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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Bildung trennen. Bildung dauert das ganze Leben über an. Jugend ist die Zeit für Erforschung, Reifung, Sozialisation.  
    Man könnte jungen Menschen erlauben, wie Google das mit seinen Ingenieuren tut, einen Tag pro Woche oder ein Seminar pro Semester etwas Eigenes zu schaffen: ein Unternehmen, ein Buch, einen Song, ein Kunstwerk, eine Erfindung. Jarvis: „Was käme dabei heraus? Großartige Dinge und mittelmäßige. Aber es würde die Studenten zwingen, größere Verantwortung für das zu übernehmen, was sie tun, und aus der Zwangsjacke der Uniformität auszubrechen. Sie würden Fragen stellen, bevor man ihnen die Antworten gibt. Es kann ihnen ihre Talente und Bedürfnisse offenbaren.“ Sie würden sich selbst erfinden, würden sich nicht zu sehr auf überkommene Institutionen verlassen, würden sich angewöhnen, lebenslang selbst zu lernen. Alles Fähigkeiten, die sie in der Meconomy brauchen werden.

Was in der deutschen Bildung falsch läuft  
    Lebenslanges Lernen, neue Arten des Lernens, Jobs, die noch gar nicht erfunden sind, aber in zehn Jahren zu den begehrtesten zählen werden. Die Frage stellt sich, wie das deutsche Bildungswesen hierauf reagieren muss. Werner Eichhorst, der Arbeitsexperte mit dem Facebook-Account, den wir weiter vorne im Buch schon kennengelernt haben, ist hierfür natürlich Fachmann. Und er hat einige Verbesserungsvorschläge, die sich interessanterweise durchaus mit manchen Ansichten der amerikanischen Lifestyle-Designer decken:

    Man sagt, die in zehn Jahren wichtigsten Berufe gibt es heute noch gar nicht. Können Schulen und Universitäten also aufhören auszubilden?
    Eichhorst: Im Gegenteil, wir müssen mehr tun, allerdings vermehrt in der Breite. Wir müssen durch eine sehr solide, generalistische Ausbildung jeden befähigen, im Berufsleben erfolgreich Fuß zu fassen. Mathematik ist wichtig, auch Fremdsprachen ... Wichtig dabei: Bildung muss ganz generell verstanden werden. Spezialisierung verliert eher an Wert. Eine frühe Spezialisierung ist eher tragisch, wenn man – wie wir es heute sehen – von einem beschleunigten Strukturwandel ausgeht.

    Wir müssen uns also auf lebenslanges Lernen einstellen, uns ständig neu erfinden?
    Eichhorst: Ja. Das Problem des deutschen Ausbildungswesens ist aber, dass es eine sehr starke Festlegung auf bestimmte Berufe und Branchen erzeugt, die man später kaum noch korrigieren kann. Es muss künftig dahin gehen, dass wir in der Ausbildung eine generalistische Basis bilden und später – eben nicht nur in den Anfangsjahren – Fachwissen durch Learning on the Job ständig erneuern, um sich ausreichend auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu können, sei es in der gleichen Firma, aber mit neuen Tätigkeiten und Technologien, sei es durch einen Wechsel von Arbeitgeber oder Wirtschaftszweig.

    Was kann der Staat tun, was der Einzelne?
    Eichhorst: Man kann Zweifel daran haben, ob die Politik allein diese Anforderungen abdecken kann. Sie vernachlässigt das Thema strukturell, und es ist auch von den Akteuren, die in dem Feld tätig sind, schwer zu steuern. Das bedeutet letztlich eine Aufforderung an den Einzelnen, sich zu behelfen und eigene Initiativen zu starten, anstatt auf den Staat, den Arbeitgeber oder die Sozialpartner zu warten. Es besteht natürlich die Gefahr, dass Menschen, die das nicht wollen oder können und sich der Problematik nicht bewusst sind, unter die Räder kommen. Die gesellschaftliche Spaltung wird damit verschärft.

    Lernen deutsche Schüler im internationalen Vergleich zu viel Goethe und zu wenig Rechnen?
    Eichhorst: Die Deutschen kennen oft ja weder ihren Goethe, noch sind sie wirklich in Mathe gut. Das ist aber weniger eine Frage von technischen Lösungen, sondern eher der pädagogischen Eignung von Lehrkräften. Es geht vor allem um eine verbesserte didaktische Vermittlung der Inhalte und ein Abspecken der superspezialisierten Dinge, vor allem in den Naturwissenschaften.

    Auch der deutsche Lehrertrainer Timo Off hat einige konkrete Verbesserungsvorschläge fürs hiesige Bildungswesen:

    Was bedeuten fragmentierte Identität und lebenslanges Sich-neu-Erfinden für die Bildung? Nutzen Schule, Uni, Ausbildung noch, oder müssen wir das selbst in die Hand nehmen?
    Timo Off: Das Bild einer fragmentierten Identität ist ja noch recht neu und als solches sicher nicht in der Bildung angekommen. Schule und Uni bilden immer noch aus, als ob es mono-beruflich durchs Leben ginge. Lernen als Grundhaltung, Schule oder Uni als Ort, an

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