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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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hörte er sie sagen, sie wurde grob von ihrem Mann unterbrochen: „Wie? Wie behandle ich ihn denn?“
    „Ich sag ja nur, dass er jung ist und auch ein bisschen Zeit für sich braucht“, rechtfertigte Frau Lenkowski sich. Ein abfälliges Schnaufen war zu hören und die Stimmen wurden leiser. Kai lauschte mit angehaltenem Atem und konnte verstehen, wie Burghardt scharf entgegnete: „Soll er etwa lernen sich rumzutreiben? Soll er enden, wie …?“ Anneliese unterbrach ihn empört: „Burghardt!“
    „Willst du das?“, brüllte dieser, gedämpft durch die zunehmende Entfernung. „Er ist dein Sohn. Verweichlicht ist er außerdem. Ich habe es schon die ganze Zeit gesagt, du musst strenger mit ihm sein ...“
    „Hallo?“, unterbrach eine leise Stimme Kais angestrengtes Lauschen und abrupt wurden die streitenden Stimmen im Hintergrund leiser. Leon. Und er musste die Tür geschlossen haben.
    Kai schluckte hart, brauchte eine paar Sekunden um sich zu fangen, seine Gedanken zu sortieren und seiner Stimme einen lockeren Klang zu verleihen: „Hey Leon!“ Was für ein Glück, dass dieser weder sein heftig klopfendes Herz hören, noch seinen peinlich berührten Gesichtsausdruck sehen konnte. Obwohl sich Kai bei Ersterem nicht ganz sicher war.
    „Oh, Kai“, antwortete Leon überrascht und klang schon beim zweiten Wort schuldbewusst. „Moment ...“ Nun erklang eindeutig das Geräusch einer sich schließenden Tür und die Stimmen im Hintergrund verstummten. „Sorry, dass ich dir heute nicht abgesagt habe, aber mein Guthaben ist alle und …“, sprudelte Leon hastig hervor und brach ab. Jemand schrie irgendwo zornig und es polterte.
    „Alles okay?“, fragte Kai leise nach, als Leon nichts weiter sagte.
    „Ja. Ja, ich … ich werde nur in nächster Zeit nicht oft kommen können …“ Leon stockte und wurde noch leiser. „Also eigentlich ... gar nicht ...“ Abermals brach er ab.
    „Hast du Ärger?“, hakte Kai nach. Am liebsten hätte er Leon durch das Telefon gezogen, ihn in den Arm genommen und ihn … Dummer Gedanke. Am anderen Ende der Leitung herrschte betretenes Schweigen.
    „Mann, Leon ich höre es doch“, brach es aus Kai hervor. „Streiten sie sich wegen dir? Weil du zu mir kommst? Ist es deswegen?“
    „Nein, nicht … nur“, antwortete Leon leise. „So?“, meinte Kai stirnrunzelnd. „Naja, er will nicht, dass ich damit soviel Zeit verschwende“, gab Leon nach einer gefühlten Ewigkeit zu. „Und du hast ja selbst gesagt, also … dass es bei mir nichts bringt …“
    Leons Stimme klang hoffnungslos und Kai schluckte schwer. Du bist so ein Idiot, schalt er sich. „Wir haben so viel zu tun hier mit dem Hof, weil dauernd die Leistungen einfrieren und Bodo ist unter der Woche nicht mehr hier, der macht seine Ausbildung und da ...“, erklärte Leon weiter. „Er hat gesagt, man sieht gar nichts und ich werde nie ...“ Er holte tief Luft. „Dass ich danach nicht besser … anders aussehen werde“, fügte er hilflos hinzu.
    Kai konnte ihn genau vor sich sehen, wie er sich auf die Unterlippe biss, unglaublich jung aussah, verlegen, unsicher.
    Dieser dämliche, verfluchte Vater! Kai holte tief Luft.
    „Ich mag deinen Hintern. Der sieht sehr gut aus“, brachte er hervor. „Alles genau richtig bemuskelt. Was gibt es daran auszusetzen?“ Sekundenlang war Stille in der Leitung, dann vernahm er ein glucksendes Geräusch. „Oh Mann, Kai“, antwortete Leon gedehnt, eher belustigt als genervt.
    „Ja, ehrlich“, versicherte dieser hastig. „Ich habe mich immer gefreut, wenn du gekommen bist. Also, ins Studio meinte ich. Nur ins Studio.“ Unvorstellbar, dass Leon nicht mehr kommen würde. Erneut lachte Leon leise und antwortete: „Ich auch. Ich war gerne da … auch gerne bei … dir.“ Blut sammelte sich in Kais Wangen und an anderer Stelle „Aber er will es nicht“, fuhr Leon enttäuscht fort.
    „Soll ich vielleicht mal mit deinem Vater reden?“, bot Kai an. Zwar würde er sich extrem beherrschen müssen, diesem nicht eine reinzuhauen, vielleicht konnte er ihn aber auch so überzeugen.
    „Wird nichts bringen“, meinte Leon noch immer recht leise. „Er hat es mir gestern verboten. Sonst will er Bella verkaufen.“ Kai horchte auf, denn bei der Erwähnung dieses Namens kippte Leons Stimme. „Das ist“, begann Leon und klang nun wirklich, als ob er kurz vor dem Weinen wäre, „mein Pferd. Er hat behauptet, dass er sie verkaufen wird, wenn ich mehr Zeit im Studio verbringe, anstatt zu

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