Meconomy
dem man als Schüler gerne ist, weil Lernen eine erfüllende, Sinn gebende Tätigkeit ist, ist noch zu selten. Die Haltung, „wir lernen das, weil es im Lehrplan oder im Lehrbuch steht“, gibt es leider immer noch. Weiterhin wird es für die speziellen Interessen des Einzelnen nach Schule, neben Uni und Ausbildung einen weiteren Markt geben. Denn Schule wird nicht alles anbieten können.
Du arbeitest auch im Bereich der Schulentwicklung. Was müssen Politik und Bildungsinstitutionen jetzt tun? Was muss sich ändern?
Off: Seit der empirischen Wende in der Schul- und Unterrichtsentwicklung ist die Qualitätsdiskussion voll im Gange. Endlich unterhalten wir uns darüber, was wir von unseren Schülern erwarten, wenn sie nach neun oder zehn Jahren einen Abschluss erhalten. Es geht bei diesen Abschlüssen um Eintrittskarten in die Zukunft, die wir da vergeben. Auf allen Ebenen gibt es dann etwas zu verbessern: individuelleres Fordern der Schüler, bessere Differenzierung im Unterricht und noch mehr wirkliche Fragestellungen in der Schule. Damit meine ich: weniger Lehrbuch abarbeiten und mehr echte Projekte aus dem Leben erarbeiten. Und die sogenannten „Neuen“ Medien haben bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel – da kann man in der Schule sicher noch zulegen, damit zuerst die Lehrer fit sind. Dass gerade viele junge Lehrer kompetent mit Tools aus dem Web 2.0 oder dem Computer allgemein umgehen, zeigt, dass sich hier einiges tut.
Aber auch wenn sich vieles verändern wird und verändern muss, bedarf es natürlich auch in der Zukunft kompetenter Lehrer – mehr denn je sogar. Natürlich kann keine Fachqualifikation allein aus dem Anschauen von Internetvideos entstehen. Mit derartigen Hilfsmitteln wird man vielleicht seine Fremdsprachenkenntnisse verbessern – ein Chirurg oder Pilot sollte intensiver ausgebildet sein. Oft wissen wir nicht, was wir nicht wissen, und gerade eine gesunde Allgemeinbildung wird in Zukunft von Schulen und Universitäten vermittelt werden müssen. Dafür wäre reines E-Learning ein schlechter Ersatz. Auch die zwischenmenschlichen Fähigkeiten erlernen Kinder nur in Interaktion mit anderen unter Aufsicht eines Erwachsenen, der die Regeln vorgibt. Dies infrage zu stellen, wäre technooptimistischer Irrsinn.
Doch in Fällen, wo wir klar umrissene neue Fähigkeiten erwerben wollen – wie schneidet man ein Video mit Final Cut Pro, wie spricht man die ersten Worte Französisch –, können wir sehr wohl Bücher, Videos und Websites nutzen, um uns selbst etwas beizubringen. Übers Internet können wir uns theoretisch auch die besten Lehrer aussuchen – egal, wo diese sind. Ein neuer Marktplatz der Ausbildung würde entstehen. Websites wie Spickmich.de, auf denen Schüler Lehrer benoten können, sind da erst der Anfang. Es können neue Bildungsmodelle entstehen, Jarvis nennt zum Beispiel die Lehre im Abo: „Ich abonniere einen Lehrenden oder eine Institution und erwarte, dass sie mich im Lauf der Jahre mit neuen Informationen, Herausforderungen, Fragen und Antworten füttern.“ Universitäten könnten ihren Absolventen Auffrischungen und Updates anbieten. Bildung könnte eher einem Club ähneln als einer Klasse.
Einiges muss sich ändern im Bildungswesen der Meconomy: Schulen sollten weniger Fakten auswendig lernen lassen, denn auf Fakten kann ich jederzeit per Onlinesuche zugreifen. Viel wichtiger wird die Fähigkeit, Quellen zu finden, Authentizität und Glaubwürdigkeit zu bewerten. Universitäten müssen sich fragen, ob es immer nötig ist, Studenten und Professoren im selben Raum zu versammeln. Viele MBA-Programme, an denen meist Berufstätige teilnehmen, schaffen es ja auch, die begrenzte Zeit, die diese Studenten haben, möglichst intensiv zu nutzen und ansonsten viel aus der Entfernung und mit selbstständigem Lernen zu regeln. Die Berlin School of Creative Leadership beispielsweise treibt das auf die Spitze, indem sie ihren Studenten ermöglicht, sich in verschiedenen Städten rund um die Welt zu treffen – wenn sie sich denn schon mal treffen –, sodass sie sich mit lokalen Experten austauschen können. Eine derartige Jet-Set-Bildung ist natürlich weder für jedermann finanzierbar noch ökologisch wünschenswert, aber sie zeigt, dass das alte Modell – um acht Uhr sitzen alle im Seminarraum – nicht ohne Alternativen ist.
Wie werde ich arbeiten?
„Ask yourself: What do I want to do every day until the rest of my life? Do that! I promise, you can monetize that
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