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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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sahen alle zu. Im Halbdunkeln beobachtete er Leon, der offenbar interessiert zusah und hin und wieder den Kopf schüttelte, wenn Kai oder Lars ihre Leistungen kommentierten oder über andere Events sprachen.
    Es wurde spät. Leon blickte irgendwann erschrocken auf seine Uhr und tippte Kai an.
    „Ich muss nachhause“, sagte er leise. „Es ist bald 0 Uhr.“
    „Oh?“ Kai, konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. „Schon?“ Leon nickte. „Sonst ist mein Vater sauer.“ Kai erhob sich rasch. „Ich bringe eben Leon nachhause“, entschuldigte er sich. Auch Dirk blickte stirnrunzelnd auf seine Uhr. „Was, so spät schon?“, brummte er missbilligend. „Dann sollten wir aber auch, Schatz.“ Susanne seufzte und erhob sich. Sie verabschiedeten sich von Lars und Basti, die über Nacht bei Kai bleiben wollten.
    „Es war nett, dich kennenzulernen“, meinte Basti augenzwinkernd zu Leon. „Bis nächstes Mal dann.“
    „Ja, bis dann“, gab dieser lächelnd zurück und winkte Lars, während sie sich anzogen.
    „Also, das Angebot steht“, sagte Susanne, als sie sich von Leon verabschiedete. „Christel wird dich ganz bestimmt gerne kennenlernen wollen.“
    „Ich gucke mal, wie ich kann“, antwortete Leon und Kai fühlte erneut einen Stich. Hatte er was nicht mitbekommen? Susanne bemerkte seinen Gesichtsausdruck und klärte ihn auf: „Leon ist noch nie einen Araber geritten und ich habe ihn eingeladen, den Hof von Christel zu besuchen.“ Kais Mundwinkel zuckten, aber er riss sich zusammen. „So?“
    „Ach, du nun wieder“, tadelte ihn Susanne, die seine Gedanken wohl erahnte. „Vollblutaraber. Arabische Vollblüter. Das ist eine besondere Rasse. So etwas wie der Ferrari unter den Pferden.“
    „Ah, so“, antwortet Kai. Damit kannte er sich nicht aus, Leon schien allerdings sehr angetan zu sein.
    Draußen empfing sie arktische Kälte. Die Temperaturen mussten noch weiter gesunken sein, doch immerhin schneite es nicht. Der Himmel war ohne jede Wolke und die Luft schien in den Lungen zu Eis zu gefrieren.
    „Schnell ins Auto“, murmelte Kai durch den dicken Schal hindurch. „Ich stelle die Heizung auf volle Power, dann wird es hoffentlich gleich wieder warm.“ Wurde es auch, es dauerte dennoch etwa fünf Minuten bis sein Kältegefühl soweit verschwunden war, dass er seine Handschuhe auszog. Die Nacht war so klar, dass das milchige Mondlicht ungehindert über die Erde fließen konnte. An ihnen zog eine wunderschöne, silbrig graue, nahezu unwirkliche Landschaft vorbei.
    „Wenn es nicht so arschkalt wäre“, meinte Leon seufzend. „Wäre es echt schön. Ich weiß jetzt schon, dass ich morgen wieder eine halbe Stunde Wasserbottiche aufschlagen darf.“ Er seufzte erneut, kuschelte sich tiefer in seinen Sitz. Kai wusste nicht recht, was er sagen sollte. Es gab vieles, was er gerne tun oder sagen wollte, aber es besser unterließ. Also schwieg er.
    „War echt klasse“, meinte Leon nach einer Weile. „Ja, fand ich auch“, antwortete Kai, warf ihm kurz einen Blick zu, doch Leon sah geradeaus. „Du hast nette Freunde.“ Kai grinste schief. „Alle ein bisschen verrückt, aber ganz okay.“ Also hat es ihm gefallen. Gut. Dann kommt er bestimmt noch einmal.  
    „Ich mag sie“, bestätigte Leon prompt. „Sie sind so ...“ Er zögerte kurz. „Sie sind ganz schön locker drauf.“
    „Mir hat es auch gefallen“, wagte Kai zu sagen, schluckte und fügte entschlossen hinzu: „Ich fand es schön, dass du dabei warst.“ Leon lächelte, aber Kai konnte den Ausdruck seiner Augen im Dunkeln nicht deuten. Hoffentlich hat meine Stimme mich nicht verraten, dachte er plötzlich erschrocken.
    Vor dem Hof hielt Kai, eingedenk der Warnung vor dem vereisten Innenhof.
    „Ja dann ...“, begann Leon und legte die Hand an die Tür. „Danke, für den netten Abend.“ Kai schluckte, bemüht, nichts Falsches zu sagen, wie: Es wäre noch viel netter, wenn ich dich wenigstens mal hätte küssen können, mal abgesehen, von den vielen anderen Dingen, die ich gerne mit dir tun würde.  
    „Bis dann“, sagte er nur, fand seine Stimme etwas zu rau. Leon öffnete die Tür und stieg aus, drehte sich jedoch noch einmal um. Kai traf ein Schwall eisiger Luft und er zuckte fröstelnd zusammen.
    „Kai?“, fragte Leon nach und dieser konnte seine graugrünen Augen im spärlichen Mondlicht erkennen. Das Licht umfloss seine schlanke Gestalt, verwandelte die Dampfwolken des Atems in weiße Zauberwesen. „Ich melde mich, wenn

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