Meconomy
bekannter Blogger habe ich bereits Projekte für mehr als 15000 amerikanische Schüler mit ins Leben gerufen – mehr dazu kann man auf der Website www.litliberation.org lesen. Außerdem errichten wir Schulen in Nepal, Vietnam oder Indien. Ich möchte auch alternative Bildungseinrichtungen in Ländern wie Afghanistan aufbauen, wo die Kinder sonst in Madrassen, den Koranschulen, zu Terroristen erzogen werden.
Ist Ferriss eitel, leidet er an Selbstüberschätzung? Natürlich. Aber diese Hybris entspringt aus einer Annahme, die in der Meconomy eine zentrale Rolle spielt: Spezialisten werden es in einer Welt, in der Wissen immer schneller veraltet, zunehmend schwer haben. Es lohnt, sich als Generalist zu sehen, von möglichst vielen Dingen zumindest soviel zu verstehen, dass man sie beherrscht – Perfektion ist dabei nicht nötig, das Streben danach manchmal eher hinderlich.
Generalisten wie er lernen konzentriert bis zu jenem Punkt, an dem die Fortschritte schnell kleiner werden. Manche Dinge erfordern ein Leben, um sie zu beherrschen? Unsinn, meint Ferriss: „Nach meiner Erfahrung und Recherche kann man in fast jeder Disziplin innerhalb eines Jahres Weltklasse werden.“
Warum ist das heute wichtiger denn je? In einer Welt voller dogmatischer Spezialisten sind es die Generalisten, die den Ton angeben. Ist der Geschäftführer ein besserer Buchhalter als der Finanzchef? Ist Apple-Chef Steve Jobs ein besserer Programmierer als der Entwicklungschef des Unternehmens? Nein, aber beide haben viele verschiedene Fähigkeiten und sehen die verborgenen Verbindungen zwischen den Fachbereichen. Die Generalisten, die das große Ganze sehen, sorgen für Innovationen und treffen die Entscheidungen. Ferriss: „Es gibt einen Grund, warum ‚Generäle‘ im Militär so genannt werden.“
Dazu kommt: Begabung ist nicht in erster Linie angeboren, sondern entsteht durch Übung. Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Malcolm Gladwell hat in seinem neuen Buch „Überflieger“ die Bedeutung von Förderung und Routine für die Entwicklung selbst spektakulärer Talente wie der Beatles oder Bill Gates betont. Auch der deutsche Autor Werner Siefer schreibt in seinem aktuellen Werk „Das Genie in mir“: „Talent ist erlernbar.“ Dies sei der am besten begründete Schluss, der sich aus den wissenschaftlichen Befunden ziehen lasse: „Ob Individuum oder Gesellschaft: Wer die Rolle der Begabung oder der Gene betont, vermittelt dadurch, dass Talente unveränderlich sind.“ Wer hingegen annehme, alles lasse sich lernen, werde sich anstrengen. Siefer: „Wer eine Lern-Haltung pflegt – als Individuum wie als Gesellschaft – der wird Lernen ernten.“
Auch aus psychologischen Gründen sollten wir versuchen, möglichst viele Dinge auszuprobieren und uns immer wieder neue Fähigkeiten anzueignen. In einer Welt, in der zumindest in den entwickelten Ländern die menschlichen Grundbedürfnisse mit einem niedrigen Einkommen befriedigt werden können, ist es ein Mangel an intellektueller Stimulation, nicht an übermäßigem materiellem Reichtum, der uns in Versagensgefühle und Depression treibt. Wer sich als Generalist sieht und mit seinem Leben experimentiert, verhindert diese Sinnkrise, wer sich übermäßig spezialisiert, befördert sie vermutlich. Langeweile bedeutet heute Misserfolg.
Zudem befördert Abwechslung intellektueller Spielplätze eine innere Sicherheit anstelle der Angst vor dem Unbekannten. Nur wer selbst viele Dinge ausprobiert, kann sich empathisch in unterschiedliche menschliche Eigenheiten hineindenken. „Die Alternative ist jene defensive Fremdenfeindlichkeit und Selbstgerechtigkeit, die typisch ist für Menschen, deren Identität von ihrer Position definiert wird oder von jener einen Fähigkeit, der sie aus Pflichtgefühl nachgehen anstatt aus Spaß“, so Ferriss.
Schließlich macht das Experimentieren mit unterschiedlichen Fähigkeiten und verschiedenen Lebensstilen „mehr Spaß, im ernsthaftesten existenziellen Sinn“ des Wortes. Der Generalist maximiert die Anzahl von herausragenden Erlebnissen in seinem Leben und genießt es, Dinge zu lernen, ohne dabei stets an den materiellen Gewinn zu denken. Dabei wird er automatisch jene wenigen Fähigkeiten entdecken, die perfekt zu beherrschen, ihm tatsächlich liegt. Der Spezialist, der sich selbst auf Eindimensionalität beschränkt, auf das Eifern nach einer unmöglich zu erreichenden Perfektion, verbringt Jahrzehnte in Stagnation oder mit minimalen
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