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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Vorstellungen von Leons Vater entsprach, dachte er sarkastisch. Sein Herz hingegen begnügte sich mit kleinen, schnellen Schlägen, die ihm das Blut heiß durch den Körper sandten und auch in Regionen, die definitiv männlich, jedoch nicht jugendfrei waren. Pfui, aus!  
    Dieser ständige Kampf kostete ihn unendlich viel Kraft. Nicht zum ersten Mal, fragte sich Kai verzweifelt, wie er diesen besonderen Ultramarathon mit dem Namen: „Lass-Leon-Zeit-sich-zu-dir-zu-bekennen-dann-wird-er-dir-schon-von-alleine-in-die-Arme-fallen“ durchhalten sollte, wenn er schon auf den ersten Kilometern zu versagen drohte. Dieser Ultra führt mich nur durch unmarkiertes, extrem schwieriges und tückisches Gelände voll versteckter Fallen und Fallstricke, nein, er findet auch noch unter glühender Sonne statt, die mich in einen, sehnsüchtig nach winzigen Signalen der Linderung suchenden, Verdurstenden verwandelte.
    Diese Prüfung würde die härteste werden, der er sich je gestellt hatte. Der Preis hingegen war wirklich würdig und jede Entbehrung wert. Gerade lächelte dieser Preis und machte eine spöttische Bemerkung über ein Foto aus dem Fotoalbum. Kai beugte sich näher, sog wie jedes Mal den wundervollen Leon-Duft ein. Über die Schulter betrachtete er das Foto.
    Darauf war er mit seinen engsten Freunden abgebildet. Es war letztes Jahr auf einer Crossstrecke entstanden. Basti stand im Mittelpunkt mit seiner dreckverkrusteten Maschine. Ein stolzes Strahlen in dem schmutzigen Gesicht und einen großen Pokal protzig in die Kamera haltend. Hinter ihm, auf der Maschine, stand Lars, der sich an seinen Schultern festhielt und mindestens ebenso stolz lächelte. Seitwärts standen, Florence, Bastis damalige Freundin, und die beiden Dirks, die Kai ausgestreckt vor sich auf ihren Armen trugen. Sie alle sahen mehr oder weniger staubig und dreckig aus. Es war ein heißer Tag gewesen. Ein wichtiges Rennen für Basti und sie waren alle gekommen, um ihn anzufeuern und hinterher seinen Sieg gebührend zu feiern.
    „Ihr seht aus, als ob ihr euch alle im Staub gewälzt hättet“, kommentierte Leon grinsend. „Hey“, protestierte Kai. „Es war ätzend heiß. Sommer, wenn du überhaupt noch weißt, was das ist. Es hat tierisch gestaubt. Man hat im Grunde von den Fahrern gar nichts gesehen. Es war eine einzige, gigantische Staubwolke. Ich bin mir nicht mal sicher, dass ich den Richtigen angefeuert habe. Vermutlich kam der, den ich angefeuert habe, prompt als Letzter ins Ziel.“ Er zuckte die Achseln, berührte dabei unabsichtlich Leon und schreckte hastig zurück. Leon bemerkte es gar nicht, zeigte auf die beiden Dirks.
    „Wer ist das?“, erkundigte er sich neugierig. „Der war letztes Mal nicht dabei.“
    „Oh, das ist Feuerdirk“, erklärte Kai lächelnd. „Du weißt schon, der Fotograf, der die tollen Bilder in meinem Studio gemacht hat.“
    „Feuerdirk?“, hakte Leon stirnrunzelnd nach, wandte sich zu Kai um. Nun erst fiel ihm die Nähe auf und er rutschte ein winziges Stückchen zurück. Fatal für Kais angeschlagenes Ego, welches sich wimmernd zusammenkrümmte.
    „Wegen seiner sonst feuerroten Haare und seines aufflackernden Temperaments. Außerdem soll er ein überaus feuriger Liebhaber sein“, erklärte Kai lachend. Pikiert blickte ihn Leon an. Die unausgesprochene Frage in seinen graugrünen Augen erkannte Kai sofort: „Nein, er ist nicht schwul. Er ist wohl bi. Keine Ahnung, zumindest ist er nie mit mir im Bett gelandet. Ich kenne die Legende nur von seinen zahlreichen Freundinnen.“
    „Ach so“, machte Leon, betrachtete das Bild genauer. „Das da war Florence, Bastis amerikanische Freundin“, erklärte Kai
    „Die beiden waren aber nicht sehr lange zusammen.“
    „Hübsch“, meinte Leon und Kai zuckte zusammen. Prompt betrachtete er Florence näher. Ja, okay, sie war ganz nett anzusehen, mit schulterlangen, schwarzen Haaren. Ja, sie hatte ein ebenmässiges Gesicht und, worauf wohl auch Basti abgefahren war, eine respektable Oberweite. Aber sonst … Leon fand sie hübsch? Nun ja. Vielleicht sagt er das nur so. Ganz bestimmt sogar. Eigentlich nur, weil ein Junge in seinem Alter ein langhaariges, vollbusiges Mädchen eben hübsch zu finden hat. Ganz bestimmt sogar. Leider fand Kais Herz die Erklärung nicht sehr überzeugend und zog sich beleidigt zusammen.
    „Ganz okay, denke ich“, brummte er. Leon warf ihm einen abschätzenden Blick zu und grinste breit. „Ich wäre froh, wenn ich so eine Freundin hätte“,

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