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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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dass er alle fünf Minuten sein wild schlagendes Herz ermahnen, sein Gesicht genauestens überprüfen, wenn es sich wieder zu einer verliebten Grimasse verziehen wollte und vor allem, seine Hände kontrollieren musste, die sich unweigerlich, lüstern Leons Körper oder seinen unwiderstehlichen Haaren nähern wollten.
    Mittags hatte Kai ihnen Essen gekocht und war tatkräftig von Leon unterstützt worden. Kai hatte ihm nicht zugetraut, kochen zu können und war erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit Leon dies tat.
    „Musst du zuhause auch kochen?“, fragte er interessiert, als Leon vorsichtig die Soße abschmeckte. „Du machst das richtig gut.“ Leon strich sich verlegen eine seiner vorwitzigen Strähnen aus der Stirn und schüttelte verneinend den Kopf. „Zuhause kocht eigentlich immer meine Mutter“, gab er Auskunft. „Ab und an darf ich ihr helfen, aber mein Vater ...“ Er brach ab, ließ die Soße über die Putensteaks fließen und dekorierte damit die Salzkartoffeln. „Naja, er macht eben immer gerne so blöde Bemerkungen“, gab er kleinlaut zu, drehte sich hastig um und stellte den Topf in der Spüle ab. Kais Wutbarometer stieg schlagartig an. Im Grunde jedes Mal, wenn Leon seinen Vater erwähnte.
    „Dürfen seiner Meinung nach, etwa nur schwule Männer kochen?“, rutschte es Kai unabsichtlich bitter heraus. Mist! Leon war definitiv der Falsche, um seiner Wut Luft zu machen. „Sorry!“, schob er hastig hinterher, noch bevor sich Leon umdrehen und antworten konnte. Was er auch nicht tat. Er blieb am Waschbecken stehen, Kai den Rücken zugewandt. Seine Schultern sackten nach vorne und signalisierten, wie sehr ihn Kais Frage traf.
    „Tut mir leid“, versuchte Kai zu retten, was es zu retten gab. „Aber ist doch wahr. Was denkt dieser Mann eigentlich, was wir sind? Männer, die lieber Frauen sein wollen? Hey, ich bin stolz darauf, einen voll funktionstüchtigen Schwanz zwischen meinen Beinen baumeln zu haben. Nur weil ich gerne Sex mit Männer habe, bin ich doch noch lange kein liebes Frauchen am Herd mit unwiderstehlichem Kinderwunsch.“ Verdammt. Sein Mundwerk machte sich gerade wieder selbständig.
    „Er meint es ja gar nicht so“, kam es kaum hörbar von Leon, ohne dass er sich umdrehte. „Ist halt so seine Art. Er denkt da nicht drüber nach.“
    „Sollte er aber“, schnaubte Kai. „Damit verletzt er dich ganz schön. Das hast du echt nicht verdient.“ Nun drehte sich Leon doch zu ihm um. Feuchtigkeit schimmerte verstohlen in seinen Augen und doch war sich Kai ganz sicher, dass er nicht weinen würde. Vor ihm würde Leon keine Schwäche zeigen. Kais Arme wollten sich um Leon schlingen. Sein Mund wollte sich auf diese wundervollen Lippen, seine Hände sich um das Gesicht legen. Alles in ihm wollte Trost spenden, Kraft geben, Sicherheit vermitteln. Sein Körper und sein revolutionierendes Herz schrien danach, Leon in die Arme zu schließen.
    „Ich komme damit schon klar“, brachte dieser hervor, testete ein Lächeln aus. „Bin es ja gewöhnt. Er ist eben so.“ Mühsam unterdrückte Kai ein überaus abfälliges Schnauben. Verflucht nochmal, wenn dieser Arsch nicht Leons Vater wäre, hätte ich gut Lust, ihn mir zur Brust zu nehmen und ihm sehr deutlich zu machen, dass auch ein Schwuler ein echter Mann mit einem kräftigen Schlag ist. Oh ja . Die Vorstellung half ein wenig, dämpfte seine Wut auf ein erträgliches Maß.
    „Los lass uns was essen“, lenkte Kai ab und setzte sich auch schon an den Küchentisch. Leon folgte ihm. Sie aßen mit Appetit und machten sich scherzend gegenseitig Komplimente zum Essen. Draußen vor dem Fenster fiel noch immer endlos der grauweiße Schnee zu Boden. Als Nachtisch zauberte Kai zwei Joghurts aus dem Kühlschrank und sie zogen sich damit zurück aufs Sofa.
    „Mein Bruder Bodo ...“, begann Leon unvermittelt, als er sich auf das Sofa gesetzt und ein Bein angewinkelt hatte, „... ist das genaue Gegenteil von mir.“ Unsicher warf er Kai einen Blick zu und lächelte scheu. „Naja, eben ein richtiges Muskelpaket“, erklärte er schmunzelnd. „Bodo ist so kräftig, dass er mal ein Pony nur mit seinen Armen eingefangen hat. So ein kleines Welshpony, der war im Winter auf die unbenutzte Koppel ausgebrochen.“ Leon kicherte. „Der trug kein Halfter und war natürlich nicht begeistert, als wir ihn wieder runterholen wollten. Bodo hat erst versucht, ihn mit Heu anzulocken und sich Racker dann einfach um den Hals geworfen, als er dicht genug

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