Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner

Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner

Titel: Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Joseph
Vom Netzwerk:
Fru (Kümmel) löschen den heimischen Durst. Besonders bei den Jüngeren
     erfreut sich der Cuba Libre (Havanna-Rum mit Cola und Limette) großer Beliebtheit. Wenn Sie in der kalten Jahreszeit das Land besuchen, dann sollten Sie
     sich als Alternative zum Glühwein den Heißen Sanddorn schmecken lassen, selbstverständlich mit Rum.

    Doch auch die Ortsansässigen leben nicht vom Trinken allein, nein, sie müssen auch etwas essen. Es gibt einige Speisen, die man Ihnen
     auf Anfrage und nach einigem Zögern als so etwas wie Nationalgerichte nennen wird, welche dem heimischen Gaumen allerdings heutzutage weitestgehend
     unbekannt sind. Spezialitäten aus Schweineblut gehören dazu, etwa »Schwarzsauer« und die auch imNordostdeutschen berüchtigte
     »Grützwurst«. Als Kind zog die dunkelrote Speise, die nicht ohne Grund den Spitznamen »Tote Oma« trägt, für mich einen klaren Trennstrich zwischen Alt und
     Jung, den Erwachsenen und mir. Die elterliche Devise »Aufessen oder morgen gibt es schlechtes Wetter« änderte daran überhaupt nichts. Nieselregen hin oder
     her, Großmutter blieb auf dem Teller. Diesem Prinzip bin ich bis heute treu geblieben. Es mag sein, dass derartige Gerichte für die Küstenregion als
     typisch gelten, tatsächlich fristen sie auf den Tellern des Landes ein Schattendasein. Zu Recht! Ebenso der Labskaus. Fragen Sie einen Einheimischen mal,
     wann er diesen das letzte Mal gegessen hat, und er wird noch länger schweigen als üblich. Obgleich von manchem Reiseführer als Regionalgericht bezeichnet,
     ist die ursprünglich für die von Skorbut befallenen, zahnlosen Seemänner erfundene Speise aus püriertem Pökelfleisch eher eine Hinterlassenschaft der
     englischen Küche – und deren Qualität soll an dieser Stelle besser unkommentiert bleiben.
    Wie überall sind auch in Mecklenburg und in Vorpommern die traditionellen Speisen geprägt von dem, was die Natur seit jeher zu bieten hat, und dem, was
     die Arbeit den Menschen körperlich abverlangt beziehungsweise früher abverlangt hat. Gekocht wird deftig, nahrhaft und keineswegs so fischlastig, wie man
     vermuten sollte. Schwein, Rind, Wild und Geflügel kommen ebenso auf den Tisch wie die wechselwarmen Wirbeltiere aus Salz- und Süßwasser. Gegessen wird
     gern süßsauer mit gebackenen Äpfeln und Pflaumen. Auch Grün- und Weißkohl gehören zur etablierten Küche, bei der in keinem Fall die Kartoffel fehlen darf
     – gestampft, gebraten, gebacken, ungepellt oder gepellt. Über Jahrhunderte war sie für den größten Teil derzumeist armen Bevölkerung
     neben Kohl, Rüben und Pferdebohnen das Hauptnahrungsmittel. Fleisch und Fisch konnten sich die auf See oder auf dem Acker hart arbeitenden Menschen nur
     selten leisten. Heute bekommen Sie selbst in erstklassigen Restaurants des Landes neben moderner, mediterran geprägter Küche deftige Spezialitäten
     serviert, beispielsweise einen Mecklenburger Schweinebraten gefüllt mit Backpflaumen und Äpfeln auf Wirsing und Röstkartoffeln. Auch über die geräucherten
     Süßwasserfische sollten Sie nachdenken. Köstlich wären aus der Müritzregion zum Beispiel die Forelle, der Saibling und die Maräne. Der Ostseefisch gehört
     auf familiären Zusammenkünften häufig ebenso zur Feier wie der Baum zum Weihnachtsfest. Sprotten werden nebenbei verzehrt wie andernorts
     Kartoffelchips. Ganz hoch im Kurs sind geräucherter Heilbutt, Flunder und Aal. Dazu gibt es eiskalten Köm, wie man den Kümmelschnaps hierzulande
     nennt.
    Und ja natürlich, Sie finden auch das Wiener Würstchen Vorpommerns, den Bismarckhering, auf Ihrer Reise durch das Land. Der Geschichte nach erlaubte
     der Reichskanzler und bekennende Fischliebhaber dem Stralsunder Händler Johann Wiechmann 1871, dem durch Essig konservierten Hering seinen Namen zu
     geben. Zuvor hatte ihm jener ein Fässchen des eingelegten Fisches zugesandt. Seither bekommt nahezu jeder bedeutende Politiker, der vorpommerschen Boden
     betritt, Heringe überreicht. Gerhard Schröder und George W. Bush konnten sich bereits zu den Glücklichen zählen. Auch Sie sollten sich die Spezialität,
     vielleicht während einer ausgiebigen Wanderung, nicht entgehen lassen. Nur bitte nehmen Sie sich vor den ach so schicken Restaurants in Seebrückennähe in
     Acht. Dabekommen Sie leicht auch mal statt eines eingelegten Herings zwischen zwei Brötchenhälften für 1,50 Euro designten Heringsschaum
     mit einem Stängel Roter Beete, angerichtet wie Bismarcks Bart,

Weitere Kostenlose Bücher