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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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noch nicht im Zenit.

Bildung mit YouTube und iTunes
    Im März 2009 startete die Video-Website YouTube einen neuen Service, der es noch einfacher macht, sich neue Fähigkeiten anzueignen, sein Leben zu verbessern, sich neu zu erfinden. Unter dem Titel EDU kann man hier Lehrfilme verschiedener amerikanischer Universitäten anschauen, thematisch sortiert in unterschiedlichen Kanälen. Auf der Startseite sind die meistgesehenen Videos aufgelistet, dazu gibt es ein alphabetisches Verzeichnis der Institute. Kurz zuvor war Academic Earth gestartet, eine Seite mit ganz ähnlichem Anspruch, auf der Vorlesungen aus Berkeley, Harvard, Princeton, Stanford, Yale und dem MIT weltweit und kostenlos abrufbar sind. Anders als iTunes, das unter dem Begriff iTunesU ebenfalls Lehrvideos verbreitet, sind die Inhalte bei Academic Earth aber frei verfügbar, also nicht nur mit Software von Apple abspielbar – man kann sie vielmehr herunterladen und anschauen, wann und wo man möchte, und darf sie sogar auf seiner eigenen Website oder in seinem Blog einbinden. Nie zuvor war es einfacher, den weltbesten Wissenschaftlern zuzuhören und zuzusehen – und das umsonst. Deutsche Universitäten sind leider nicht vertreten. Ebenso wenig wie bei der Website Ehow, auf der Spezialisten ihr Fachwissen veröffentlichen und eine Redaktion die Inhalte vor Veröffentlichung prüft, die meisten Videos jedoch auf Englisch sind.
    Doch auch hierzulande gibt es einen großen Trend, das Internet zu nutzen, um etwas zu lernen, um besser zu werden. Etwa jeder Fünfte in Deutschland setzt auf sogenanntes E-Learning und bildet sich am Computer weiter. Zwei Vorteile sind dabei fürs Medium einzigartig und historisch einmalig: Die Produktion von Inhalten und der Vertriebsweg sind extrem einfach zu handhaben, günstig bis kostenlos, nahezu flächendeckend und vor allem zeitversetzt nutzbar. Niemand muss mehr zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort fahren, um das einmalige Expertenwissen einer Person anzuzapfen. Theoretisch muss auch der Lehrende selbst nicht mehr sein Büro oder seine Wohnung verlassen, um Wissen zu teilen. Der zweite Vorteil: Online können auch jene Experten ihr Wissen teilen, die nicht an Unis unterrichten, und es kann sich ein Netzwerk aus Schülern und Lehrern, aus Wissenden und Betroffenen bilden, die sich gegenseitig Tipps geben, weiterhelfen und motivieren.
    Ein paar Beispiele: In der Videocommunity Lingorilla treffen sich Menschen virtuell, um gemeinsam Sprachen zu lernen. Dabei vermitteln nicht nur Lehrvideos Sprachkenntnisse: Durch das gemeinsame Lernen in Gruppen oder mit einem Sprachpartner wird das Erlernte praktisch angewendet und überprüft. Das Ratgeberportal Hausgemacht.tv zeigt Videos mit selbst gefilmten Tipps zu zahlreichen Problemen. Hier verrät die 81-jährige Johanna Hausmittel gegen Krankheiten, Kosmetikerinnen zeigen Schminktechniken, und Familienväter erklären dem Nachwuchs, wie man sein Fahrrad repariert. Zur Illustration der Bandbreite der jetzt schon online verfügbaren Seminare: Die MIT-Vorlesungen bei YouTube beschäftigen sich auch schon mal mit Quantenmechanik.  
    Die Marginalkosten einer qualifizierten Ausbildung gehen zunehmend Richtung null. Bildung wird erschwinglich, das ist für Menschen in unterentwickelten Ländern ebenso relevant wie für sozial Schwache in Industrienationen. Diese neue und bemerkenswerte Entwicklung wird möglich dank Initiativen wie der „OpenCourseWare“ des MIT und dem Projekt „Flat World Knowledge“, das von Experten verfasste digitale Lehrbücher umsonst anbietet, nur für die Papierversion Geld verlangt und bereits an diversen amerikanischen Universiäten verwendet wird. Oder der „University of the People“, einem gemeinnützigen UN-Projekt, das per Internet und Social Media Online-Kurse und die Weitergabe von Wissen unter Studierenden fördert, die sich diese Ausbildung normalerweise nie leisten könnten. Bildung kann also nahezu kostenlos sein, denn es liegt in der Natur von Wissen und Informationen, dass sie – einmal in Form gebracht – kostenlos digital verbreitet und immer wieder konsumiert werden können.
    Man darf davon ausgehen, dass wir hier die ersten zarten Gewächse einer dramatischen Umwertung dessen sehen, was wir unter Bildung verstehen und wie wir diese erfahren. Der amerikanische Medientheoretiker und Uni-Dozent Jeff Jarvis, dessen Thesen aus „Was würde Google tun?“ wir früher im Buch schon begegnet sind, hat sich darüber Gedanken

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