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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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überrascht die Augenbrauen hoch und grinste breit, fing ein kurzes Augenzwinkern von Leon ein. „Also ein Schwuler fände dich bestimmt ganz toll“, beeilte sich Leon zu sagen, hielt Kais Blick nicht mehr stand. Kai grinste noch breiter. Er verstand. Er hörte es zwischen den Zeilen. Oh ja. Vielleicht wollte er es auch nur hören. Egal.
    „Wie beruhigend“, gab er zurück. „Du meinst also ich hätte durchaus noch Chancen, irgendwann einen netten, gut aussehenden Typ wie dich abzubekommen?“ Augenblicklich verschwand Leons Lächeln und er wurde nervös. Kai biss sich auf die Lippe. Mensch, es ist schwer, sich zurückzuhalten, verdammt schwer.  
    „Ja … Vielleicht“, antwortete er ausweichend, drehte die Teetasse hin und her. Kai seufzte übertrieben und zwinkerte Leon zu. „Vielleicht springt der Nächste besser auf meinen leidenschaftlichen Kuss an und verpasst mir nicht einen verbalen Tiefschlag in meine Eier.“ Die Röte auf Leons Wangen nahm schlagartig zu. Kai grinste und lachte gleich darauf, machte sehr deutlich, dass er nur einen Scherz gemacht hatte, wenngleich er schmerzlich genau: „Ganz okay“, hören konnte. Ebenso brannte die Scham noch in ihm. Er brauchte jedoch nur an dieses Gefühl denken, die Berührung, die kleine Beule, die unleugbare Reaktion, dann konnte er darüber lachen. Wehmütig lachen.
    Zögernd stimmte Leon ein. „Sorry, deswegen.“
    „Vergeben und vergessen“, erwiderte Kai schief grinsend und reichte Leon über den Frühstückstisch die Hand. „Freunde?“ Leon betrachtete die ausgestreckte Hand kurz nachdenklich, ergriff sie und strahlte. „Freunde“, bestätigte er. Kai fühlte sich selbst ihn anschmachten. Gott, er ist einfach zu sexy. Vor allem, wenn er so offen lächelt.  
    Kai hielt seine Hand fest, bemerkte wohlwollend den festen Händedruck und brachte ein gespielt verzerrtes Lächeln hervor. „Aber bitte zwing mich nie wieder, dich zum Test zu küssen, okay? Das überlebe ich nicht nochmal unbeschadet“ Leon ließ abrupt die Hand los und versprach leise: „Okay. Mache ich nicht wieder.“ Hastig schenkte er sich Tee nach und mied Kais Blick.
    Nein, das nächste Mal, hoffe ich, willst du es von dir aus, wünschte sich Kai. Irgendwann mal. In ferner Zukunft. Er holte entschlossen Luft und legte sich die folgenden Worte sorgfältig zurecht: „Außerdem kannst du immer mit allen Problemen zu mir kommen.“ Die Tasse in Leons Hand zitterte einen winzigen Moment, dann hob er den Blick und sah Kai forschend an. Sekundenlang sagte er nichts, doch Kai erkannte triumphierend, die widerstreitenden Gefühle.
    „Mit allem“, ergänzte er bedeutungsvoller. Erneut zuckte Leon ertappt zusammen. Oh ja, er weiß ganz genau, was ich damit meine. Hoffentlich weiß er auch, dass ich ihn nicht direkt darauf ansprechen, noch ihn damit konfrontieren werde. Kai blickte Leon unverwandt an und zwischen ihnen entstand wortlos ein Vertrag. Kai würde nichts sagen, um Leons Lüge zu entlarven. Stillschweigend würden beide so tun, als ob alles in Ordnung wäre, als ob Leon wie jeder andere heterosexuelle Junge den Kuss eines anderen Mannes nur als „Okay“ empfunden hätte. Insgeheim wussten beide jedoch, dass es anders war. Zumindest hoffte Kai, dass er das Kleingedruckte richtig interpretierte.
    Leon nickte langsam, blickte Kai unverwandt an. Dieser hielt unwillkürlich den Atem an, als sich zum ersten Mal eine fragil keimende Zärtlichkeit in Leons Augen zu spiegeln schien. „Danke, Kai. Du bist echt toll.“
    „Bin ich, bin ich“, behauptete dieser schmunzelnd. „Da muss ja was dran sein, wenn so viele es behaupten.“ Sie lachten und ein großer Teil der greifbaren Spannung löste sich mit dem Lachen auf und verschwand in dem unruhigen Grauweiß vor dem Fenster.

 
21 Schwule Männer gehören an den Herd
     
    Der Tag verflog viel zu rasch, raste heimtückisch schnell an Kai vorbei. Unaufhaltsam entschwand die Zeit, die ihm mit Leon vergönnt war.
    Nach dem Frühstück waren sie ins Wohnzimmer gegangen und hatten den restlichen Tag mit Filmen, Fotos, Kais Berichten von Wettkämpfen und allgemeinem Geplauder verbracht. Anfangs war noch eine seltsam bedrückte Stimmung zwischen ihnen gewesen. Leon hielt unbewusst oder auch bewusst Abstand. Schmerzlich war sich Kai indessen bewusst, wie groß die Distanz zwischen ihnen war, die ihr ungesagtes Abkommen mit sich brachte. Doch Kai hatte es einfach ignoriert, war bewusst normal mit Leon umgegangen. Wenngleich das hieß,

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