Meconomy
Fortschritten, „während der neugierige Generalist seine Fortschritte in Quantensprüngen misst. Nur der Letztere wird den Prozess genießen, nach Exzellenz zu streben.“
Ferriss selbst ist naturgemäß das beste Beispiel für diese Einstellung. Mit seinem ersten Buch hat er sich als Experte neuartiger Arbeitsmethoden präsentiert. Mit dem Geld aus den enormen Verkaufszahlen hat er sich als Investor in Technologie-Start-ups einen Namen gemacht. Zwischendurch hat er eine Leidenschaft für teure Teesorten entdeckt. Sein nächstes Buch aber beschäftigt sich konsequenterweise mit keinem dieser Themen: Es wird vielmehr davon handeln, wie man mit innovativen Trainingsmethoden und unkonventionellen Ernährungstipps seinen Körper in neue Leistungshöhen katapultiert.
Die besten Jobs sind noch gar nicht erfunden
Ferriss ist nicht nur ein gutes, wenn auch zugegeben extremes Beispiel dafür, was wir erreichen können, wenn wir bereit sind, ständig dazuzulernen. Er zeigt auch, dass permanente Veränderung zu beruflichem Erfolg führen kann. Manche – vor allem Jüngere – haben das schon verstanden und freuen sich hierüber. Johannes Kleske, den wir ja schon kennen, ist einer von ihnen:
Johannes, du bist Experte für Social Media, Gary Vaynerchuk – eine Galionsfigur der Selbstverwirklichung in der digitalen Ökonomie – ist Wein-Videoblogger. Beides Berufe, die es vor fünf Jahren noch gar nicht gab. Was bedeutet das für Berufswahl und Ausbildung – was sollen junge Menschen lernen, wie sich ältere weiterbilden? Versteht deine Familie, was du tust?
Johannes Kleske: Im Detail verstehen Teile meiner Familie sicher nicht, was ich mache. Das kommt vor allem auch daher, dass immer dann, wenn sie es verstanden haben, ich schon wieder etwas leicht anderes mache. Das liegt daran, dass ich nicht mehr an „Berufe“ glaube. Die Dinger, die man lernt und dann ein Leben lang ausübt. Meine „Berufswahl“ ist ein ständiger und nie endender Prozess. Meine Tätigkeiten entwickeln sich stetig weiter, weil meine Interessen und mein Umfeld sich ständig verändern.
Du bloggst und twitterst täglich, reist zu Technologietreffen durch die Welt, machst „nebenher“ noch einen regulären Job …
Kleske: Dieser komplexe Lebensstil ist Ausdruck meiner grundsätzlichen Herangehensweise an mein Leben. Ich hinterfrage ständig den Status quo und suche nach neuen Ideen, Dinge anders anzugehen. Mein Problem dabei: Ich kann mich nicht nur auf einen Bereich beschränken, weil mich viel zu viel interessiert. Wäre ich zum Beispiel einfach nur ein Social Media Stratege, wie es auf meiner Visitenkarte der Agentur steht, hätte ich genug Fokus, um mein Leben recht einfach und gerade zu halten. Aber da sind auch noch Themen wie zum Beispiel Stadtplanung, Retail, Kreativität, Kirche im 21. Jahrhundert, die Fashionindustrie oder die Zukunft der Arbeit, die mich faszinieren. Ich kann mich schlicht nicht für eine Auswahl entscheiden, weil das mein Wesen nicht zulässt. Und ja, diese Art zu leben führt auch manchmal dazu, dass ich mir vorstelle, wie ein Leben mit einem einfachen 9-to-5-Job, einem Abend vor dem Fernseher und dem Jahresurlaub auf Malle wohl wäre. Ich würde es wahrscheinlich geschätzte zwei Tage aushalten.
Florian Steglich, der Redakteur des deutschen Produktivitätsblogs Imgriff.com, stimmt ihm zu. Für ihn ist der Umstand, dass sich die alten Gewissheiten der Arbeitswelt auflösen, ein Grund dafür, dass das Interesse am Thema Produktivität in den letzten Jahren so zugenommen hat.
Florian Steglich: Die Frage, wie man sein Leben organisiert, ist natürlich nicht erst seit fünf oder fünfzehn Jahren relevant. Auch das Bestellen eines Weinbergs ist nichts, was man ohne Planung hinbekommt. Allerdings hat das, was immer etwas hilflos „Infoflut“ genannt wird, das Thema sicherlich dringlicher gemacht. Mit überfüllten E-Mail-Postfächern kämpft mittlerweile fast jeder, mit Web-2.0-Tools arbeiten nicht mehr nur die „Early Adopters“, örtlich und zeitlich verteilte Teams sind in vielen Jobs normal. Es gibt dieses schöne Video „Did you know 3.0“ mit der Information, dass die zehn gefragtesten Jobs im Jahre 2010 sechs Jahre zuvor, 2004, noch gar nicht existierten. Selbstorganisation wird wichtiger, wenn das Drumherum sich auflöst, und kann eine Konstante sein, wenn man sich in so vielen anderen Lebensbereichen ständig anpassen muss. Da stehen wir vielleicht nicht mehr am Anfang, aber wahrscheinlich auch
Weitere Kostenlose Bücher