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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Hamburg fährt.“
    „Ich auch nicht und es ist mir verdammt egal“, schnaubte Kai, griff nach Joschis Jacke und drückte sie ihm in die Hand. „Irgendeiner wird schon fahren.“
    „Kai!“, protestierte Joschi, sträubte sich, als dieser ihn in Richtung Flur zu seinen Schuhen schob. „Du kannst mich doch nicht so einfach rausschmeißen.“
    „Doch, kann ich und werde ich“, versprach dieser entschlossen. „Ich fahre dich noch zum Bahnhof, von da musst du zusehen, wie du wegkommst. Mir langt es.“ Fluchend begriff Joschi den Ernst der Lage und schlüpfte in seine Schuhe. Die waren alles andere als wintertauglich, er würde sich bestimmt die Zehen abfrieren, doch es war Kai wirklich völlig egal. Joschi hatte den ersten Annäherungsversuch zwischen Leon und ihm gefährdet und daher kannte er keine Gnade.
    Mürrisch blickte Joschi zu Leon, der stumm im Eingang zur Küche stand und ein wenig verloren wirkte.
    „Tja dann, Kleiner“, verabschiedete sich Joschi mit einem verkniffenen Gesicht. „Ich hoffe du hast wenigstens noch viel Spaß mit Kai, wenn ich es schon nicht hatte.“ Leon senkte betroffen den Blick, die Hände ballten sich zu Fäusten.
    „Los jetzt!“ Kai schob Joschi energisch zur Tür hinaus. Eisige Kälte schlug ihnen entgegen und Joschi fröstelte. Er warf noch einen Blick zu Leon und verzog spöttisch den Mund. „Ein Tipp: Lass dich immer mit Kondom ficken, Kleiner. Nie ohne.“ Lachend stiefelte er durch den Neuschnee zu Kais Auto, doch die beißende Kälte trieb ihm das Lachen rasch von den Lippen. „Scheiße ist das kalt!“ Joschi versank bis zu den Knöcheln im Schnee. „Kai, wenn da kein Zug fährt, dann lässt du mich aber noch hier bleiben, oder?“ Flehend sah er zu diesem hinüber, der die Scheibe seines Autos mit dem Arm frei wischte.
    „Nein“, brummte Kai. „Du kannst mit deinem Arsch jemand anderem vor der Nase rumwackeln. Vielleicht erbarmt sich einer.“
    „Früher fandest du es ganz geil, wenn mein toller Arsch auf dir und deinem Schwanz rumwackelte“, konterte Joschi verstimmt. „Was ist nur mit dir los? Du hast dich ganz schön verändert.“ Kai antwortete nicht, schloss das Auto auf und Joschi sprang rasch hinein, kuschelte sich eng in den Sitz.
    „Schweinekalt“, kommentierte er und Kai ließ sich dazu herab, die Heizung auf volle Leistung zu stellen. Joschis bläuliche Lippen berührten ihn schon, doch dann erinnerte er sich daran, wie erschrocken Leon von ihm abgewichen war und jedes Mitleid erlosch schlagartig.
    „Früher hättest du den kleinen Schnuckel schneller flachgelegt, als der hätte gucken können“, brummte Joschi, streckte die manikürten Finger in Richtung des Gebläses und rieb sie. „Da ging es dir doch hauptsächlich um guten Sex. Da hast du selten was anbrennen lassen. Der Kleine da schreit ja geradezu danach, gefickt zu werden.“ Joschi beugte sich vertraulich zu ihm herüber. „Ich weiß schließlich, wovon ich spreche. Du bist verdammt gut im Bett.“
    „Das war früher“, gab Kai zurück, ignorierte Joschis Nähe und auch den angenehmen Duft, der ihm durchaus noch vertraut war. Seufzend wich Joschi zurück, kuschelte sich erneut in den Autositz und zog seine Jacke eng um sich. „Ja, das habe ich gemerkt. Schade“, brummte er. „Kai, der Stecher, ist also solide geworden.“ Missmutig brummelte er in den Kragen seiner Jacke. Kai ignorierte ihn.
    Vorsichtig fuhr er durch die winterlichen Straßen zum Bahnhof. Erst kurz davor seufzte Joschi erneut und warf ihm ein Augenzwinkern zu. „Du bist ganz schön in den Kleinen verschossen, was?“ Kais Herz setzte aus, sprang rasend wieder an und pochte viel zu schnell in seiner engen Brust. Wie zum Teufel hatte Joschi das herausgefunden?
    „Geht dich doch gar nichts an“, meinte er unfreundlich, den Blick starr auf die Straße gerichtet. Verdammt, verdammt, dieser Mistkerl hatte viel zu viel gesehen. Joschi seufzte noch einmal tief auf. „Schade, ich hatte gehofft, es würde eine spannendere Nacht werden.“
    „Pech gehabt“, knurrte Kai, während sein Puls raste. Er fühlte sich ertappt und ausgerechnet von jemandem wie Joschi. Wie gut, dass dieser seine Klappe gehalten hatte, als Leon noch dabei gewesen war.
    Etwas zu schwungvoll bog er auf den Bahnhofsparkplatz ein. Sein Auto schlingerte, doch er fing es rechtzeitig ab. Joschi keuchte erschrocken auf und Kai konnte sich ein Lächeln der Genugtuung nicht verkneifen. Er drehte sich zu Joschi und nickte auffordernd zum Bahnsteig

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