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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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brauchen werde, um mein großes Ego nach dieser grausamen Niederlage wieder aufzubauen.“ Leon gab ein lachendes Geräusch von sich, warf Kai jedoch vorsichtshalber einen fragenden Blick zu. „So schlecht war es ja gar nicht“, meinte er überraschend, verursachte damit beinahe einen Verkehrsunfall, denn Kais Herz sprang ihm nahezu aus dem Hals, versetzte ihn in einen regelrechten Schockzustand.
    „Das sagst du jetzt?“, fragte er ungläubig nach. Das Erstaunen in seiner Stimme war nur halb gespielt. „Da hätte ich dich also doch erfolgreich ins Bett bekommen können, wenn ich mir nur ein bisschen mehr Mühe gegeben hätte?“
    „Nee“, wiegelte Leon langgezogen und übereilt ab, zwinkerte Kai jedoch im nächsten Moment verschwörerisch zu. „So toll definitiv nicht. Da musst du dir schon wesentlich mehr Mühe geben.“ Beide Männer zuckten gleichzeitig zusammen. Leon, weil ihm wohl erst im Nachhinein klar wurde, was er da gesagt hatte und wie man seine Worte verstehen konnte und Kai, weil dieser es sofort durchschaut hatte und erneut um ein Haar das Lenkrad verriss. Hatte er gerade richtig gehört?
    „Also ...“ Leon rang nach Worten und selbst im dunklen Innern des Autos wusste Kai, dass er rot anlief. „Naja, also … Ich meine ...“ Leon suchte erfolglos nach Worten. „Ich habe schon verstanden“, rutschte es Kai spontan heraus, dessen Herz so laut wummerte, dass es sein Sicherheitsschloss gesprengt hatte. „Du willst also erst erobert werden?“ Leon biss sich auf die Unterlippe, warf Kai einen verlegenen Blick zu und wand sich. Auch Kai riskierte es, den Blick noch einmal von der Fahrbahn zu nehmen und ihn forschend anzublicken.
    „Weiß nicht“, nuschelte Leon unbehaglich in seinen Schal, unterbrach ihren Blickkontakt und schaute demonstrativ aus dem Fenster. „Ich bin doch nicht ...“
    „Schwul“, vollendete Kai den obligatorischen Schutzsatz. Das glaubst du doch schon selbst nicht mehr, ergänzte er, zum Glück nur in Gedanken. Treffer! Du hast ihn am Haken. Er ist definitiv interessiert. Lass uns doch ein Spiel daraus machen.  
    „Nein, deshalb muss ich dich wohl erstmal überzeugen, wie toll es sein kann, von einem anderen Mann geliebt zu werden“, schlug Kai in bewusst spöttischem Tonfall hinzu. Verdammtes, verräterisches Herz. Hör auf! Du bist viel zu laut. Leon könnte es hören.  
    Abermals zuckte dieser zusammen, schien sich auf seinem Sitz ganz klein machen zu wollen. Kai hatte ihn in die Enge getrieben und nun hatte er keinen Fluchtweg mehr. Unsicher blickte er Kai an, fragte sich wohl, ob dieser nur scherzte oder es ernst meinte. Darüber war sich Kai selbst nicht mal mehr sicher.
    „Aber ich bin nicht schw...“, setzte Leon erneut an. Kai grinste frech. Die Situation gefiel ihm. „Aber vielleicht ein bisschen bi“, unterbrach er, erreichte damit, dass Leon sich hastig aufrecht hinsetzte. „Was meinst du damit?“
    „Ein bisschen bi schadet nie. Bisexuell“, erklärte Kai. „Du kannst dich sowohl in eine Frau als auch in einen Mann verlieben. Ich persönlich würde es natürlich bevorzugen, wenn du dich in einen Mann, vorzugsweise in mich, verlieben würdest.“ Er hielt den Atem an, lauschte Leons hektischeren Atemzügen. „Bi?“, brachte Leon mit recht heller Stimme hervor. „Und dann … würde ich ...“ Er schluckte hörbar. „Echt? Dann kann man … beides ...“ Unsicher brach er ab. Kai spürte seinen Blick auf sich ruhen und wandte ganz kurz den Kopf um ihm verschwörerisch zuzuzwinkern.
    „Ich würde mich nicht darüber beschweren, wenn du bi wärst“, provozierte Kai, unterdrückte ein Jauchzen, als er Leons fragenden, perplexen Ausdruck bemerkte. Wenn er diesen Deckmantel brauchte, wer war er schon, sich dagegen zu stellen?
    „Aber dann hätte ich doch ...“, begann Leon zögernd, brach ab und warf Kai einen nahezu ängstlichen Blick zu. „Ach, gib schon zu“, kam ihm Kai schmunzelnd entgegen. „So ein ganz kleines bisschen hast du den Kuss doch gemocht, oder?“ All seine Sinne waren auf Leon gerichtet. Er lauschte auf jedes Geräusch, registrierte jede Bewegung aus dem Augenwinkel, roch seinen unverkennbaren Duft. Los, sag es schon, mache es zur Gewissheit. Nur ein winziges bisschen Licht am Horizont. Bitte, Leon, flehte er in Gedanken.
    Leon schwieg. Er schwieg so lange, dass Kai irgendwann den Kopf wandte und zu ihm sah. Ihre Blicke trafen sich und Leon nickte. Ganz leicht, kaum wahrnehmbar. Kais spöttische Selbstsicherheit

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