Mecklenburger Winter
rankam.“
Hell lachte Leon auf und Kais Gesicht entglitt für Sekunden seiner Kontrolle. Scheiße, du himmelst ihn gerade an. Hör sofort auf damit, ermahnte er sich, egal wie toll er aussieht, wenn er lacht. Grübchen! Er hat rechts ein tolles Grübchen. Mist. Entspannen, unverbindlich lächeln. Verdammt, es ist so schwer, sich nichts anmerken zu lassen.
„Es hatte vorher ein bisschen geschneit und Bodo hatte nur Gummistiefel an, er kam ja gerade aus dem Stall.“ Abermals lachte Leon prustend los, schaffte es Kai damit anzustecken, der zwar keine Ahnung hatte, worauf Leons Bericht hinauslief, sein Lachen jedoch einfach zu ansteckend fand, um mit ernstem, mühsam beherrschtem Gesicht da zu sitzen. „Racker ist also losgaloppiert.“ Erneut unterbrach ein Lachen Leons Erzählung. „Bodo hing ihm am Hals und hat seine Beine fest in den Boden gestemmt.“ Kichernd stellte Leon den Joghurt ab und machte vor, wie sein Bruder dem Pony um den Hals gefallen war. „Hätte auch funktionieren können“, fügte Leon hinzu, schnappte nach Luft. „Nur leider hatte er mit den Gummistiefeln keinen Halt, die waren zu rutschig und Racker ist mit ihm ...“ Leon lachte laut auf und schlug sich auf die Oberschenkel. „Er ist mit ihm richtig schlittengefahren. Bodo mit ausgestreckten Beinen und Racker im vollsten Galopp über die Koppel.“ Kai lachte ebenfalls los. Das musste in der Tat ein urkomisches Bild abgegeben haben. Mann gegen Tier. Unfair mit Gummistiefeln.
Leon zwinkerte Kai zu. „Bodo hat zwar viel Kraft, aber er ist manchmal ein bisschen langsam im Denken“, fuhr er fort. „Ich habe ihm dauernd zugeschrien, er soll loslassen, aber er hat es nicht getan und ehrlich: Ich musste dauernd lachen.“ Erneut kicherte Leon los. „Zu Bodos Glück hatte Racker nicht viel Kondition und ist irgendwann langsamer geworden. Das war so komisch. Aber Bodo hat nicht losgelassen Der hat echt richtig Kraft.“ Aus Leons Worten sprach Stolz und Bewunderung. Übergangslos wurde er wieder ernst, löffelte rasch seinen Joghurt und warf Kai einen betretenen Blick zu. „Bodo ist eben einfach mehr, wie mein Vater es haben will“, schloss er leise. „Ich bin ihm nicht sehr ähnlich.“
„Zu schwul“, rutschte es Kai verstehend heraus und er biss sich auf die Zunge. Mensch, ich sollte mir ein besseres Sicherheitsschloss für mein vorlautes Mundwerk anschaffen. „Ja“, gab Leon zu, denn Blick gesenkt. Fieberhaft suchte Kai nach Worten, die immer mühsamer kamen, wenn sie den Umweg über sein Gehirn nehmen mussten. „Dein Vater ist aber doch bestimmt auch stolz auf dich, so erfolgreich wie du in deinem Sport bist“, mutmaßte er hoffnungsvoll, verspeiste schnell seinen Joghurt, um damit alle vorwitzigen Worte zu verjagen, die ihm womöglich noch über die Lippen kommen wollten. Leon nickte nachdenklich und lächelte erneut.
„Ja, ist er. Und er unterstützt mich ganz schön. Er fährt mich zu jedem Turnier und trainiert mit mir. Er hat immer ganz tolle Tipps auf Lager. Früher ist er auch erfolgreich Springen geritten und erzählt dauernd von den Turnieren“, sprudelte er hervor. „Er mag es zwar lieber, wenn ich Springen reite, aber freut sich auch, wenn ich in der Dressur eine Schleife abbekomme.“
Immerhin. Anscheinend muss ich Burghardt widerwillig ein paar Pluspunkte zugestehen. Nur ungern, und er muss sich noch mehr anstrengen, um sein beachtliches Minuskonto auszugleichen, befand Kai.
„Bodo war nie so der tolle Reiter. Der hat mit den Pferden nicht viel am Hut“, erklärte Leon. „Vater ist darüber ziemlich enttäuscht, glaube ich.“ Abermals zuckte er die Schultern und kratzte seinen Joghurtbecher leer. „Als Bodo noch zuhause war“, fuhr er fort, „war es etwas besser. Seit er seine Lehre macht und kaum noch da ist ...“ Er brach vielsagend ab und warf Kai einen entschuldigenden Blick zu.
„Naja, ich denke mal, Vater ist einfach ein wenig frustriert und enttäuscht, dass Bodo den Hof nicht übernehmen will. Ist ja auch im Grunde egal. Er meint es eben nicht immer so, wie es herauskommt.“ Leon tat seine Familiengeschichte mit einer beiläufigen Geste ab. Entschlossen schob er sich den letzten Rest Joghurt in den Mund und zog das zweite Bein hoch, hockte im Schneidersitz auf Kais Sofa.
Fasziniert beobachtete dieser, wie Leon den Löffel im Mund behielt und sich ein weiteres Fotoalbum heranzog. Gott, er ist so süß, wollte etwas in ihm schrill quietschen. Vermutlich der schwule Part, der den
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