Mecklenburger Winter
ich dich dann kraulen?“
„Du darfst die Klappe halten“, knurrte Leon und biss Kai spielerisch in die Haut. „Oh Mann, es war ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.“
„Besser oder schlechter?“ Kai rutschte in eine bequemere Position und Leon streckte sich neben ihm aus, bettete den Kopf an seiner Brust. „Anders auf jeden Fall. Tat ganz schön weh, aber der Schmerz selbst war irgendwie auch … geil.“ Seufzend verrieb er sein erkaltetes Sperma über Kais Bauch. „Aber ich glaube, es könnte mir ganz gut gefallen. So gelegentlich. Und solange du dein Bein nicht belasten darfst ...“ Ein Lachen entstand in der Nähe von Kais Bauchnabel und arbeitete sich unaufhaltsam höher. War dies noch sein schüchterner Schneehase, der furchtsam um sich blickte? Der Junge, den man nicht auf seinen Körper ansprechen durfte, weil ihm eingeredet worden war, er hätte zu wenig Muskeln, er wäre nicht männlich genug? Der sich an dem Wort „schwul“ beinahe die Zunge abgebrochen hatte? Der sich von seinem Nicht-einmal-Vater hatte schikanieren lassen?
Kais Bauchdecke zuckte und das Lachen quoll aus seinem Mund. Er konnte es nicht aufhalten, noch es mindern. Es war wie eine Befreiung. Er lachte, bis ihm Tränen in die Augen stiegen und sein Lachen war so ansteckend, dass Leon, mit fragendem Ausdruck, dennoch einfiel.
„Leon, ich liebe dich“, stieß Kai atemlos hervor, wollte sich schwungvoll über ihn werfen und scheiterte an seinem bandagierten Bein. Missmutig seufzend ließ er sich zurücksinken. „Wenn mein Bein nicht hinüber wäre und ich die Challenge laufen könnte, dann wäre dieser Tag, der allerbeste meines ganzen Lebens. So ist er der fast beste und ich schwöre dir, wenn dieser dämliche Muskel ganz verheilt ist, dann werde ich den allerbesten Tag nachholen. Mit dir.“
„Da bin ich ja gespannt.“ Leon drückte sich an ihn. „Oh und übrigens: Ich liebe dich auch und bin heute Vierter geworden. Christel war irre stolz, es war superschön und ich freue mich schon auf das nächste Mal.“ Erneut musste Kai lachen und das Grinsen wollte nicht weichen. Wenigstens einer von ihnen war sportlich erfolgreich gewesen.
Leon sah ihn unsicher forschend an. „Tut mir leid, wegen der Challenge.“ Er strich über Kais Kinn. „Das muss echt hart sein. Aber nächstes Jahr bist du da am Start. Und da gewinnst du. Ganz bestimmt.“ Seine Zuversicht tat gut. Kein geheucheltes Mitleid. Der Blick nach vorne. Genau das brauchte Kai jetzt. „Das nächste Mal, wenn du startest, bin ich dabei und jubel, wenn du ins Ziel kommst“, flüsterte Kai. Seine Lippen suchten Leons, leckten darüber, kosteten die Süße ihrer Liebe aus, den perfekten Moment.
„Wenn du wieder gesund bist, stehe ich im Ziel und warte auf dich“, versprach Leon lächelnd. „Und anschließend ...“ Er grinste und streichelte über Kais Bein. „Ja?“, fragte dieser erwartungsvoll, obwohl er die Antwort erahnte. „Anschließend feiern wir“, erklärte Leon. „So wie heute. Eine schwule Siegesfeier.“
Eindeutig: Der Tiger ist erwacht.
65 Auf Krücken
„Mensch, humpel mal ein bisschen schneller.“ Lars verdrehte genervt die Augen und stieß ihn in den Rücken. Kai schnaubte und wandte den Kopf. „Sehr witzig, wirklich.“
„Dann lass mich wenigstens mal vorbei, sonst kommen wir morgen Früh erst an. Warum haben die dir bloß keinen Rollstuhl gegeben? Damit wärst du wenigstens flotter unterwegs.“ Lars schob sich an Kai vorbei, der halbherzig mit einer Krücke nach ihm schlug. Aus sicherer Entfernung schlug er vor: „Hey, kann dein Lover dich nicht tragen?“
„Wieso denn?“ Leon zwinkerte Lars schelmisch zu. „Er hat doch noch ein gesundes Bein, also kann er auch laufen.“
„Oh Mann.“ Kai wandte sich hilfesuchend an Basti, der feixend hinter ihm lief. „Lass den armen Kai zufrieden“, nahm ihn dieser sofort in Schutz. „Schon schlimm genug, dass er sehnsüchtig schmachtend zuschauen muss, während Lars seinen Lieblingswettkampf läuft. Da braucht er nicht auch noch blöde Sprüche von dir zappeligem Nervenbündel. Mann, wir haben genug Zeit, deine Sachen zu deponieren. Mach nicht so einen Stress.“
„Er ist frisch verliebt und mit dem Mann seiner Träume zusammen, das muss reichen“, brummte Lars und grinste Leon an. „Wer so blöd ist, es im Training zu übertreiben, muss eben die Rechnung zahlen und so steigen immerhin meine Chancen auf den Titel. Tja ...“ Er machte ein schnalzendes Geräusch
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