermaßen nach den Fahrplänen der Fährlinien auf die Bretter steigen. Sichern
Sie Ihr Getränk, das Sie bei Ankunft an den Buhnen eingegraben haben, und folgen Ihren neuen Nachbarn in die Fluten. Helfen Sie ihnen aber auch beim Suchen
ihrer Habseligkeiten, denn bei ruhiger See und ein wenig Glück haben die Fährwellen die neue erste Reihe, samt blau-gelbem Windschutz, ordentlich unter
Wasser gesetzt. Nehmen Sie am nächsten Tag den Platz direkt hinter den Dünen! Er kann auch vom Aufgang aus rechts gelegen sein.
ABER DIE FLOSSEN SCHÖN KNUSPRIG –
ESS- UND TRINKKULTUR
»Hör mal, mein Sohn, mach keine Witze!
Das ist kein Gulasch – das ist Grütze!
Dieselbe Grütze, glaub’ ich fast,
Die du in deinem
Schädel hast!«
Rudolf Tarnow, Burrkäwers, Band II
Die Küche Mecklenburg-Vorpommerns ist so abwechslungsreich wie seine Natur. Ostsee, Binnengewässer, Wälder und Felder bieten Fisch,
Fleisch, Obst und Gemüse. Doch ganz gleich ob Flunder oder Wachtel, ob Wirsing, Apfel oder Backpflaume – gutes Essen, im Restaurant genossen, wird
hierzulande erst zur richtigen Herausforderung, wenn es von einer hiesigen Fachkraft gereicht wird. Den Servicekräften können Sie einiges vorwerfen, aber
Unaufrichtigkeit sicher nicht. Ehrliche Arbeit heißt in Mecklenburger und vorpommerschen Tourismusbetrieben, Sie können tief in die Gemütslage der Kellnerin
schauen. Wollen Sie wirklich belogen werden? Möchten Sie ständig angelächelt und hofiert werden, obwohl Ihr Gegenüber Typen wie Sie eigentlich nicht
ausstehen kann? Urlaub in
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